Ein Beispiel einer aktivierenden Befragung aus der Gedankenwelt von Paulo Freire
Eine Gruppe der Katholischen Landjugend geht in einen anderen Ort und befragt die Menschen zum Leben im Ort. Für einen Tag nach der Befragung (z.B. übernächsten Mittwoch) wird zu einem Dorfabend eingeladen, an dem alle Ergebnisse zusammengefasst vorgestellt und diskutiert werden sollen. Alle wichtigen Leute im Dorf werden befragt, es wird auch befragt, wer sonst noch befragt werden sollte.
Am Dorfabend sind alle gespannt, was die anderen gemeint hatten, zum Leben im Dorf, den Berufsmöglichkeiten, Verkehrsbedingungen, Kinder- und Schülerleben, was gemeinsam geschehen könnte oder warum nicht. Als Dank befragt die Dorfjugend das andere Dorf …
Die Methode wirkt aktivierend, weil auch gefragt wird, was die Leute selbst tun möchten und zusammen mit anderen unternehmen würden, was in den verschlafenen und aussterbenden Dörfern, manchmal auch zerstritten, sonst nicht losging.
Wie würde eine solche Befragung die Seminare in der Hochschule verändern? Wie ist der Unterschied zu den Befragungen, die ihr bisher kennengelernt habt?
Auf eine aktivierende Befragung darf auf keinen Fall passieren: Passivierende Methoden: Wir machen das für euch …
Aktivierende Befragung einer Gruppe: Zeitlich vereinbarte Mitarbeit in einem Projekt mit dem Angebot einer gemeinsamen Reflexion von EURER Seite: Wie habe ich die Gruppe erlebt: In Zusammenarbeit, Rollen, Außenwirkung …
„Dialog als Begegnung zwischen Menschen zur 'Benennung' der Welt ist eine grundlegende Voraussetzung ihrer wahren Humanisierung.“ (Paulo Freire: Pädagogik der Unterdrückten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1973, S. 116)
Das ist natürlich ein Titel, an dem man beinahe zwangsläufig hängen bleibt.
Der Pfarrer Alfred Ragotzky befragte im Jahr 1869 in Berlin 100 inhaftierte Frauen, die eines gemeinsam hatten: sie waren wegen Prostitution verhaftet worden.
Und dieser Gefängnispfarrer wollte nun wissen, warum die Frauen Prostituierte geworden waren, er fragte sie deshalb nach Elternhaus und Familie, nach Ausbildung und Arbeitsstätten, nach Wohnsituation und Freizeitbeschäftigungen, nach ihren ersten Begegnungen mit Männern und wann und warum die Frauen mit der Prostitution begonnen hatten.
Ihm war aber auch wichtig, wie die Prostituierten aktuell lebten, was sie verdienten und ob sie Schulden hatten, ob sie unter Geschlechtskrankheiten litten und schon einmal schwanger gewesen waren, wie ihr Verhältnis zu Zuhältern, Kolleginnen und Vermietern war und welche Zukunftspläne sie hatten.
weiter in der 3. Reihe der http://www.scienceblogs.de/historikertag/buchnotizen.php
Häusler, Michael und Bettina Hitzer (Hrsg.): Zwischen Tanzboden und Bordell. Lebensbilder Berliner Prostituierter aus dem Jahr 1869, Berlin 2010.
Noch mal nachforschen: Der Link
Ergebnisse und Gedanken zur Klima-Umfrage im Tollwood-Weltsalon
Viele der Antworten hatten mit „zu wenig Zeit / zu wenig Geld“ zu tun, was wir einerseits als Ausrede ansehen können, was aber auch Ausdruck von Bequemlichkeit, Orientierungslosigkeit, Resignation, Apathie sein kann: Laß mich in Ruhe!
aus der Apathie kommen:
Bei Saul Alinski, der das Community Organizing entwickelte, fand ich:
Sich der Aufgabe zu stellen, Bürgerorganisationen aufzubauen, heiße, in eine chaotische, irrationale Welt einzutauchen und zu versuchen, dortselbst schlüssig zu handeln.
Eine Veränderung könne es nur geben, wenn man diese Apathie durchbricht und die organisierte Nichtbeteiligung ihrerseits desorganisiert. Dies geschehe durch die Sichtbarmachung der Konflikte, durch die Freilegung der Ressentiments (Vorbehalte, Ärger) und durch Provokation.
Eine weitere wichtige Rolle spiele das präzise Verständnis der gegebenen Machtverhältnisse, die wiederum nur den Gebrauch von Macht verändert werden können. (s. 130 f)
in Peter Szynka, Theoretische und Empirische Grundlagen des Community Organizing bei Saul D. Alisky (1909-1972) - Eine Rekonstruktion- Akademie für Arbeit und Politik Universität Bremen 3/2006 für 10 Euro http://www.fo-co.info/ http://www.fo-co.info/Szynkatexte.htm
die Hochschule ist auch dabei: http://www.muenchenfuerklimaschutz.de
die grundlagen der methode / unsere anwendung
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systeme und ihre schutz-mechanismen
motivationen freilegen