Auszüge aus dem Tagebuch von Klaus Mann - Ergänzungen aus der Handschrift - Anfangszeit Exil, kurz nach einem Morphium-Entzug in Budapest: https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Mann
https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Sils_im_Engadin/Segl
Ich komme nicht mehr ganz mit. Die Reisen: Wien –Bad Ragun: (Schlafwagen – mit C.) In Ragun: E; Eltern. (Z. leidend; Beide sehr lieb.) Autofahrt, à trois, (E – C.), hierher. …. La chambre avec C. Les jours à trois. Gut. Hoffe, jetzt am „Ludwig“ schreiben zu können.
Stilles Leben. Leider ziemlich schlimmes und kaltes Wetter. Leben mit C., E und Giehse. Heute Ankunft von Annemarie. Arbeit am „Ludwig“ (Zunächst die letzte Scene – Elisabeth an der Leiche – geschrieben.) Ab und zu nach St. Moritz. Einmal im Kino. – Ab und zu Anfechtungen von Schwermut. Gefühl der Hoffnungslosigkeit – auch meine Arbeit, auch C. betreffend. Denke aber doch, bis auf Weiteres – mit grosser Kraftanspannung – durchhalten zu können.
…… „Wo alles sich durch Glück beweist Und tauscht den Blick und tauscht die Ringe Im Weingeruch, im Rausch der Dinge, dienst du dem Gegenglück, dem Geist.“ [BENN] …… Das Wetter schön. Die Landschaft oft unbeschreiblich. …. […] Die Tage zu fünft. (E., Miro, Giehse, C.) – Grammophon. Mahlzeiten. Vorlesen. Gehen. Telephon. Mal der Doktor Löwenstein and the Colonel Armstrong von nebenan.) Le nuits avec C. Toujours – et toujours d … frz [Einmal Streit über seinen kindisch- heftigen irischen Nationalismus.] — Musik: Richard Strauss. („Don Juan“. „Salomè“.) – „Rhapsodie in Blue“ – … Geblättert: im Platen – Stephan George. …
Sehr ernste politische Lage. Wahrscheinlich näher am Krieg als je. Trotzdem vermag man sich sein schliessliches Kommen nicht vorzustellen – eben so wenig wie den Tod …..
Gestern abend: alle zusammen (zu fünft) bei Walters im „Waldhaus“. … …… Von einer Morphium-Sprize geträumt.
Abreise von C. nach der Steiermark – wo er den Filmregisseur Papst sehen will – morgens um 6 Uhr. Die erste Trennung seit wir uns kennen; (abgesehen von den ersten vier „Siesta“-Tagen.) – 9.VII. … Telegramm von C. der seinen Herrn Papst verfehlt zu haben scheint. Quelle catastrophe! 10.VII. Den „Ludwig“ – „Vergittertes Fenster“ im Manuskript fertig. – Miro erzählt eine komische, schwuhle Geschichte aus ihrer Kindheit; mit ihrer Mathematiklehrerin. ….
17.VII. Küsnacht / Zürich Überfüllte Tage. C. hier getroffen. Er fährt nach Paris voraus – wo ich ihn morgen treffe. … Familien-Geselligkeit. 3 Vorlese-Abende: Zauberers grosses, sehr fascinierendes Riemer-Kapitel. – ich, vorgestern, Anfang und Schluss des „Ludwig“ vorgelesen. – Golo, Miro, Giehse; Ankunft von Bibi. Sehr viel Betrieb. – Lektüre: Gide „Retoches“. Die anti-Stalin-Haltung verschärft. – Arbeit: am „Ludwig“ getippt. – Leichter „Rückfall“: ohne Konsequenzen, hoffe ich. Anfechtungen der Schwermut, Mutlosigkeit – wie immer. Schwer zu Leben. Freue mich auf Widersehen mit C. (…)
18.VII. Paris, Hotel Pont Royal, rue du Bac. Schlafwagenfahrt Zürich – Paris mir E. … Hier: Widersehen mit C. – der aus dem „Grand Hotel“ hierher zieht. Mittags: mit Friedrich. (Aus Amsterdam angeflogen.) Abendes zu viert (C., F., E) – Essen am „Rond Point.“ – In die „Exposition.“ Halb grossartiger, halb gemeiner Eindruck. Menschenmassen. – X X X (morgens, nachmittags und nachts.)
19.VII. Wiedersehen mit Mops der erschreckend schlecht aussieht. … Abends: … Ausstellung antifaschistischer deutscher Literatur … Onkel Heinrich samt seiner Kröger. Französische Ansprache von ihm. … Brecht, Piscator … H.M. den Kommunisten durchaus hörig.