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[LI] QueerUferlos: Darkroom und Dunkelfeld, Teil 1 - Teil 2 folgt am 3. Do, den 19.1.23 auf Radio http://lora924.de auch im Netz: Worüber die Queeren Stimmen schweigen ...

Sind wir jetzt alle Queer?

In den angelsächsischen Ländern braut sich schon eine Gegenbewegung zusammen, die auch als „Just Gay“ in Münster einen Start bekommen hat: http://Schwulissimo.de Januar-Ausgabe 2023.

In den vergangenen Wochen und Monaten gab es eine ganze Menge queere Ausstellungen in München: vom Amerika Haus zu Trans* bis Hirschfeld und bis zum Haus der Kunst mit dem Forum Queeres Archiv und jetzt im NS-Dokuzentrum, wo aktuell erzeugte Kunst die Standard-Ausstellung bis Mai 2023 belebt und ergänzt und eine Ausstellung im ersten Stock die Jahre zwischen 1900 und 1950 die Elemente des queeren Lebens damals als enorm innovativ sichtbar machen.

Bei all der freundlichen Aufmerksamkeit für lesbisches und schwules Leben, für Trans (denn Bisexualität bleibt meistens noch ausgespart) entsteht mir ein seltsames Gefühl, denn mindestens zwei Bereiche fehlen massiv:

Der Darkroom und das Dunkelfeld

Darkroom ist mein Symbol für alles heimliche, für den Fetisch, für das nicht in die Öffentlichkeit zu bringende, weil es die Heimlichkeit der Sexualität der früher verbotenen Begegnung, der geschlossenen Aufmerksamkeit braucht.

Dunkelfeld meint den großen Bereich der nicht gelebten Sexualität, der heimlichen Träume, der versteckten Bedürfnisse, denn wo sind die schwulen Lehrer, die queeren Beamten und Polizisten, die lesbischen Lehrerinnen, wo sind die Menschen, die den ganzen Alltag queer versteckt leben?

Ein Christopher Street Day (CSD) kann nur einen ganz kleinen Teil sichtbar machen, und es sind nicht nur die Münchner, die ihn feiern, sie sind nur ein ganz kleiner Teil, dafür kommen aber viele Freundinnen und Freunde aus dem ganzen Münchner Umfeld, aus Bayern, aus Deutschland, um in München in der Fußgängerzone etwas darzustellen, was der normale Münchner, der normale Homosexuelle Münchner, die normale Homosexuelle Münchnerin nie zeigen würde,

aber gefeiert mit einigen StadträtInnen und Oberbürgermeister stellen sie ein Bild dar, das nirgends stimmt außer im Bier-Ausschank, eine Community-Inszenierung. Die Inszenierung und ihre Selbstdarstellung, ganze bunte Zeitschriften voll, mit teuerster Zielgruppen-Werbung, denn die doppelten Einkommen meist ohne Kinder haben Kaufkraft und Tourismus-Magnetismus und Vorreiter-Rolle. Mit Musik: http://fairmuenchen.de/darkroom-und-dunkelfeld-do-5-1-23-und-do-19-1-23-auf-radio-lora-muenchen-924

Hilfen aus dem Dunkelfeld: Bestärkungen

Bildungseinrichtungen denken oft nicht - wie inzwischen viele Konzerne, die auch beim CSD auftreten - an eine Bestärkung der Diversity in den Reihen ihrer Mitarbeitenden, die eine höhere Identifikation mit der Arbeit, dem Kollegium und dem Träger ermöglichen, wenn die ganze Person angesprochen ist.

Von staatlichen Stellen wird solches - in Bayern - noch gar nicht mitgedacht? Wir fragen nach …

Das Dunkelfeld im Gespräch: Donnerstag 19.1.2023 ab 21h auf Radio http://lora924.de in der Redaktion http://queeruferlos.de

§175 und die Verfolgungsgeschichte

Die Religionen des eifersüchtigen 1-Mann-Gottes hatten alle Beschäftigungen mit der Sexualität des anderen Mannes unter Strafen gestellt, die Nazis wollten das - nach der Hetze aus der SPD gegen die mit Ernst Röhm schwul dominierte SA - nach der „Nacht der langen Messer“, in der Ende Juni 1934 mehr als 100 Gegner der Nazi-Herrschaft ermordet wurden.

Die Sexualität der Frauen war noch kaum entdeckt, die reaktionären Parteien wollten sie in den 1920ern auch noch gesetzlich reglementieren, aber das kam in den Auseinandersetzungen nicht mehr zustande.

Der §175 stammte aus dem preußischen Strafrecht, das in Bayern erst nach dem Beitritt zum deutschen Reich gültig wurde, ausgerechnet durch den heimlich schwulen König Ludwig II, der für seine Schlösser Millionen dafür aus Bismarcks „Reptilienfonds“ erhielt.

Der §175 wurde Herbst 1934 verschärft und es gab erste Razzien in München, mit Gefängnis oder Konzentrationslager; Der §175 wurde 1945 nicht gestrichen, und seit der Zeit Adenauers öfter und weiter angewandt im Postfaschismus, der mehr Leute verfolgte und verurteilte, als das „3.Reich“ (allerdings mit tausendfach tödlichem Ausgang) schaffte, „die ansteckende Krankheit auszurotten“.

Die „Krankheit“ Homosexualität wurde erst 1992 aus dem Internationalen Verzeichnis IDC der Krankheiten gestrichen, nachdem ein Arzt mit einer Papiertüte über dem Kopf auf einem Kongress die Forderung dazu gestellt hatte: Bis dahin konnten Ärzte und Psychoanalytiker wegen „unausgereifter Persönlichkeit“ die Fähigkeit zur Berufsausübung abgesprochen werden … IDAHOBIT und Wikipedia

Befreiungs-Bewegungen

„Das Lambda (λ), das Symbol für libertas (lat. „Freiheit“) als Gleichberechtigung und dadurch Namensteil und/oder Symbol mehrerer lesbisch-schwuler Organisationen und Veranstaltungen wie: Lambda Legal: LGBT & HIV – US-Bürgerrechtsorganisation (1971/1973), Jugendnetzwerk Lambda: Bundesweiter Jugendverband für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender (1990) oder Rechtskomitee Lambda (RKL): Lesbisch-schwule Bürgerrechtsorganisation in Österreich (1991).“ https://de.wikipedia.org/wiki/LGBT-Symbole

Bisexualitäten

Ein noch regelmäßig unterschlagenes Thema, eine der zuletzt führenden Buchveröffentlichungen auf http://queer.de /Rubriken /Buch:

Das B in LGBTI ist gewohnheitsmäßig schnell gesagt, aber fast nie richtig mitgemeint. Noch schlimmer: Bisexuellen Menschen wird ihre sexuelle Orientierung oft abgesprochen und/oder sie werden mit Vorurteilen belegt und abgelehnt.

Die gesellschaftliche Debatte über Bisexualität hinke der Akzeptanz von Homosexualität etwa 30 Jahre hinterher, meint Julia Shaw. Deshalb hat die in Deutschland geborene Rechtspsychologin das Buch geschrieben, das ihr als bisexueller Frau als „Atlas der Bi-Welt“ gefehlt hat.

„Bi – vielfältige Liebe entdecken“ (..) ist das erste populärwissenschaftliche Buch zum Thema in einem großen Verlag – und damit ein echter Meilenstein. ➤ „Biphobie erleben wir vor allem in der queeren Community“ (28.05.2022)“ https://www.queer.de/detail.php?article_id=44197

Fetische und sexuelle Orientierungen

Was wir dazu verraten, ist noch offen: Rat und Tat konnte da früher offen dazu fortbilden.

"Benedikt war also kein harmloser religiöser Spinner, 
der der einfach nur dummes Zeug über Homosexuelle in die Welt setzte, 
was man nicht weiter ernst nehmen musste. 
Er machte mit seinem Die-Homos-sind-das-Übel-der-Welt-Wahn bitterböse Politik.

https://www.nollendorfblog.de/?p=13024

"In vielen Ländern der Erde wird Homosexualität streng bestraft, oft mit dem Tod. 
Die katholische Kirche unterstützt diese Länder darin, indem sie deren Recht verteidigt, 
Homosexualität zu bekämpfen: Mit dem Argument, Staaten müssten das Recht haben, 
„gewisse sexuelle Handlungen“ zu regulieren 
und gewisse „sexuelle Verhaltensweisen“ per Gesetz zu verbieten. 

Der Vatikan kämpft gegen die Erklärung „Gewaltakte und Menschenrechtsverletzungen 
wegen der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität verhindern“ im UN-Menschenrechtsrat. 
Er stellt sich somit klar gegen alle EU-Länder 
und auf die Seite aller Homosexuellen-tötender Diktaturen.

Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber … Das Nollendorfblog https://www.nollendorfblog.de/?p=13024

Darkroom: Nicht beleuchtetes Hinterzimmer / Keller in schwulen Bars und Saunen, in denen eher eine tastende /taktile Verständigung stattfindet. Früher wurde in Saunen auch kaum (laut) gesprochen. Wie in den Kirchen.

Dunkelfeld: Begriff aus der Soziologie, für die nicht beleuchteten / sichtbaren Bereiche eines Untersuchungsgegenstandes

In the closet: Im Wandschrank leben

Die amerikanische Literatur war vorbildlich und das Wort „coming out“ meint das mutige Verlassen des Wandschranks, und wurde in die deutsche Fassung übernommen: Gegenüber wem „kommst du heraus“ damit?

Im Gegensatz zum Outing, das einem Andere antun, wie Rosa von Praunheim bei Biolek und Kerkeling, als diese sich nicht zur Aids-Koalition stellten, als öffentliche Fernsehstars, von denen der Umkreis Bescheid wusste: Die Presse hatte die Zuverlässigkeit, darüber nicht zu schreiben, so lange nicht jemand selbst etwas gesagt hatte. Die meisten Mitarbeitenden in den Ausstellungen und Museen halten sich noch an die Regel.

Aber wenn das Zusammenleben und -wirken von Erika Mann und Therese Giehse mit Worten wie lesbisch / Geliebte / Lebensgefährtin beschrieben wird, sind das Zuschreibungen von außen, die so ungenau wie „verheiratet“ und geschieden sind, standesamtlich, aber ohne Aussage des Zusammenwirkens, denn die Beziehungen Erikas wären eher als bisexuell einzuordnen?

Wen geht es an?

Es braucht andere Ausdrucksweisen des Zusammenlebens, denn auch die vor 100 Jahren anstößige Art, „wild“ oder in geschiedener / zweiter Ehe zu leben, gehört zum alten Märchenland der jüdisch-christlichen Himmels- und Höllenbilder.

Signale setzten wollen

Früher gab es in der eingeweihten Schwulenszene einen Hals- und Taschentuch-Code, der signalisierte, wie die (derzeitige) erotisch-sexuelle Orientierung ist: Aktiv (links, beim Herzen) oder passiv, Fetische in den Farben und Mustern,

am Revers aber auch das griechische Lambda und den rosa Winkel, auch bei Act up und dann die Aids-Schleife, die Verwandte / Allies in allerlei Farben (Krebs etc.) hat.

Heute gibt es vielerlei Fahnen des Regenbogens, und Signale an Kneipen und Läden, die den Eingeweihten sagen, was hier bevorzugt ist:

Die vielen LGBT-Symbole haben noch das Einhorn und im Hintergrund in der Diskussion den Haifisch, die in manchen Internet-Communities verbreitet sind.

darkroom_und_dunkelfeld.txt · Zuletzt geändert: 2023/01/11 17:36 von fritz