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Michel Foucault verstand sich selbst nicht als Lehrer, sondern als Forscher, was sich auch auf seine Lehrtätigkeit auswirkte. Diese Haltung, in Kombination mit der Anforderung von Seiten des Collège de France, jedes Jahr ein neuartiges Forschungsvorhaben vorzustellen, führte dazu, dass er seine Lehrtätigkeit vor allem dazu nutzte, neue thematische Felder auszuprobieren und zu erschließen.“ (s.5)

Im Zentrum der Vorlesungsreihen aus den Jahren 1978 und 1979, Sicherheit, Territorium, Bevölkerung und Die Geburt der Biopolitik, steht

die Geschichte der Machtausübung ...

„Ordnet man die zu Lebzeiten veröffentlichten Hauptwerke Foucaults den jeweiligen Phasen zu, dann gehören Wahnsinn und Gesellschaft, Die Geburt der Klinik, Die Ordnung der Dinge und die Archäologie des Wissenszur archäologischen oder diskurstheoretischen Phase.

Das aus der Antrittsvorlesung Foucaults am 2. Dezember 1970 anlässlich seiner Berufung auf den Lehrstuhl für Geschichte der Denksysteme am Collège de France hervorgegangene Buch Die Ordnung des Diskurses bildet den Übergang von der archäologischen zur genealogischen Phase und ordnet sich folglich zwischen diese beiden Phasen ein.

Überwachen und Strafen und der erste Band von Sexualität und Wahrheit, Der Wille zum Wissen, sind der genealogischen oder machtanalytischen Phase zuzuordnen und die Bände zwei und drei von Sexualität und Wahrheit, Der Gebrauch der Lüste und Die Sorge um sich, der Subjekttheorie und der Ethik des Selbst.

... und ein neuer Beginn des Denken

„Foucault befragt den Wahnsinn oder den Staat nicht nach ihrer Geschichte oder Entwicklung, sondern er fragt nach den Bedingungen und Praktiken, die diese als Objekte konstituiert haben. Statt Universalien wie den Staat oder den Wahnsinn als Raster zu nehmen, in das sich konkrete Praktiken einordnen lassen, nimmt er die konkreten Praktiken als Raster, in das er die Universalien einordnet.“ S.13

   „Angenommen, der Wahnsinn existiert nicht. Was ist dann die Geschichte, 
   die man anhand dieser verschiedenen Ereignisse, dieser verschiedenen Praktiken schreiben kann, 
   die sich anscheinend um diese unterstellte Sache, den Wahnsinn, gruppieren?“ S.14

Wenn wir bedenken, dass „Wahn“ immer noch ein Begriff der bayrischen Justiz ist, den sie von Gutachtenden wie im Fall Mollath 2013 bescheinigen lässt … Macht und Missbrauch

Den Wahrheitsanspruch der Wissenschaften in Frage zu stellen

halte ich nach den Grundlagen der Wissenschaften des Postfaschismus in Täuschland ohne Bruch 1950 in Jura und Medizin, in der Kunst etc … und in allen Ämtern, Parteien, zur Kultur des Schweigens für noch heute wichtig:

  "Den Wahrheitsanspruch der Wissenschaften in Frage zu stellen bedeutet auch, 
  dass die Genealogie nicht nach einem Ursprung sucht, 
  da die Suche nach dem Ursprung immer auch eine Suche nach dem Ort der Wahrheit ist. 
  Die Genealogie sucht statt dessen nach der Entstehung und der Herkunft. S.15

Die Genealogie will zeigen, dass das, was ist, nicht notwendigerweise so sein muss,

wie es jetzt ist, sondern nur eine von vielen unterschiedlichen Möglichkeiten darstellt. Indem sie aufzeigt, dass die historische Entwicklung weniger eine logische Abfolge, sondern vielmehr eine zufällige Verkettung von Ereignissen darstellt, verweist sie auf die Kontingenz der Verhältnisse, in denen wir aktuell leben. In dem Gespräch mit Rux Martin vom Oktober 1982 sagt Foucault folgendes:

  „Ich möchte zeigen, dass viele Dinge, die Teil unserer Landschaft sind 
  – und für universell gehalten werden –, 
  das Ergebnis ganz bestimmter geschichtlicher Veränderungen sind. Alle meine Untersuchungen 
  richten sich gegen den Gedanken universeller Notwendigkeiten im menschlichen Dasein. 
  Sie helfen entdecken, wie willkürlich Institutionen sind, 
  welche Freiheit wir immer noch haben und wie viel Wandel immer noch möglich ist.“ S.18
  

„Foucault ist nicht nur Wissenschaftler oder Philosoph, er ist auch politischer Aktivist. Wenn er es für notwendig erachtet, bezieht er politisch Stellung. So ist er beispielsweise Anfang der 1970er Jahre in der Gruppe Gefängnis-Information aktiv, die sich mit der Organisation von Demonstrationen und Pressekonferenzen und der Veröffentlichung von Artikeln kritisch zur Institution Gefängnis positioniert.“ S.19

In den sozialpolitischen Arbeitskreisen

der AG SPAK waren seine Gedanken nicht nur in der Knast- und Krüppel-Bewegung wirksam, die Befreiende Pädagogik von Paulo Freire hatte in ihm eine soziologische Parallele …

Rolf Schwendter hatte in vielen Diplomarbeiten und Dissertationen an der Breite der Literaturhinweise mitgewirkt,

Biografische Offenheit hätte noch zum Totschweigen geführt

denn nicht nur in Täuschland galt bis 1969 noch die volle Strafbarkeit des §175 - und bis heute in vielen Ämtern, in der Pädagogik und nicht nur in konservativen Kreisen.

  „Wenn man das Bewusstsein der Menschen verändern wollte, 
  bräuchte man nur Zeitschriften und Bücher zu publizieren 
  und einen Radio- oder Fernsehproduzenten für seine Ideen zu gewinnen. 
  
  Wir wollen aber die Institution angreifen [...]. 
  Wir wollen diese gelebte Ideologie über die dichte institutionelle Schicht verändern, 
  in der sie sich eingenistet und auskristallisiert hat und in der sie sich reproduziert. 
  
  Vereinfacht könnte man sagen, der Humanismus will das ideologische System ändern, 
  ohne die Institution anzurühren; der Reformismus will die Institution ändern, 
  ohne das ideologische System anzurühren.
  
  Revolutionäre Aktion bedeutet dagegen gleichzeitige Erschütterung des Bewusstseins 
  und der Institution; und dazu muss sie die Machtverhältnisse angreifen, 
  deren Werkzeug, Waffe und Panzer sie sind.“ S.19
  

Übergang von der „Pastoral der Seelen zur politischen Regierung der Menschen"

s.23 erinnert an heutig beginnendes Bewusstsein zur Kolonialisierung der Seelen …

Die drei zentralen Stützpunkte, von denen diese Gouvernementalisierung des Staates ausgeht, sind das christliche Pastorat sowie die beiden großen Ensembles politischer Technologien der Staatsräson: die diplomatisch-militärische Technik und die Polizei.

Die Begrenzung des Regierungshandelns

erfolgt über zwei verschiedene, sich aber nicht notwendigerweise ausschließende Auffassungen von Freiheit: die des französischen Radikalismus, der sich auf die Menschenrechte beruft und die des englischen Utilitarismus, der jegliche Intervention der Regierung nach ihrer Nützlichkeit befragt. S.25

Als dritten Aspekt der liberalen Regierungskunst behandelt Foucault die Erschließung des Weltmarktes, welche das für den Merkantilismus typische Nullsummenspiel zwischen den Staaten Europas beendet.

Mit dem Begriff Veridiktion

bezeichnet Foucault die Macht des Wahrsprechens innerhalb eines Denksystems. Vgl. Ruoff: Foucault-Lexikon, 2007, S. 233f. „Das System der Veridiktion ist allerdings nicht ein bestimmtes Gesetz der Wahrheit, sondern die Gesamtheit der Regeln, die in Bezug auf einen gegebenen Diskurs die Bestimmung dessen gestatten, welches die Aussagen sind, die darin als wahr oder falsch charakterisiert werden können.“ Foucault: Die Geburt der Biopolitik, 2006, S. 60.

Während die deutsche Form des Neoliberalismus die Logik des reinen Wettbewerbs auf den Markt beschränkt und diesen mit einem Bündel gesellschaftspolitischer Interventionen flankiert, versucht der US-amerikanische Neoliberalismus mittels der Theorie des Humankapitals die Rationalität des Marktes auch auf Bereiche auszudehnen, die bis dahin noch nicht nach dem Prinzip der Marktlogik organisiert waren, wie zum Beispiel das Bildungswesen. S.26

Die thematische Bandbreite dieser Untersuchungen reicht von der Organisationssoziologie, der postkolonialen Theorie, der politischen Theorie, der politischen Ökonomie und der politischen Ökologie bis hin zur historischen Geographie und der Raum- und Stadtforschung. Das Konzept der Gouvernementalität findet in den Kulturwissenschaften ebenso Anwendung wie in den Sozial- und Politikwissenschaften, es wird für die Analyse biomedizinischer und biotechnologischer Praktiken ebenso angewendet wie für die Analyse des internationalen Regimes der Flüchtlingspolitik. S.29

Entsprechende erste Arbeiten gelangen uns in München

zu den Themen Revolution und Räterepubliken 1988 und 2018 mit der Aufdeckung vieler Grundlagen, die unter dem Schutt der immer noch in Geschichtsbüchern stehenden Nazi-Propaganda vergraben waren, auch in den Köpfen mancher „Zeitzeugen“, und sind als folgende Arbeiten zu Antisemitismus, Justizversagen und Militarismus und Reaktion der Meinungsmacher in München (bis heute) noch nötig.

Teilweise keine ordentlichen Zitate, denn die wissenschaftliche Arbeit ist zwar gut lesbar, aber doch recht komplex … mit 97 Seiten

Grundlage: Zara Jakob Pfeiffer: Die Machtsysteme demontieren … Michel Foucaults Konzept der Gouvernementalität

Bei Interesse stelle ich Kontakt oder Arbeit gerne zur Verfügung.

„Das Konzept der Gouvernementalität funktioniert hier als eine Art Brücke, welche sich nicht nur zeitlich zwischen die Machtanalytik der 1970er Jahre und die Subjekttheorie der 1980er Jahre einordnet, sondern diese auch inhaltlich miteinander verbindet.

Darüber hinaus entwickelt Foucault, der seine theoretische Arbeit immer auch an gesellschaftliche Verhältnisse koppelt und der Machtsysteme nicht nur analysieren, sondern auch kritisieren und bekämpfen möchte, mit der Gouvernementalität ein theoretisches Werkzeug, welches nach wie vor für diese Zwecke geeignet ist.“ S.6

Wahn und Willkür, Dr. Wilhelm Schlötterer

Didier Eribon, „Rückkehr nach Reims“ 1953 geboren, ist ein Musterschüler, so beschreibt er es, und auch der Erste in seiner Familie, der auf eine Universität gehen kann. Einer, der sich hochgearbeitet hat und von einem Leben als Intellektueller träumte. Sein Ziel hat er erreicht: Mittlerweile lehrt er Soziologie an der Universität von Amiens, schrieb in Frankreich mehrere Bücher zum „homosexuellen Subjekt“, hatte Gastprofessuren in Berkeley und wurde international durch seine Michel Foucault-Biografie berühmt. https://www.spiegel.de/kultur/literatur/didier-eribon-rueckkehr-nach-reims-der-mythos-der-revolution-a-1099396.html

Kritische Theorie ist nicht nur „Frankfurter Schule“: Internationale Kritische Praxis Versuche, Foucault anzuwenden

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michel_foucault.txt · Zuletzt geändert: 2023/08/07 12:57 von lenni