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polyamor

Eine Erkenntnis der eigenen Polyamorie ist immer zuerst ein biografisches Ereignis: Es ist nicht eine Kopf-Entscheidung, es ist eine Überraschung der Liebe.

Das macht es manchen schwierig, ihre Phantasie im Zaum zu halten, die mit-erleben will, was die anderen da machen, aber zuerst nicht begreifen kann, welche Befreiung in ausgesprochenen offenen Beziehungen erlebt werden kann, die alle sexuellen Beladungen von Druck, Erwartungen, Pflichten und Treue sprengen kann: Zu den Freundschaften, Verantwortungen und Vereinbarungen, wie sie uns als reifen Menschen entsprechen.

Wie Liebe geschehen kann ...

Es trifft jeden Menschen anders, wie die Orientierungen der Anziehung unter uns allen verschieden sind: Die Augen, die Nase … eine Bewegungsart, ein Lachen, eine Körperform, eine Stimme, das Denken oder Reden, das man weiter erleben will …

… und vielleicht eine Reaktion, eine Verabredung, eine Vertiefung …

Anfang der Reflektionen nach einem Philosophie-Gespräch „Nachgefragt“ in der LMU mit der MVHS #München

Freundschaft plus

Und das Plus kann eine Zugabe sein, auf jeden Fall kein Muss: Freundschaft braucht insgesamt mehr Respekt!

Der große Unterschied zur un-Kultur der alten Treue-Versprechen der Ehe, die viele von uns einmal abgelegt haben, und deren Beweis die Kinder daraus sind: Der Rest ist Schweigen. Dann wird im Einfamilien-Häuschen nicht mehr nachgefragt, und die glückliche Fassade kennen die Kinder daraus am Besten: Wirkliches Glück oder zänkisches Aushalten?

Freundschaft plus kann unter Jugendlichen bedeuten, die eigene Sinnlichkeit und sexuelle Erregung gemeinsam zu erforschen und zu erleben, ohne „die große Liebe“ oder sonstige Versprechen daraus abzuleiten. Das geht im eigenen Geschlecht wie in anderen, zwischen allen Definitionen und Orientierungen, bis klar wird, was das für das eigene Erleben bedeutet.

Was uns früher prägte

Unsere Geschichts-Phantasie ist von einer Kultur-Entwicklung geprägt, die das biblisch-christliche Weltbild als Höhepunkt darstellte, was die Nazis mit germano-Phantasie und Rassismus verdrehten, aber von Adel und Kirchen zuerst noch „monarchisch“ unterstützt sahen:

Aktuell legte der Anthropologe David Graeber mit seinen Erkenntnissen der Altertumsforschung einige Bücher dagegen: Anfänge über die frühesten Kulturen, die wohl weit mehr #demokratisch waren als unsere immer noch von reaktionärem Adel verseuchten Gesellschaften.

"Die Liebe ist eine Erfindung des 18. Jahrhunderts"

meinte eine Kulturhistorikerin vor etlichen Jahren in einem Seminar, und betonte dann, dass sie die Verknüpfung der romantischen Liebe mit der Ehe meinte: Das Denken ging nicht mehr nur vom Adel aus, das „gemeine Volk“ handelte nicht mehr nur nach Besitz, Herkunft, Religion und Zunftrecht:

Natürlich gab es die Liebe in allen ihren Formen vorher:

  • Gilgamesch …
  • Kamasutra und Tantra
  • 1001 Nacht und alles drum rum
  • das Hohelied der Liebe
  • die Minne als Verehrung
  • … und sicher kannst du hier noch ergänzen, was dir am Herzen liegt …

aber die Verknüpfung der romantischen Liebe mit der Ehe bedeutet, dass die elterliche und verwandtschaftliche standesgemäße Vorsorge nicht mehr alleine und vordergründig als eine Sache der Familie gültig blieb.

Die Liebesdramen steigerten sich

und die Frage der Treue kam immer mehr in den Konflikt mit aktuellen Gefühlen und Tatsachen:

Die Theaterstücke der Jahrhundertwende kämpften noch mit der Zensur, die das alte heile Familienbild nicht antasten lassen wollte. Bis heute kämpfen die kirchlichen und konservativen Kreise um die Ewigkeit der Ehe, um die besonderen Ausnahmen und die religiösen Begründungen dafür, ohne allerdings die Veränderlichkeit des Lebens in der Biografie anerkennen zu wollen.

Otto Gross, der schon Anfang 1907 am Montè Verita die Freie Liebe propagierte und auch divers oder polyamor lebte, pendelte zwischen der Schwabinger Bohemè mit Erich Mühsam und Johannes Nohl und den Berliner anarchistischen Kreisen, wo er 1920 starb.

Liebe und Besitz

„Ererbt von unseren Vätern:„ Die Vorstellungen von Frauen als Besitztum seit den biblischen Hirtenreligionen oder noch etwa früher, in Adel und Erbfolge-Kriegen, im Kastenwesen, in den Mythologien über frühe Kulturen, bi sich jetzt zeigt, dass Frauen durchaus viele Jägerinnen waren, nicht in afro-germanischem Mythos die Ackerbau-Pflanzerin …

Veränderung in der Liebe war bisher Unzuverlässigkeit oder Betrug

Was im Besitzdenken oft als „Seitensprung“ begann, die Untreue oder Bigamie, später von Reichen auch als serielle Monogamie gelebt, als Vorbild die Filmschauspielenden der 1950er Jahre, folgend einige Politiker, selbstbewusste Frauen, scheinbar aber „nur den Literaten bekannt“: Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre als offene Beziehung, wie …

Und dann die Thematik der Kukuckskinder …

... nur einem gehören?

und was in anderen Kulturen als Mehrehe, Polygamie, oder die „Pforte der Freunde“ oder, in unserer Kulturwertung: „Vielweiberei“ bezeichnet wurde, auch als Harem oder Kommune bezeichnet, kommt näher daran:

Polyamor ist eine ehrliche und offene Vereinbarung

Bei einzelnen bisexuellen Beziehungen begann schon das serielle Modell zu kippen, und die Dreierbeziehung, von pubertären Jungs als „zwei Lesben für mich“ aus dummen “bisexuellen“ Videos geschlossen, hat viel mehr Varianten:

Französische 1970er Jahre Filme wie „Pour quois pas“ und „Jules und Jim fahren Boot“ schilderten die Mischungen aus Freundschaften und Lieben, die weiter führten, aber die eifersüchtig besitzende Darstellung von Beziehung der Hollywood-Art hat sich bei uns durchgesetzt. Auch im Osten gab es bis 1992 eine junge Gegenkultur, die weit offener mit Beziehungsweisen, auch in der seriellen Monogamie umgehen konnte.

Ist es Liebe?

„Ist es was?“ „Ist es Liebe?“

Der Milchmann Tevje im jüdisch-russischen Dörfchen fragt seine Frau, nach dem sich ihre Kinder nicht mehr den alten Regeln unterwerfen wollen … und eine Liebesheirat gegen die arrangierte Hochzeit durchsetzen.

Was ist Liebe?

…ob polyamore und offene Beziehungsweisen auch in den Katalog aufgenommen werden sollten, da sie von der bisexuellen Lebensform weiter führen und bisher in der moralischen Diskriminierung der Ehe-Gläubigen und Liebes-Romantiker liegen,

Denn sie wissen nicht, was Liebe ist: Ketzerbrevier eines Altöttinger Ministranten AG SPAK Verlag

Veröffentlicht: https://gestaltleben.wordpress.com/2023/07/13/biografien-sind-wege Kritische Sexologie bleibt an bayrischen Hochschulen noch Geheimwissen: queeres_leben und sexualpädagogik

romantische Liebe?

Gestaunt hatte ich, als sich Leute als „a-romantisch“ bezeichnet haben, ähnlich den Selbst-Bezeichnungen a-sexuell, Typ A:

  Typ A: Sexualtrieb, aber keine Anziehung 
  Typ B: Anziehung, aber kein Sexualtrieb 
  Typ C: sowohl Anziehung als auch Sexualtrieb
  Typ D: keine emotionale Anziehung, kein Sexualtrieb, auch Aromantik genannt
polyamor.txt · Zuletzt geändert: 2023/07/30 13:07 von fritz