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forumtheater

Der Kollaps kommt in kleinen Schritten: Corona, Grippe, Schnee und Eis legen den Raum München und Oberbayern bis Niederbayern und Stromversorgung in der Oberpfalz lahm, nur U-Bahnen fahren noch, s-Bahnen und Fernverkehr sind eingestellt: Kaputtgespart, von Bezahlung, Personal bis Struktur …

Anfang November bringt immer die kritischen Tage: Gedenken und Kälte, Krankheiten und Politik … http://fairmuenchen.de https://piped.kavin.rocks/results?search_query=augusto%20boal%20theater%20of%20the%20oppressed

Worin besteht das kulturelle Erbe einer diversen, regionalen Gesellschaft und wie könnte es im Gegenwartstheater verhandelt werden? „Positive Grundstimmung für Veränderungen“ – Zukunftswerkstatt im Staatstheater Braunschweig https://zukunftswerkstaetten.org/2023/07/21/positive-grundstimmung-fur-veranderungen-zw-im-staatstheater-braunschweig

Forumtheater ist die zentrale Methode im Theater der Unterdrückten von Augusto Boal auf Grundlage der Bewusstseinsbildung und der Befreienden Pädagogik von Paulo Freire als Kritische Praxis zur kritischen Theorie.

Forumtheater kam in der Zeit des europäischen Exils von Augusto Boal in den 1970er-Jahren mit ihm nach Frankreich, wo er plante, ein Zentrum zur Heilung von Autoritäts- und Erziehungsschäden aufzubauen und in Workshops zuerst für Theaterleute nach Deutschland. Vor allem das Forumtheater hat nach der Arbeit mit Schauspielern Eingang in die politische Bildung gefunden und wird inzwischen in etwa 70 Ländern weltweit praktiziert. https://kritische-praxis.blogspot.com/2021/02/forumtheater-ist-die-praxis-zur.html

Auch beim Forumtheater sehen wir auf die dunkle Seite, die uns klare Hinweise auf brenzlige Themen für's Publikum gibt: Wir bringen sie mit dem Publikum durch eine Joker-Figur in den Dialog: https://de.slideshare.net/FritzLetsch/cto2

Wieder mal im Theater angekommen

Immer öfter tauschen nun Inszenierung mit der Möglichkeit, das Publikum zu beteiligen, in den „offiziellen Theatern“ auf, die ihre neueren Räume nicht mehr fix wie im Kino bestuhlt haben:

Aber auch in der Kirche?

BESSER STREITEN LERNEN: FRAUENKIRCHE PLANT NEUES FORMAT „FORUMTHEATER“

„Dresden - Streit ist per se gut. Der Austausch von Meinungen ist Ausdruck von Demokratie und wichtig für eine offene Gesellschaft. Doch gibt es auch den vergifteten Streit - gerade in Dresden bei Dresdner Themen.

Die Frauenkirche versteht sich seit jeher als Ort der Begegnung und des friedlichen Meinungsaustausches. Im gesunden Streit gemeinsam Lösungen finden, das ist ein Anliegen der Stiftung Frauenkirche: Für das Format „Forumtheater“ werden nun Teilnehmer gesucht.

In Dresden werde gern und viel diskutiert, ja gestritten, heißt es im Aufruf der Stiftung Frauenkirche. Es gehe ums Gendern, um Flüchtlinge und Klimawandel, aber auch um das „richtige“ Erinnern an den 13. Februar, um Bauprojekte oder städtische Ressourcen. In einer aktiven Stadtgesellschaft solle das auch so sein.

Doch hätten sich Fronten verhärtet. Je polarisierender aber die Konflikte in der Stadt, umso schwieriger seien sie friedlich auszutragen. Um dies dennoch zu versuchen, greift man auf das vom brasilianischen Regisseur Augusto Boal in den 1970er-Jahren entwickelte “Forumtheater„ zurück. Darin schlüpfen Zuschauer selbst in Rollen, um in konfliktreichen Situationen einzugreifen und diese - zumindest probeweise - zu entschärfen.

Bis 31. August könnt Ihr Euch fürs „Forumtheater“ anmelden Mit dem Theaterpädagogen Christian Schmidt lädt die Stiftung zu zwei Workshop-Wochenenden am 16. und 17. September sowie am 14. und 15. Oktober ein, um das Streiten zu lernen und Dresdner Themen auf eine handlungsorientierte Ebene zu bringen. Für den 23. und 24. Oktober sind öffentliche Aufführungen mit Publikum geplant.

Wer Interesse daran hat, Teil der Bühnengruppe zu werden, kann sich bis zum 31. August anmelden, per E-Mail an: friedensarbeit@frauenkirche.de.“ Von Heiko Nemitz auf https://www.tag24.de/dresden/kultur-leute/besser-streiten-lernen-frauenkirche-plant-neues-format-forumtheater-2883678

Würzburg

„Mit einem Forumtheater nach Augusto Boal gastiert die Gruppe „Auftreten!“ am Samstag, 18. März, um 19.30 Uhr im Würzburger Frühjahr im „Theater Augenblick“. Neben klassischen Formen von Unterhaltung beleuchtet das „Theater der Unterdrückten“ Situationen, die unlösbar scheinen: die Erwartung an unbezahlte Mehrarbeit am Arbeitsplatz, psychische Belastung durch Leistungsdruck oder auch die Beanspruchung, die aus dem sozialen Leben entstehen kann.

Die interaktive Theatergruppe will diese und weitere gesellschaftliche Probleme auf der Bühne sichtbar machen und gemeinsam mit dem Publikum individuelle Handlungsspielräume entdecken.“ (POW) https://pow.bistum-wuerzburg.de/aktuelle-meldungen/detailansicht/ansicht/fruehjahr-im-theater-augenblick/

Das Forumtheater aus dem Theater der Unterdrückten von Augusto Boal erstellt in kurzer Zeit Szenen zu den Themen, bei denen wir uns unter Ärger, Angst oder Druck fühlen und regt den Austausch dazu an: Forumtheater in 3 Stunden für pädagogisch vorgebildete

Dann können wir gemeinsam Szenen für öffentlichen Dialog entwickeln: Wie würdest du eingreifen / dich verhalten?

Einige sehr kurze Szenen können wir den anderen oder auf der nächsten Demo präsentieren: Kurze Szenen interessieren alle anderen, eine Joker-Figur spricht mit dem Publikum. Das kannst du lernen …

Die Teilnehmenden können nach sehr kurzer Einführung die ersten Methoden des ForumTheater an eigenen Situationen entwickeln: Augusto Boal hatte in seinem Exil in Europa auch beim Bayrischen Jugendring mit den Delegierten der verschiedensten Jugendverbände deren Szenen entwickelt und zur Veränderung vorgestellt.

Eichstätt

„Einen außergewöhnlichen und spannenden Programmpunkt hatte Andrea Bittlmayer, Inhaberin der Koordinierungs- und Fachstelle Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Eichstätt beim Kreisjugendring, mitgebracht.

Sie gab Einblicke in das Forumtheater, der zentralen Methode im Theater der Unterdrückten, wie sie der Brasilianer Augusto Boal in den 1950er- und 1960er-Jahren während der Militärdiktatur in Brasilien entwickelt hatte: „Das Forumtheater ist eine Form des interaktiven Theaters, das zum Ziel hat, Theater für alle erreichbar zu machen – als Mittel des Dialogs und um die soziale Realität zu verändern“, erläuterte Bittlmayer, bevor sie mit drei Schauspielerinnen dem Publikum eine Szene vorstellte, in der ein Mann zwei Billiard spielende Frauen belästigt.

Nach der unbefriedigend endenden Szene ermutigte Bittlmayer das Publikum, die dargestellte Szene im Dialog zu einem besseren Ende zu bringen, wobei sich die Zuschauer in die dargestellten Szenen einwechseln und die Schauspielenden, die Schwache, Diskriminierte oder Benachteiligte spielen, ersetzen:

„Was würde ich in der dargestellten, gespielten Situation tun? Wie können wir durch unsere Ideen und unser Handeln die Szenen zum Besseren verändern?“ – so lauteten die Grundfragen, denen auch Bittlmayer gemeinsam mit dem Publikum nachging.

Die Lösung, die sich während des Gesprächs ergab: eine klare Abwehrhaltung, eine deutliche, auch durch starkes körperliches Auftreten verkündete Aufforderung, nicht gestört werden zu wollen.“ Dagmar Kusche https://www.donaukurier.de/lokales/landkreis-eichstaett/fuer-die-frauentage-praesentierten-sich-junge-saengerinnen-musikerinnen-und-taenzerinnen-im-eichstaetter-haus-der-jugend-10680185

Und schon gehen wir an die praktische Arbeit:

Nach Lockerungsübungen Statuen zu Themen der Unterdrückten ihre Gefühle und Haltungen bauen, *Solche Figuren miteinander zu konfrontieren, Bilder- und Statuentheater ist ein eleganter Weg, die Kultur des Schweigens zu durchbrechen, dann *Dialoge in Dreier-Gruppen aufstellen:

Zwei schnelle Szenen zu kombinieren, die jeweils in Dreier-Gruppen entstehen, bilden interessanter Weise oft sehr humorvoll die misslungene Kommunikation ab: „Lass mich!“

In die Theaterarbeit mischen sich durch die Teilnehmenden auch Ergänzungen und Fragen, die bis zur Gesellschaftstherapie an vermiedenen Themen wie die Arbeit an Auseinandersetzungen mit reaktionären Mitmenschen, mit Polizei und Verwaltungen und bis zur Aufarbeitung von Erfahrungen mit Missbrauch in Internaten in den Inuit-Regionen Kanadas führen.

Meine Unterlagen der letzten Jahrzehnte liegen im Arbeiterarchiv im Regal 84 von AG SPAK bis zu anderen Neuen Soziale Bewegungen, zu Forumtheater und zur Gewaltfreien Aktion in der Anti-Atom- und Friedensbewegung der 1980er Jahre, bis zur Kombination in Zukunftswerkstätten,

darunter Tagungen wie in Evangelischen Akademien und Lehrerfortbildungen, aber auch öffentliche Inszenierungen wie auf Kirchen- und Katholikentagen oder am Marienplatz München, in Theatern und Fußgängerzonen, auch die Entwicklung anderer Theater-Methoden

https://selbstorganisation-muc.blogspot.com/2020/12/forumtheater-als-praxis-der-aufklarung.html

Forumtheater in drei Stunden

Beginn pünktlich, später dazu kommen ist gerne möglich, Aufführung 19h bis 19.30, Nachgespräche erst später

Früher hatten wir ja mehr Zeit, aber heute:

  • Lockern, Statuen bauen, Bild und Gegenüber, Reaktionen (Grundlagen zu Augusto Boal)
  • Generative Themen der Teilnehmenden (Grundlagen zu Paulo Freire)

* Forum-Szenen in Kleingruppen:

  • Unterdrückte Person, Vorgeschichte, Explosion … offenes Ende
  • Vorgeschichte ausbauen: Beteiligte, wie kam es dazu
  • Szene dem Publikum vorstellen, aus dem Publikum kommen die Lösungen (Die Rolle der Joker-Person)

Aufbau Richtung Bildungskongress:

Wenn Interessierte die Methode frühzeitig kennen lernen, können sie öfter das Forumtheater in drei Stunden selbst mit verschiedenen Einrichtungen und Zielgruppen anwenden und beim Kongress einbringen:

Anleitung verschiedener Akteure zu diversen Themen auf den Kongress Befreiende Pädagogik und Lernautonomie / Pädagogik der Autonomie

Aktionsentwicklung mit dem Theater

Der Blick in die Zukunft ist immer sofort dialogisch und widerstrebend (dialektisch)

Sobald jemand thematisch in die Zukunft schaut und die Aspekte eines Gedanken dort hin verlängert, meldet sich ein Widerstand, in einem selbst oder auch vielfältig im Publikum: Wie in Zukunftswerkstätten

Die Gegenkräfte der Beharrung und der Lust am Widerspruch sind zu sortieren und als gesamtes Bündel zu betrachten:

Beispiel: Die Zeit nach dem Virus

These: Die Kontroll-Mechanismen wirken weiter

Antithese: Die Bevölkerung hat besser gelernt, sich auch digital zu organisieren, ist höher motiviert, sich gegen unsinnige Vorschriften zu wehren

Unterscheidungen nach Alter, Berufen, Bildungsstand, Einkommen, Region, …

Szenen dazu

Ästhetik der Unterdrückten

Buch und Theorie von Augusto Boal, noch nicht in deutsch erschienen. Bei mir auch noch eine offene Baustelle, die ich gerne in Werkstatt-Seminaren vorstelle.

Auch wenn die WeltSozialForum-Bewegung in Deutschland nicht richtig angekommen ist, weil die einzelnen Initiativen mit ihren Themen so sehr beschäftigt sind und unsere Arbeitsweisen zu differenziert sind: In all den Ländern, in denen nun nachhaltige Unruhen begonnen haben, zwischen Spanien und Griechenland die Müllkämpfe von Neapel … es ist eine Frage der Bildung und neuer Kommunikationsformen.

Die bezahlte und öffentliche Presse sieht es nur per Facebook und Twitter, wie schon damals bei Obamas Wahlkampf, und kann eine Organisation wie Community Organizing noch nicht nachvollziehen. Die Initiativen und Projekte denken auch nicht in verbündeten Strukturen, sondern reproduzieren die Konkurrenz des Kapitalbetriebs um die Stunden der Engagierten.

Daneben grast die Konservative mit den Wohlfahrtsverbänden bei den Älteren das bürgerschaftliche Engagement mit guten Taten bei guter Rente ab, Zusatzverdienste für geringverdienende und Renten-arme Ehrenamtliche sind bisher nicht eingeplant.

Piraten organisieren ihre Datenströme, Bedingungsloses Grundeinkommen plant die Abschaffung des belastenden Sozial-Verwaltungsstaates, die FDP senkt die Steuerfähigkeit, die Grünen und SPD steigerten grade noch die Rüstungsexporte … wir landen eher im postmodernen Vielerlei der Konzentrationsverluste bei steigenden Konzernkonzentrationen …

Die perfide Anleitung zur Manipulation eines Volkes hat Noam Chomsky schon zusammengestellt: http://le-bohemien.net/2011/06/16/10-strategien-die-gesellschaft-zu-manipulieren/ Gehirnwäsche

Gleichzeitig können wir lernen, wie eine Gruppe zur Lernenden Organisation werden kann, wie eine Ästhetik der Unterdrückten zur gemeinsamen Stärke führt. Eine Ästhetische Theorie schult das Bewusstsein und die Wahrnehmung so wie die Pädagogik der Unterdrückten es anbietet.

Die Ausführungen von Chomsky entsprechen dem Ansatz: http://le-bohemien.net/2011/06/16/10-strategien-die-gesellschaft-zu-manipulieren/ in der http://deu.anarchopedia.org/index.php?title=Die_%C3%84sthetik_der_Unterdr%C3%BCckten

Die jahrelange Arbeit mit Theater-Methoden in den verschiedenen interessierten Gruppen, Berufen und Einrichtungen ist auch ein großes Geschenk für mich, und längst ist es Zeit, etwas langsamer zu machen und zurückzublicken.

Augusto Boal hat uns mit seiner abschließenden Arbeit zur „Ästhetik der Unterdrückten“ seine Sicht auf unsere konfuser werdende Zeit und ihre Anforderung, darin einen klaren Kopf zu bewahren oder gemeinsam immer wieder zu gewinnen, ein Vermächtnis hinterlassen, das seinen Auseinandersetzungen mit Brecht und Freire entspricht.

Augusto Boal kämpfte in den letzten Jahrzehnten nicht mehr gegen Militärdiktaturen, sondern gegen die Vermüllung unserer Denksysteme durch die Kulturindustrie. Sein Buch ist noch nicht übersetzt, aber ich konnte einige Jahre seinen Gedanken folgen und sammle ein paar Assoziationen:

**Jean Ziegler schreibt über die Wütenden und das Recht auf Leben:**

„Und die Armen? Sie haben keine Ideologie mehr. Der Neoliberalismus hat ihnen das Gehirn leer gewaschen. Ihnen bleibt nichts als ein elementares, starkes Gerechtigkeitsgefühl, die unauslöschliche Forderung nach einem »Recht auf Leben« - eine Forderung, ähnlich den Beschwerden, die bei den Generalständen von 1789 die Allerärmsten unter den Mittellosen erhoben, all jene Elenden und Hungernden, die auf die Hinrichtung Ludwigs XVI. und die Radikalisierung der Revolution warten mussten, bevor sie die Bühne der Weltgeschichte stürmen konnten. Man nannte sie die Enragés, die Wütenden. Einer ihrer ersten Wortführer war der Priester Jacques Roux, und er war es auch, der als Erster vom Recht auf Leben sprach.1 “

Der ehrliche Bezug auf die Menschenrechte (nicht als Begründung für Rohstoff-Befreiungskriege) als recht auf Leben, Nahrung, Wohnen außer den börsen-kapital-geregelten Märkten ist noch nicht bei allen deformierten Denkstrukturen durchsetzbar: Wer nicht arbeitet, braucht auch nicht essen?

zur untergehenden Arbeiterkultur … „Die Arbeit wurde ihrer Würde beraubt, sie ist extrem gefährdet, aber gleichzeitig tun sich vor dem Erwerbstätigen schier unbegrenzte Möglichkeiten auf: Er wird im Laufe seines Lebens praktisch bruchlos von einem Beruf zum nächsten wechseln …“2

Philippe Zarifian gibt von den real existierenden Individuen im Zeitalter des weltweiten Siegeszuges des globalisierten Kapitals folgende Definition: »Kümmerformen von sozialen Wesen, anfällig, geschwächt, den großen Systemen Wirtschaft, Verwaltung, Justiz hilflos ausgeliefert.«3 Saint-Just und Salvador Allende, … Autonomie des Individuums, … »… Es gibt zwischen den Menschen gemeinsame Neigungen und Vorstellungen, die sich dies klarzumachen vermögen, insofern diese Neigungen in ihren sich überschneidenden Seelenregungen zueinander passen. Anstatt einander aufzuheben oder zu schwächen, verstärken sie einander und vermehren die Kraft jedes einzelnen und aller. Man darf daher vermuten, dass die Praxis der Großmut etwas Gutes ist.«4

Bewegungen wie MST, die Bewegung der brasilianischen Landlosen, denen der spätfeudale Großgrundbesitz immer noch die Äcker verweigert, jetzt, weil sie für Biosprit gebraucht werden könnten.

Großmut ...

Die Fronten des Widerstandes: 1.Gewerkschaften auch in internationalen Bewegungen 2.Bauernbewegungen im Austausch, Saatgut, Wasser 3.Frauenrechte, Queere Bewegungen, 4.indigene Selbstbestimmung 5.Umweltbewegungen und Klima-Bewusstsein 6.soziale Bewegungen attac, NGOs zu Schuldenerlass, Kinderarbeit,amnesty international, …

  • South Group Network Harare? Das lebende Internet5
  • Basisdemokratie überall soziale Gleichgewichte Bewahrung öffentlicherGüter 247
  • Wenn sich die internationalen Waffenschieber wieder in München treffen
  • Kollektivgedächtnis lokal, indigen,
  • TINA und attac „unsterbliche Giganten“6
  • Weißkittel Tute Bianche
  • Weltsozialforen
  • Warnung an Hep?

Märsche, reclaim, 268 Alphabetisierung, Freire, MST 275 Beim Ökumenischen Kirchentag in München an den Empfang der Waffenschieber erinnern?

„Die Freiheit ist nur ein eitles Hirngespinst, wenn eine Klasse die andere ungestraft aushungern kann. Die Gleichheit ist nur ein eitles Hirngespinst, wenn der Reiche mithilfe seines Monopols über Leben und Tod seiner Mitmenschen entscheidet.“ Enragés 25. Juni 1793

Weiterführende Literatur:

mehr und auch Termine wie eine fachliche Mail-Gruppe im Internet: https://forumtheaterblog.wordpress.com

Zur Pädagogik der Unterdrückten

Zum Theater der Unterdrückten

  • Augusto Boal: Theater der Unterdrückten, SUHRKAMP Neue Folge 361, Frankfurt 1989
  • Augusto Boal: Der Regenbogen der Wünsche, Methoden aus Theater und Therapie, Kallmeyer
  • Fritz Letsch: Theater macht Politik, Die Methoden des Theater der Unterdrückten in der Bildungsarbeit, Gautinger Protokolle im Institut für Jugendarbeit des BJR in Gauting jetzt im Buch von Simone Odierna bei http://www.agspak-buecher.de

Eine Powerpoint-Zusammenstellung

Ein Hochschul-Projekt

Forum-Theater als alltägliches Handwerkszeug und als Methode der Bewusstseinsbildung in Sozialer Arbeit

Sie erlernen eine einfache Methode, mit Teilnehmenden Szenen zu erstellen, die anschließend weiterverwendet werden können: In der Gruppe oder auch vor einem größeren Publikum, das sie nach Bedarf verändern kann.

Ganz nebenbei reflektieren wir Arbeitssituationen, pädagogische Ansätze, Beteiligungsstrukturen und Unrechts-Reaktionen sowie die Wahrnehmung.

  • 6-9 reguläre Treffen + 3-4 eigene Block-Termine in Gruppen-Projekten
  • Es geht los am Stadtpark 12, Pasing, Bus 160 von der S-Bahn bis Avenariusplatz

wöchentlich bis Dezember / Januar Abschluss mit einer eigenen Konzeption für eine spezielle Zielgruppe als Mail an ALLE Beteiligten

Generative Themen

Bei Paulo Freire in der Pädagogik der Unterdrückten sind generative Themen die Themen der Lernenden und Teilnehmenden im gemeinschaftlichen Prozess, die Hinweise geben auf die Hintergründe ihrer Lebens-Situationen und Interessen.

Menschenrechte

Eine „Erfindung“ der revolutionären Zeit vor 100 Jahren, als Gott und Staat und Kaiser nicht mehr ausreichten, um Gesetze und Rechte zu definieren: Der „Führer“ und seine heutigen Nachahmenden nehmen die Menschenrechte nicht ernst, damals nahm die Kirche und die reaktionäre Wirtschaft auch nichts ernst … und bekämpfte die Rechte der Einzelnen, der Frauen und der Armen. Menschenrechte haben gesetzliche Gültigkeit, werden aber selten eingeklagt: Recht auf Nahrung und Wohnung, auf freie Meinungsäußerung und Religion, auf Gleichbehandlung.

Szenen zum Tag der Menschenrechte?

Am und um den 10.12. gibt es in München eine reihe von Veranstaltungen, organisiert vom Nord-Süd-Forum den http://TagDerMenschenrechte.org und vielen Vereinen. Welcher passt zu uns? Letztes Jahr hatte uns das Selbsthilfezentrum engagiert,

mein erster sonstiger Kontakt wäre amnesty international,

Viele Kolleg*innen in allen pädagogischen Bereichen

nutzen die Methoden von Augusto Boal zur Erstellung von Szenen, manchmal auch für Filme, wie unten, wie in Visionen der Veränderung auch als Hinweise auf dem https://forumtheaterblog.wordpress.com

„Die Film-Form habe es ihnen erlaubt, die Szenen bei Online-Treffen zu entwickeln. Zum Proben und Drehen trafen sich die Jugendlichen in Kleingruppen. Scheidl und Weinreich wählten als Grundlage das sogenannte Forumtheater nach Augusto Boal. Diese Methode diene dazu, auf Probleme aufmerksam zu machen, erklärt Scheidl. Das Publikum habe dabei die Möglichkeit, Konfliktlösungen zu entwickeln und auszuprobieren.“ https://www.allgaeuer-zeitung.de/allgaeu/kempten/sexuelle-gewalt-jugendtheatergruppe-produziert-mit-dem-frauennotruf-einen-aufkl%C3%A4rungsfilm_arid-370414

So kommt in Anwendung, was sich lange in den kleinen Wegen der Bildungsarbeit der Jugendverbände und freien Träger verbreitet hatte: Theater macht Politik entstand 1990 für die Publikation des Institut für Jugendarbeit im Bayrischen Jugendring als Werkstattbuch zum teatro oprimido. Daraus wurde, nach dem Ausverkauf der Auflage, ein noch mal kollegial erweitertes Buch: http://agspak-buecher.de/Simone-Odierna/Fritz-Letsch-Theater-macht-Politik-Forumtheater-nach-Augusto-BoalEin-Werkstattbuch

2° voll Angst und Verlangen

Die Praxis des Theater der Unterdrückten nach Augusto Boal in Zeiten der Globalisierung

öffentliche Theaterwerkstatt und Aufführung So 16. März 2008 14-18 Uhr und 20 Uhr im Eine Welt Haus Schwanthalerstr. 80 in Zusammenarbeit mit dem Nord-Süd-Forum München, gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München

ForumTheater ist die bekannteste Methode im Theater der Unterdrückten, das Augusto Boal im Kampf gegen die Militärdiktatur in Brasilien entwickelte. Zu seinem 77. Geburtstag am 16. März finden auf Vorschlag der kanadischen KollegInnen im Headlines Theatre for living international ForumTheater-Werkstätten und Aufführungen statt. Augusto ist auch für den Nobelpreis vorgeschlagen.

2° voll Angst und Verlangen thematisiert unseren Umgang mit den Informationen zur Klimaveränderung, die sich bei uns noch weniger als in allen schon bisher bedrohten Regionen auswirkt: Ein wenig sparen ist zu wenig: Wie können ernsthafte Änderungen zu einem neuen nachhaltig verantwortlichen Lebensstil führen?

Aus unseren Eindrücken und Überlegungen bilden wir in der Theaterwerkstatt Szenen, die wir dem Publikum am Abend zur Veränderung vorstellen, um Grundlagen für konkretes & gemeinsames Handeln zu finden.

Legislatives Theater - Augusto Boal im Justizpalast Wien

Die Filme sind nicht gut, aber spannend, die Aufnahme / die Halle hallt ziemlich …

Die Gestaltung der Politik durch Theater ist hierzulande noch nicht in den oberen Köpfen angekommen, auch die Justiz hält sich oft für fast göttlich und ewig, nicht für demokratisch und veränderbar: Immerhin gab es 2008 im Justiz-Ministerium Österreich einen Vortrag mit Augusto Boal https://youtu.be/nS6yqbvoBHk


Fritz Letsch: Engpass + Forum-Theater in Deutschland, ein Abriss (von 1999)

seit 18 jahren mach ich nun forum-theater, mit den verschiedensten gruppen: angefangen in der kirchlichen und gewerkschaftlichen jugend, friedensarbeit und ökologie, politische bildung und verbände, sozialarbeits- und lehrerfortbildung, mit speziellen gruppen und auf großen veranstaltungen, sehr vielen leuten hab ich die methoden des statuen-baus beigebracht, in vielen wochenend-werkstätten forum-szenen aus den themen der teilnehmenden entwickelt.

viele haben bei mir in längerfristigen seminar-reihen auch gelernt, diese methoden wiederum in ihrer beruflichen praxis und mit ihren zielgruppen einzusetzen.

auf tagungen wie der „ständigen konferenz für spiel und theater an deutschen hochschulen„ wird mit einer selbstverständlichkeit über boals methoden gesprochen, als würde jeder täglich damit arbeiten aber niemand tut es.

zumindest nicht offensichtlich. die paar kollegen, die damit auftreten, kann ich an drei Händen aufzählen. der rest weiß bescheid. oder so. forum-theater funktioniert hier nicht.

gäbe es nicht das gegenbeispiel der wiener gruppen, würde ich es fast selber glauben. aber das irritierende dahinter ist: es wird zu anderen dingen benutzt, in anderen kontexten, anders, als es entstanden ist. auch ich verwende die methoden längst nicht nur mit offensichtlich unterdrückten:

in der betrieblichen fortbildung und in der teambildung, in kom-munikationsschulung und sozialwesen ausbildung, und trotzdem ist es mir wichtig, damit immer wieder auch auf die butane zu kommen. ein projekt der studierenden mit flüchtlingskindern und jugendlichen, die an einem öffentlichen abend fünf forum-szenen aus ihrem leben auf die bühne stellen, ist für mich eine der sternstunden des jahres, und es ist wirklich grösser, die ganze kraft eines interessierten publikums in der arbeit an einem schweren thema zu spüren.

in den gestalt-ausbildungen lerne ich derzeit, was wir dabei großartiges leisten:

dort ist es als ENGPASS beschrieben, was wir im forum-theater auf die bühne stellen: die situation, in der ich nicht mehr weiter weiss, mich verzweifelt und einsam fühle, am ende der kräfte und ideen. der joker holt die hilfe aus dem publikum:

nicht als hebammen und sozialarbeiter, sondern als leute, die selbst in die gleiche problematik gehen wollen, ihre fähigkeiten und varianten darin erproben, aus der situation zu denken anfangen …

diese joker-arbeit, jemand zu ermutigen, auf die bühne zu kommen und diesen eigenen versuch zu machen, haben viele in den seminaren nicht angefangen, nicht übernommen. vielleicht hängt dort die übertragung in unsere kultur wirklich:

von der deutschen sprech-bühne immer mit garantierten lösungen verkleistert, können wir uns keinen wirklichen offenen prozess dort vorstellen, wodurch das forum-theater immer auf die kleinen (bis kirchentags-großen) ereignisse beschränkt bleibt.

das wäre auch gut und nett so, würden wir nicht zwischen den kürzungen in der bildungsarbeit verhungern und in den routinen der hochschulen untergehen.

die kraft der politischen arbeit, die in der methode steckt, wird in akuten kriegszeiten immer wieder mal kurz angefragt, aber nur von wenigen tatsächlich in ihre langfristige arbeit übernommen.

dazu hätte ich mir auch immer mehr kollegialen austausch gewünscht, aber theater spielen und schreiben sind eben doch ein widerspruch. oder?

Forum-Theater in Deutschland, ein Abriss Oder warum wir hierzulande kein Theater der Unterdrückten brauchen. Fritz Letsch 1999

Im Unterschied zu Österreich mit ähnlicher politisch- kultureller Situation hat sich im deutschen Raum keine feste Forum-Theater-Gruppe über längere Zeit gehalten. Aus vielen Arbeits-Partnerschaften und Versuchen intensiverer Zusammenarbeit sind zwar immer wieder neue Projekte und Splitter entstanden, aber meines Wissens keine stabile Formation, die sich gemeinsam weiter entwickeln und regelmäßig austauschen würde.

Im Wiener Raum gibt es dagegen einige feste Gruppen, die seit vielen Jahren konstant arbeiten, auch zu den internationalen Festivals fahren und nun selbst 18.-26. Oktober '99 in Wien ein Forum-Festival veranstalten.

Arbeiten zur Adaption in der BRD Simone Neuroth hat die Situation bis zum Anfang der 90er Jahre untersucht', Helmut Wiegand hat in seiner Dissertation' Modelle und Beispiele der eigenen Arbeit mit denen von Kolleginnen zusammengestellt.

Viele Workshops, keine Aufführungen Das kurz gefasste Ergebnis wäre: Die Methoden werden in Workshops zwar vermittelt und in der Szenen- Entwicklung angewandt, aber nur in geringem Umfang tatsächlich als Forum-Theater auf Bühnen und in die Öffentlichkeit gebracht.

Für mich hatte, als ich 1980 Augusto Boal das erste Mal auf einer Bühne und in der Joker- Arbeit mit Forum- Szenen erlebte, diese Fähigkeit, die Spannung der Anleitung des Publikums mit der Bühnenpräsenz der Szenen souverän zu verknüpfen, den höchsten Reiz; in den folgenden Jahren waren bei den Workshops, damals oft über das Theaterhaus Berlin organisiert, auch in erster Linie Theater- Profis, die auch die Lust am öffentlichen Auftritt mitbrachten.

Einige der schärfsten und prägendsten Arbeiten damals waren Folter- Szenen vor der Philharmonie, aber auch etliche unsichtbare Auftritte zum Beispiel zu Reagans Besuch. In meiner eigenen Arbeit ist in der Kurzatmigkeit der Seminare die gut vorbereitete öffentliche Situation auf der Strecke geblieben, mit Mühe kommt die Präsentation der Semester- Arbeiten unserer Sozialwesen- Studierenden mit Flüchtlingskindern auf eine Stadtteil-Bühne.

In der Paulo Freire Gesellschaft hat sich nun neue Gruppe in Berlin gebildet, die bisher aber auch hauptsächlich „auf dem Parkett“ bleibt und in Workshops arbeitet. Keine politische Bewegung? In den verschiedenen Szenen wird zwar immer eine politische Grundlinie vorausgesetzt und akzeptiert, aber so richtig im Dienst einer politischen Veränderung steht schon lange keine Gruppe mehr:

Wir haben nur einzelne Punkte zu verändern, gegen Rassismus und Gewalt, aber nicht gegen Unterdrückung an sich zu kämpfen … So wurde mir auch des öfteren vorgeschlagen, den Titel ‚Theater der Unterdrückten` zu verändern, in einzelnen Fällen habe ich dem auch zugestimmt; so haben wir im Institut für Jugendarbeit des Bayrischen Jugendring 1988 das Aktionstheater als Titel für die Workshops eingeführt, weil damals noch mit Anfragen oder Einspruch des Präsidenten zu rechnen war.

Inzwischen ist es umgekehrt: Der Vorstand will die Methodik, aber nur ein Teil der Mitglieder zieht mit. Das Theater der Unterdrückten ist zur Methode geworden, nicht nur dort. Die Methoden analog den Büchern Das Suhrkamp Buch3 gab in seiner ersten Ausgabe noch einen starken Impuls, der Titel der erweiterten Fassung sprach schon wieder eine andere Szene an.

Unterdrückte waren in den siebziger und achtziger Jahren noch klare Gruppen, denen die Solidarität galt, mit der Weiterentwicklung der Außenpolitik, auch der Dritte-Welt- zur Eine-Welt-Bewegung ist die Schärfe dieses Blickes verlorengegangen, und nur gründlich denk-gelernte Menschen begreifen die Forum-Theater in Deutschland, ein Abriss Europa- Politik als Anti-Flüchtlingspolitik, als Gartenzwergen-Gegenwelt der selbst gemachten Wahrheiten.

Einige graue Broschüren 4 und Büchlein 5 holten einzelne Möglichkeiten in den Vordergrund, vor allem Unsichtbares Theater hatte es etlichen Spontis in der Spaßguerilla und im Freien Theater 6 angetan. Das anonyme' Auftreten versprach doch immerhin den Spaß der versteckten Kamera, den die einen politisch, die anderen privat nutzen wollten.

Im Universitären dürften Daniel Feldhendlers Arbeiten 8 geblieben sein, der nach der Auseinandersetzung mit dem Psychodrama in den Fremdsprachenunterricht gewechselt war. Zwar ein stattliches Buch, aber vor allem in der Sekundär- Betrachtung stark, ist Bernd Rupings Zusammenstellung „Gebraucht das Theater 9“, auf das ich, trotz großer Verbreitung, kaum Rückmeldungen bekommen habe.

Viele Diplom- und Magister-Arbeiten haben im Lauf der Jahre den Weg der Methoden skizziert, die erste mir bekannte war von Barbara Frey, die mit dem Pariser Zentrum Kontakt hatte, die letzte Magisterarbeit von Vivi Balby nahm auch noch die Entwicklung des ,Legislativen Theater' in den Vergleich der Theater- Situationen auf.

Einige wie Irmgard Lerchl haben vor allem , die Anwendung der Methoden in der Jugend- und Sozialarbeit untersucht, für den wirklichen Theaterbereich weiß ich keine Arbeiten. Endlich in deutsch: Der Regenbogen der Wünsche Jürgen Weintz hat nun endlich die Übersetzung des Buches ins Deutsche besorge°, aber in dieser Marktsparte dürfte inzwischen schon das Psychodrama kalte Füße bekommen haben: Theater soll für viele junge Leute wieder mehr Berufs Hoffnung (Schauspielerin) und Magie sein, vor Psychologie haben die meisten zu sehr Angst.

Den Ausweg ins nette Impro-Theater „zum Ablachen“ haben schon etliche versucht, aber kreativ machen auch diese Methoden nur, wenn die Grundlagen der Arbeit stimmen, viele der Gruppen dieser Sparte bleiben aber lieber auf der Comedy-Variante und verlieren damit den Biss der echten Theaterarbeit. Die Methoden in den politischen Szenen Von der Soli- und Friedensbewegung bis zur Umwelt ging die Anwendung des Theater der Unterdrückten durch alle Bewegungen unserer Zeit.

Was aber bei den Alt- Linken als zu lustig abgetan worden war, ist bei den Jungen in den ökologischen Gruppen als Mittel zum Zweck geworden. Dazwischen sind allerdings viele Jahre spannender Arbeit mit den buntest gemischten Szenen: In der Friedensbewegung waren plötzlich Gruppen mit schon älteren Leuten darunter, was vielen Auftritten die gediegene Form sicherte, die unsichere Jugendliche nicht so leicht halten können.

In den Sparten der beruflichen Auslandsarbeit (wie auch dem ASA-Programm der Carl-Duis-berg- Gesellschaft) sind die Arbeiten der interkulturellen Kommunikation entstanden, die inzwischen schon zum Standard der beruflichen Fortbildung etlicher Unternehmen gehören.

Politische Bildung: alternativ wird staatlich Resistent gegen alle Überzeugungsversuche hatten sich fast alle Sparten der Parteien gezeigt: Bis auf wenige Projekte der damals von unten organisierten grün-nahen Stiftungen“ und der oberösterreichischen(!) SPÖ ist das Theater der Unterdrückten dort draußen vor geblieben, sind die Methoden einschließlich des ‚Legislativen Theater' nur mit Skepsis beäugt.

Eines der Gegenbeispiele, das Europäische Treffen in München 1997 mit Augusto Boal im Münchner Rathaus, ist zwar im neuesten englischen Buch Boals „Legislative Theatre„ als “Symbolism in Munich„ erwähnt, die Videoaufnahmen liegen allerdings immer noch irgendwo ungeschnitten.

Bewegungsreste, Neoliberalismus und fehlende Kritik

Mit einer inszenierten Expertenanhörung hatten wir im April 1998 auf dem Münchner Marien-platz das Publikum abstimmen lassen, ob wir die „Flüchtlinge aushungern“ sollten: 87% waren dagegen, der Bundestag stimmte auf Initiative des Bundesrats in den folgenden Tagen trotzdem für die Kürzung der Sozialhilfe für geduldete Asylbewerber.

Leider wurde der Verlauf innerhalb der Gruppe [über die Grenze] scharf kritisiert, so dass weder eine vernünftige Auswertung, noch eine vollständige Dokumentation des gelungenen Auftritts möglich sind. Andere Gruppen in der „Kommunikationsguerilla“ sind da nicht so dogmatisch, stellen aber wieder das ,Unsichtbare Theater' neben die Aktionen des (politischen) Torten- Werfens und Flugblatt-Fälschens.

Die Methoden in den Ausbildungen Im Lauf der Jahre hat sich nun ja auch die Theater-Pädagogik entwickelt, ist sie von der beruflichen Skurrilität zum Hochschulstudiengang mit Lehrplan geworden. Allmählich erobert sie sich auch ihre verschiedenen Arbeitsfelder, in erster Linie über die Schnittkanten Schule und Theater, Jugendclubs (im Osten) und Projekte der Jugendarbeit (mehr im Westen).

In der Jugend- und Sozialarbeit sind vor allem die kommunikativen Möglichkeiten von Statuen -, Bilder- und Forum-Theater in der Bearbeitung verschiedenster Themen gefragt. Brenzlig wurde es allerdings immer, wenn sich die Teilnehmenden zu keinem Thema entscheiden konnten, weil die einzelnen Vorschläge zu heiß oder zu weit weg von ihrem eigenen Erleben waren.

Mit meinem Tabu- Katalog an Hand der ,fünf Finger' habe ich zwar noch jede Gruppe zu ihren heißesten Themen gebracht, diese sind aber dann wieder meist so persönlich geladen, dass sie für die Teilnehmenden nicht bühnenreif werden.

Aus dem entwicklungsdienst theater - methoden, der zu Beginn eine kraftvolle Vierergruppe gewesen war, ist die offene Kolleg*innengruppe in der Paulo Freire Gesellschaft geworden, nur die Fortbildungen für Sozial- und andere Pädagoginnen mit Alwin Baumert in Deinsdorf sind regelmäßige schöne Erinnerungen an intensive Seminare mit öffentlichen Forum- Abenden in Nürnberg.

Lehrerinnen sind resistent und auch die Lehrer- Fortbildungen sind alles andere als Unterdrückten- Theater: Bis auf die wenigen löblichen Ausnahmen ist den meisten Beteiligten der Ton zu ehrlich und die Situation zu wenig verbal zu verkleiden, wo sie doch immer etwas Schönes wollen

Die interkulturelle Situation einer 7. Klasse in einer Münchner Hauptschule mit ihrer Klassenleiterin bildete den Ausgangspunkt unserer Zusammenarbeit:

SchülerInnen aus 7 Herkunftsländern lernen mit Hilfe von Theater- Methoden, die auch noch aus einem anderen Kontinent stammen, ihre eigenen Situationen in Bildern und Szenen darzustellen. Im Video „Theater, wie im richtigen Leben'3“ hat Wolfgang Fänderl diesen Prozess festgehalten, der immerhin bis zu einem Elternabend und einer Sommerfest-Aufführung ging.

Aber weder in Schulen noch in der Lehrerfortbildung gibt es die Mittel für solche Projekte. Hochschulen: Kultur, Politik, Soziologie, Psychologie? Zuerst erscheint es ja widersinnig, das Theater der Unterdrückten gerade zu den Privilegierten zu bringen, entsprechend zögerlich bleibt auch die Aufnahme:

Mit wenigen Ausnahmen behaupten zwar fast alle KollegInnen auf den Treffen der Ständigen Konferenz für Spiel und Theater an deutschen Hochschulen, Boals Techniken einzusetzen, aber auf Nachfrage bleibt es dann doch bei ein wenig Szenen- Improvisation, kommt kein einziger Forum- Versuch zutage. Ausgenommen das Projekt „Der brüchige Habitus“ von Margret Bülow-Schramm und Dietlinde Gipser an den Universitäten Hamburg und Hannover.„

Ein wunderbarer Workshop an der Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin hatte ein Projekt der Psychologen zu Gast, das ein Vergleich von Holzkamps Menschenbild mit dem von Freire war:

In Szenen-Bildern kam eine so gute und grundlegende Verständigung zustande, die dann auch in öffentliche Aktionen umgesetzt werden wollte. Lange her …

Entwicklungen in der betrieblichen Fortbildung Als nun die Gelder im Bildungsbereich immer knapper und die Seminare immer kürzer wurden, kam auch die Frage, ob ich an Unternehmenstheater Interesse hätte. Ich musste, staunte aber auch nicht schlecht, als auf dem ersten Festival dieser kundenfreundlichen Produkte der universitäre Festredner wiederum von Boal sprach: Die neuen Theater-Methoden …

Sie sind nur nicht so recht in jenem Flair angekommen: Die Sparte der Workshops ist zugunsten der vorgefertigten netten Stücke zurückgenommen worden, der „Laien-Aspekt“ erscheint wieder einmal nicht bühnenreif. Management Mein Glück war, dort meinen Partner für das VisionsTheater kennenzulernen, der in der Unternehmensentwicklung nach kommunikativen Lösungen sucht. Zwar sind wir auch dort weit entfernt von öffentlichen Auftritten, aber immerhin mitten in den Konfliktsparten des Arbeitslebens.

Teambildung ist eines der wichtigsten Wörter in der Arbeit mit Personalentwickler*innen und Informationstechnologen. Durch die angeheizte Konkurrenz-Situation unter den Mitarbeitenden ist die Arbeit in vielen Sparten nur noch schwer zu erledigen, wenn sich Misstrauen und Neid breit gemacht haben. Dazu sind viele Führungskräfte, die aus dem technischen Bereich aufsteigen, nicht in der Lage, gute Stimmung und kreative Zusammenarbeit anzuregen.

Was wir alle in den Schulen und Ausbildungen gelernt haben, ist Wertung und damit meist Abwertung der anderen, seltener Wert-Schätzung und wirkliche Anerkennung.

Dabei ist es eine der schönsten Situationen, solche Erlebnisse mit Forum- Methoden in neue Erfahrungen der Zusammenarbeit umzumünzen. Kommunikation reduziert sich bei vielen inzwischen auf Technologie, dahinter erscheint der Schrecken der Inhaltslosigkeit: Was haben wir uns wirklich mitzuteilen?

Außer den Facts (wo bist du?) und ein wenig Befindlichkeit (danke, gut) gibt es natürlich noch die ganze Breite der Beziehungskisten, aber den Blick auf die tatsächliche Fähigkeit zum inhaltlichen Austausch und zu zukunftsfähiger Gestaltung wagen nur wenige.

Den Zugang zu intensiverer Auseinandersetzung hat längst die ganze Sparte der Moderation übernommen, die mehr oder weniger geschickt auf die einzelne Person oder Gruppe in Veranstaltungen und Präsentationen (& Shows) eingeht.

Die Qualität der Rolle des Jokers, die natürlich aus der Vorarbeit der Forum- Gruppe und ihres in die Enge geführten Themas lebt, habe ich dabei sehr selten erlebt. Vielleicht haben wir es bisher zu wenig geschafft, diese Art der Anleitung und des offenen Dialogs'6 tatsächlich zu vermitteln. Politisch wie pädagogisch geraten wir dabei oft in die Wahrnehmungsfallen unserer Kultur:

Wir thematisieren nicht das Gefälle in den meisten verordneten Dialogen (beginnend in der Schule) und beachten nicht, dass ein offenes Ziel die Grundlage der Verständigung ist, wenn nicht eine Revier-verteidigende Diskussion daraus werden soll.

Wohin nun weiter? Der Weg zu den Hintergründen und Bedingungen des ,Legislativen Theater' stellt für mich derzeit die breiteste Spannung dar: Von der genauen Erfassung einer politischen Problematik und ihrer szenischen Umsetzung für das entsprechende Publikum bis zur Gestalt“ des offenen Dialogs liegt im Joker wie in der Aufgabe der Theaterpädagogen die große Kunst neuer Verständigungsformen.

Ein größeres Projekt kann auch die Süd-Nord-Partnerschaft mit dem CTO RIO'8 werden, das im Moment einige ASA-Stipendiat*nnen mit den Coringas (bras. Joker*innen) dort vorbereiten. Als Träger müssten wir dafür vielleicht einen Verbund der Leute an Hochschulen und Theaterpädagogischen Zentren bilden, die mit den Methoden des Theater der Unterdrückten vertraut sind. Das heißt für mich:

Wieder auf die Bühne, mit Forum-Szenen, die den Engpass (s.d.) der verschiedenen Ebenen spürbar machen, die wie in Boals Modell unsere kleinliche Unterteilung von privat und politisch aufheben: In Unternehmen wird heute weit klarer über den Neoliberalismus (dort: Marktwirtschaft) gesprochen, als an den Hochschulen, nur gibt es dort keinerlei Interesse, das auf eine öffentliche Bühne zu bringen. Aber auch das werden wir noch lernen

Anmerkungen

  • 1 Simone Neuroth, Augusto Boal „Theater der Unter-drückten in der pädagogischen Praxis, Weinheim 1994
  • 2 Helmut Wiegand, Die Entwicklung des Theaters der Unterdrückten seit Beginn der achtziger Jahre, ibidem-Verlag Stuttgart 1999
  • 3 Augusto Boal, Theater der Unterdrückten + Übungen und Spiele für Schauspieler und Nicht- Schauspieler SUHRKAMP-TB NE 361, Frankfurt 1979 +1989 '
  • 4  graue Literatur: z.B. in Michael Kramer: Verkleidungen, Artikel in Straßentheater etc.

https://paulo-freire-muenchen.blogspot.com/2020/12/zur-kritischen-theorie-und-befreienden.html

Demnächst: Forumtheater nach Augusto Boal - Theorie, Entwicklungen, aktuelle Positionen und Perspektiven http://agspak-buecher.de

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