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adolf_reichwein

„Nürnberger Trichter“ war der alte Begriff, den die neuen Lerngruppen des Wandervogel schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts in ihrer europäischen Bewegung als alten Denkfehler der Lehrer und Schulen entlarvten und mit einer Bewegung zu neuen Medien und eigenen selbstorganisierten „Arbeits-Lagern“ entwickelten (ja, erst die Nazis pervertierten den neuen Ansatz gemeinschaftlichen Forschens!)

Adolf Reichwein entwickelte die historische Zeitleiste in den Klassenzimmern als gemeinschaftliche Arbeit und den Schul-Film, er kam aus dem Wandervogel und beschäftigte sich mit den Formen der Reformpädagogik, am Ende sollte er in einer Regierung nach Hitler zum Kultusminister werden, was ihm den Tod 1944 in Plötzensee brachte. https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Reichwein

http://fairmuenchen.de/wandervogel

Wandervogel und Natur

Auslöser waren Erzählungen und Geschichten von jungen Lehrkräften, die darüber schrieben, von jungen Leuten, die einfach los zogen: Aus der Stadt hinaus, trampen, andere Länder sehen, Europa mit den Sinnen erobern, Naturbeobachtung, Fotografie, Kanufahren, Schwimmen … Veganismus und Frei-Körperkultur, Arbeits-Gemeinschaften und Zeltlagern.

Arbeitsgemeinschaften als neue Lernform

Zwei Versionen der Schule gab es schon in jener Zeit: Die militaristische Zucht der Lateiner oder die dialogische „Judenschule“, die hauptsächlich die Jungs auf den Umgang mit den Diskussionen der Thora vorbereitete. Der Adel, der Königshof und das reiche Bürgertum hatte daneben noch ein System des Privat-Unterrichtes, das manche wandernden Scholaren beschäftigte.

Die Reformpädagogik arbeitete, vor allem in den Initiativen um Adolf Reichwein, mit den neu entwickelten Strukturen von Arbeitsgemeinschaften: Der Ehrgeiz lag darin, mit den anderen Teilnehmenden eine Arbeits- und Lernsituation zu schaffen, die Hand, Herz und Hirn und alle Sinne anspricht und dabei gemeinschaftlich das Erlernte und neu Erforschte dokumentiert.

Reichwein war Zeit seines Lebens ein typischer Wandervogel geblieben, hatte eine Weltreise gemacht und eine Volkshochschule geleitet, aber auch reformpädagogisch mit Schülern gearbeitet und war im Kreisauer Kreis als Kultusminister einer Regierung nach Hitler vorgesehen. Die Teilnahme an Treffen dieses Kreises führte zu seiner Hinrichtung am 20. Oktober 1944. wikipedia

Stolperstein Adolf Reichwein auf wikimedia und http://fairmuenchen.de/wandervogel

In manchen Klassenzimmern ist seine historische „Zeitleiste“ auch heute noch zu sehen: Die Jahrhunderte „unserer Kultur“ in einer langen Reihe mit den wichtigsten Ereignissen und ausgeschnittenen Bildern von den Schülern selbst gestaltet: So prägen sich Daten und der Überblick im Tun und in der verantwortlichen Mitwirkung ein;

und alle kennen aus dem Unterricht die Filme mit dem Abspann F-W-U: Reichwein hatte sich in der Reichs-Vorgänger-Institution für eine eigenständige Rolle des Films eingesetzt, hatte die Verwendung der 16mm-Filmprojektoren in den Schulen eingeleitet.

Dass das Wort „Arbeitslager“ einmal eine innovative positive selbstorganisierte Einrichtung war, ist nach den Nazi-Missbräuchen aller Ideen auch nicht mehr leicht vorstellbar, macht aber die Veränderung deutlich:

Hier kamen Studenten, Jungarbeiter und Jungbauern aus allen politischen Lagern zusammen, um gemeinsam eine Lösung der Wirtschaftsprobleme im Waldenburger Notstandsgebiet herbeizuführen.[2] „Arbeiterleistung und Arbeitereinkommen“, „Konsumgewohnheiten“ und „Verkehrsfrage in der Auswirkung auf die Preisbildung“ waren einige der behandelten Themen. wikipedia.org/…Löwenberger_Arbeitsgemeinschaft

Sieben Jahre später war der Begriff „Arbeitslager“ die Drohung des nun übergriffigen Staates im Reichsarbeitsdienst geworden, nicht mehr die Sammlung für fortschrittliche Ideen, und auch nicht mehr der Freiwilligen-Arbeits-Dienst FAD, der in den folgenden Jahren noch gemeinnützig gearbeitet hatte.

Die Arbeit von Reichwein wird aktuell gewürdigt:

Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte zeigt Eindrücke und Materialien zur Jugend- und Lebensreformbewegung vor gut 100 Jahren, die Brandenburger Wandervogel-Ausstellung in Potsdam siehe http://befreiungsbewegung.fairmuenchen.de/brandenburger-wandervogel-ausstellung-in-potsdam

adolf_reichwein.txt · Zuletzt geändert: 2022/01/06 12:01 von fritz