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Beschämung und Scham als Methode der Unterwerfung

Beschämung und Scham als Methode der Unterwerfung wirken, wenn ich jemand beschuldigen kann, vor allem, wenn vorher das Machtgefüge im Gewissen der unterworfenen Person verankert wurde.

Verrückterweise nennen wir in unserer seltsamen Kultur auch unsere Lust- und Geschlechts-Organe Scham, wohl, weil wir dort am Leichtesten beschämt werden könnten?

Beschämung hatte der angelernte Rhetoriker Hitler gerne benutzt, um von deutscher Schande im Schandfrieden zu sprechen, und gleichzeitig den Versailler Vertag durch heimliche umbenannte Freikorps, Schützenvereine und Waffenlager zu brechen: Das Zusammenwirken der Räuberbande wird ähnlich hergestellt. Kriegs-Schuld? Verdrängt.

Bei der persönlichen Beschämung für Dasein, Fehler, Versagen wird unsere Existenz angegriffen: Ein Trauma entsteht, wenn die Verletzung besonders tief gehend ist, weil eine Person unseres sonstigen Vertrauens uns dieses entzieht:

Trauma-Bewältigung

aktualisierter Artikel auf https://fritz-letsch.blogspot.com/2021/01/trauma-bewaltigung-wird-jetzt-fur-viele.html

Ob Heimkind, ob geprügeltes Kind, ob andere unsere Grenzen so verletzt haben, dass wir vor Scham im Boden versinken wollten: Wir wollen es vergessen, wollen es ungeschehen machen und nicht mehr darüber reden. Wir brauchen alle Kräfte zum Überleben. Dabei sind Viele von uns in „Schwarzer Pädagogik“ autoritärer Gewalt aufgewachsen, die von „Schwarzen Parteien“ immer noch verharmlost oder als „natürlich“ angesehen wird.

Das Gegenteil, die dialogische Kritische Pädagogik, wurde als „marxistisch“ oder anarchistisch abgelehnt.

Doch die Gedanken tauchen immer wieder einmal auf, belasten uns durch angestrengte Selbstkontrolle, bis sie vielleicht durch Alter oder körperliche Störungen heraus brechen, oder die Ängste unser Leben bestimmen. Es ist wie ein innerer Untergrund, den auch alle Untergrund-Kämpfenden kennen: Danach lässt sich kaum davon erzählen, weil es für andere kaum zu glauben ist, weil sie den Belastungen und Gefühlen nicht folgen können. Das macht noch einsamer.

Trauma braucht Anerkennung: Eigene und Fremde. Erst einmal zugestehen, dass es so war, das es so ist, und dass es vorbei ist. Andererseits braucht es auch die Integration: Dass es bei aller Belastung ein teil von mir geworden ist. Der Polizeiübergriff, die sexuelle Bedrängung, auch die eigene Schuld, der Anteil am Leid oder gar der Tod von Anderen: Wir müssen es in unsere Lebensgeschichte integrieren, und das fällt Opfern wie Tätern gleich schwer, wird darum so oft verdrängt.

Da sterben alte Männer jahre- oder monatelang nicht, weil sie ihr Schweigen festhalten wollen, ihre alten Taten wissen, aber nicht aussprechen können oder wollen, oder beruhigen sich erst bei einer Lebensbeichte, und sind dann wirklich erleichtert und können los lassen … da quälen sich Frauen ihr Leben lang mit den Erinnerungen und der vermeintlichen Schande ihrer Vergewaltigung im Krieg …

Scham und Schuld

Andere zu beschuldigen lenkt von der eigenen Scham ab, schiebt die Schuld auf Mittäter oder Opfer, das ja einen eigenen Anteil an der Schuld haben könnte: Der kurze Rock … von dem ein kanadischer Richter sprach, und schon entstand der „Slut-Walk“, die Demonstration der Frauen und ihrer Verbündeten, die sagt, dass nie das Kleidungsstück eine Einladung sein kann, und Vergewaltigung kein Kavaliersdelikt, nur ein Ja ist ein Ja: Nur Konsens in der Sexualität, auch bei allen besonderen Vergnügen dabei.

Beschämung der Anders-Artigen

Flüchtlingskinder, Fremdsprachige, Farbige, das ganze Ausgrenzende der Neuen, der noch-nicht-Zugehörigen in der Revier-Verteidigung und den vermeintlich höher-Berechtigungen der Eingesessenen … Körperliche Abweichung in der gleichgeschalteten Medien-Welt … von fat-shaming bis Mitleid zu Rolli-Fahrenden, und der Ausklammerung erotischer und sexueller Wünsche

Beschämung der Anders-Fühlenden

Eine Psyche, die Seele, die nicht so fühlt wie die „Allgemeinheit“, Familie, Gesellschaft, die sich behindert und Ausgegrenzt sieht: Autismus und Bi-Polarität, Depression und Schizophrenie, … und der Versuch, Wahn und Abweichung in Psychiatrie und geschlossene Forensik abzuschieben. Menschenrechte in besonderer Weise zu achten

Beschämung der Anders-Liebenden

Von der Verfolgung durch §175 für Männer-liebende Männer bis 1992, bis zur Diskriminierung der Frauen-liebenden Frauen und der juristischen und medizinischen sowie psychologischen Fehlbehandlung von inter- und trans-Personen, aber auch die Minder-Achtung für Asexuelle, Bisexuelle und polyamore sowie Nicht-zugeordnete non-binäre Personen und die Ausklammerung von Sexualpädagogik im Schul-Alltag: queeres Leben

scham.txt · Zuletzt geändert: 2023/10/14 23:47 von fritz