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Brief an Publik Forum: https://www.publik-forum.de und Entwurf für meinen Beitrag für die Veranstaltung 100 Jahre Paulo Freire im http://EineWeltHaus.de München (Saal und Gelände) So 19. September 2021 (Beginn 11:30 Uhr, 15h / open end)

(In Altötting, im Haus meiner Eltern, lag immer noch die Publik- Schreibtisch-Unterlage aus der Gründungszeit am Tisch, und in all den Jahren als junger Gemeindereferent hatte mich die vierzehntägige Zeitschrift mit all den aufgeklärten Themen des kritischen Katholizismus hoffnungsvoll gehalten … bis Ratzinger in München Kardinal wurde und es in der Kirche rückwärts ging, was dann 2004 im „Ketzerbrevier eines Altöttinger Ministranten“ landete: „Denn sie wissen nicht, was Liebe ist …“AG SPAK Verlag

**Ein Dank nach 40 Jahren ...**

Publik Forum bereitete damals 1981/82 den Weg für den Einsatz des Theater der Unterdrückten, wie ich es von Augusto Boal in der Arbeit mit arbeitslosen Schauspieler*innen in München gelernt hatte … und in vielen Workshops und internationalen Treffen, durch eine Verbreitung in den kirchlich geprägten Gruppen und Initiativen im ganzen Land: Theaterwerkstätten zu den Themen der Gruppen und in der Jugendarbeit, den Weltläden …

Katholikentag 1984 „von unten“ in München mit einer „Nacht der Solidarität“ mit 10.000 Teilnehmenden in der ausverkauften Olympiahalle, bei der die Gruppe „Homosexuelle und Kirche“ HuK fünf kleine Forumszenen präsentierte, nach einer Aktion am Eingang, bei der jede 20. Person einen kleinen roten dreieckigen Stempelabdruck auf den Handrücken bekam: Später aufgefordert, aufzustehen und zu winken, machten sie sichtbar, wie viele Lesben und Schwule es in der Gesellschaft gibt, die aber unsichtbar bleiben, auch in den Kirchen:

„Hans kommt raus“ konnte in den 12 Minuten in der riesigen Halle nicht wirklich als Forumtheater präsentiert werden, aber wir spielten einmal die Angst, und dann die mutige Version in der Familie, im Beruf, unter Freunden und in der Kirche offen zu seinem „Anders sein“ zu stehen, wie es auch unser roter Button mit der Frage aus dem Beichtspiegel signalisierte: „Allein oder mit Anderen?“

Katholikentag 1988 in Aachen mit der Rüstungsexport-Kampagne aus den kirchlichen Jugendverbänden: Ein gewaltiges goldenes Kalb aus Pappmachè von acht jungen Leuten auf den Schultern getragen, wird mit kirchlich klingenden Litaneien verehrt und einem Zug aus Anzugträgern, Kostümdamen, Bischöfen und Militärs verehrt … in einer Werkstatt nach Mr. Peachum aus der Dreigroschenoper ausgestattet und vorbereitet …

Grundlage waren viele Theaterwerkstätten in den Studierenden-Gemeinden, mit Zivildienstleistenden und im Sozialen Jahr, die mit der Zeit mein Leben sicherten, neben dem Engagement in der Gewaltfreien Aktion in der Friedensbewegung und später in der politischen Bildungsarbeit, die wir in Bayern in den grün-nahen Kreisen aufbauten, in Ost-West-Begegnungen in Ungarn, später im Land Brandenburg, was heute Petra Kelly und Böll heißt …

Neben und in Zukunftswerkstätten mit und nach Robert Jungk waren die Grundlagen dialogischer Arbeit von Paulo Freire und partizipative Grundhaltungen zum Handwerkszeug geworden, wie die Denkstrukturen der Gestalt und neuer ästhetischer Arbeitsformen.

Von Wustrow im Wendland über Mutlangen zur WAA Wackersdorf, heimlich als Krankenseelsorge-Fortbildung in Ostberlin und Leipzig, beim Kirchentag in Erfurt und im Kirchturm von Greifswald (wo meine Stasi-Akte erst begann) bis zu gemächlichen Gemeindepädagogen-Seminaren in der selbstverwalteten Ausbildung in Potsdam und in Pfarrhäusern bei Rostock und an den Müritz-Seen … es war mit jeder Gruppe spannend, an die Themen des Ärgers und der Tabus zu gehen, Szenen daraus zu spielen und neuen Ausdruck zu finden.

Bei den Vorbereitungen zum Erlassjahr 2000 entstand in Berlin über INKOTA sogar eine neue Bewegung dort, die sich für das Forumtheater in den anderen politischen Bewegungen begeisterte. Eine Tour von Mitarbeitenden von Augusto Boal, der inzwischen im Stadtparlament von Rio de Janeiro eine neue Form, das Legislative Theater entwickelt hatte, führte dann durch Kolleg*innen vom ASA-Auslandsstudien-Aufenthalt vom Stadttheater Tübingen über den Bayrischen Landtag durch etliche weitere Theater bis zur Hochschule in Lingen, wo auch der Regenbogen der Wünsche von Boal publiziert wurde, die introspektiven, psychologischen Methoden, die etwas an Moreno anlehnen.

In den kirchlichen Jugendverbänden ist es schon lange politisch still geworden, ich arbeite inzwischen, zum Kritischen Gestalttherapeuten ausgebildet, hauptsächlich mit Obdach- und Wohnungslosen, und nur noch gelegentlich an der Hochschule, aber jetzt feiern wir 100 Jahre Paulo Freire und freuen uns über den heimlichen Einzug seiner hierzulande konservativ bekämpften Ideen in der Dekolonialisierung, im gelegentlich echten Dialog und im „Abschied von euerem schlechten Gewissen“, das euch wie euer Wissen an der wirklichen Solidarität mit den Armen der Welt hindert …

Paulo Freire und Augusto Boal starben am 2. Mai, wie Gustav Landauer

Paulo Freire und Augusto Boal starben am 2. Mai, wie Gustav Landauer, und sie kannten mehr Ideen von Rosa Luxemburg, Martin Buber (der Landauers Schriften herausgegeben hatte) und Bert Brecht, als alle meine früheren Lehrenden, aber das Leben gibt uns mehr Chancen, die Aufklärung zu begreifen: von 1919 bis 1979 bis 2009 waren es etliche Schritte, und Augusto schloss sein Leben mit dem Buch Ästhetik der Unterdrückten ab, das bisher nicht in deutsch erschienen ist …

Paulo Freire (* 19. September 1921 in Recife; † 2. Mai 1997 in São Paulo) war ein in Theorie und Praxis international einflussreicher brasilianischer Jurist, Pädagoge und weltweit rezipierter Autor (wikipedia ) und wirkt international in Kritische Pädagogik wie Kritische Theorie: Kritische Praxis auch auf Freire-Boal und mehr in 100 Jahre Paulo Freire

Die Gedanken und pädagogischen Ansätze von Paulo Freire in der Pädagogik der Unterdrückten waren in den siebziger Jahren so revolutionär, dass sie bis heute viele Menschen weltweit begeistern. Konservativen Politikern und PädagogInnen erschienen sie (manchen bis heute) zu revolutionär und „verdächtig“, um das selbständige Lernen der Schüler*innen in unsere Bildungs-Praxis umzusetzen, und sogar in den Hochschulen ist das Studium zur Berufsausbildung reduziert. Halbbildung hätte Adorno gesagt.

Das Wort Bewusstseinsbildung verwendete Freire später weniger

Bewusstseinsbildung zu einem kritischen Blick auf die Welt halte ich für heute wichtiger als je, auch in den Bereichen der Kunst und Kultur, die ja eher zur Kulturindustrie geworden sind, markt- orientiert

Erster Entwurf für einen Beitrag zur Fest

100 Jahre Paulo Freire: Jubiläums-Matinee

An diesem Tag wäre Paulo Freire 100 Jahre alt geworden. Wir feiern mit Brunch, Musik, Kurzbeiträgen, Anschauungsmaterialien und Beispielen die wichtigen Impulse, die der Jubilar für eine radikal demokratische und befreiende Pädagogik mit zutiefst humanem Ansatz vielerorts gegeben hat und bis heute gibt.

Vielleicht finden wir in Gesprächen auch Anregungen für die dringend benötigte transformatorische Bildung hierzulande.

EineWeltHaus (Saal und Gelände) So 19. September (Beginn 11:30 Uhr, 15h / open end) Veranstalter: Nord Süd Forum München e.V. https://www.nordsuedforum.de/events/veranstaltung/matinee-und-geburtstagsfeier-anlaesslich-des-100-geburtstages-von-paulo-freire

Gesamtes Programm

publik_forum.txt · Zuletzt geändert: 2022/09/28 21:25 von lenni