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theater_der_unterdrueckten

Augusto Boal entwickelte auf der Grundlage der Bemühungen von Bert Brecht für ein dialogischen Theater und der Pädagogik der Unterdrückten von Paulo Freire das Theater der Unterdrückten, wozu auch das Forumtheater und Methoden wie Legislatives Theater und die Chamber in the Street gehören. Später kam der Regenbogen der Wünsche zu den früheren Polizisten im Kopf.

internationale Projekte

Afghanistan Die Mitarbeiter*innen der afghanischen Gruppe zum Theater der Unterdrückten TDU und für Menschenrecht NGO AHRDO sind in Lebensgefahr… sie versuchen gerade das Land zu verlassen. Hier findet ihr einen Artikel, der gestern dazu erschienen ist: https://taz.de/Flucht-eines-Theaters-vor-den-Taliban/!5793946/

Afghanistan The employees of the Afghan group for the Theater of the Oppressed TDU and for human rights NGO AHRDO are in mortal danger … they are currently trying to leave the country. Here you can find an article that was published yesterday: https://taz.de/Flucht-eines-Theaters-vor-den-Taliban/!5793946/

http://forumtheaterblog.wordpress.com

Seit März 2007 organisieren lokale und internationale Aktivist*innen in verschiedenen Teilen Afghanistans beinah täglich Aktivitäten mit den unterschiedlichen Techniken des Theaters der Unterdrückten (TdU) des Brasilianers Augusto Boal (1931-2009) sowie anderen emanzipatorischen Theatermethoden.

In diesen rund zehn Jahren kontinuierlicher Anwendung hat sich das sogenannte „Applied Theatre“ 1 als zentral für die systematische Arbeit mit dem Thema Straflosigkeit bzw. Aufarbeitung von mittlerweile knapp 40 Jahren des ununterbrochenen gewalttätigen Konflikts erwiesen (Joffre-Eichhorn 2010).

Hjalmar Jorge Joffre-Eichhorn: Das Theater der Unterdrückten und Vergangenheitsaufarbeitung in Afghanistan Kollektive Ermächtigung und neue Dependenzen * „Wir alle sind mit Flügeln geboren worden. Warum sollten wir es daher vorziehen, durch das Leben zu kriechen?“ (Rumi)

https://www.academia.edu/38889901/Das_Theater_der_UnterdrC3%BCckten_und_Vergangenheitsaufarbeitung_in_Afghanistan

Lernen zurückerobern: Theater-Werkstatt-Arbeit als kooperative Arbeitsform 2003

Forumtheater ist die Praxis zur Kritischen Theorie,

zur Kritischen Theorie, die in der deutschen Version zu sehr in marxistischen Philosophie-Begriffen hängen geblieben ist, während in den südlichen Ländern Europas und Amerikas die anarchistische Praxis von Genossenschaften und gemeinschaftlichen wie gewerkschaftlichen Projekten im Vordergrund stand. ecopedagogy

Paulo Freire hatte die Grundlegungen von gemeinschaftlichen Gestaltung wie bei Martin Buber, von dessen Freund Gustav Landauer und Antonio Gramsci aufgenommen, ein lernendes Menschbild entgegen unserer deutschen Stoff-Kanons, die immer noch in „Hoch“-Schulen„ verabreicht werden.

„entwicklungsdienst theater-methoden“ hatten wir unsere kollegiale Arbeit in der Paulo Freire Gesellschaft genannt, die das Kritische Denken in Szenen und Handlungsmöglichkeiten verwandelt, auch Unsichtbares Theater in Seminaren erprobte,

Über die Jahrzehnte wanderte die Methoden dann auch mit mir und uns in die Bildungsarbeit der Jugendverbände, in die EineWelt-Bewegung und die Gewaltfreie Aktion in der Friedensbewegung, gewerkschaftliche und kirchliche Akademien, Kirchenkreise und Lehrerfortbildungen, während Augusto es mit Inszenierungen in Theatern versuchte;

der Bayrische Jugendring gab dann, zuerst unter „Aktionstheater“ viele Fortbildungen auch in der politischen Bildung, dann ein erstes Werkstatt-Arbeitsheft „Theater macht Politik“ heraus, das so gefragt war, dass mit Simone Odierna ein Buch mit Erfahrungen von vielen KollegInnen daraus wurde, das beim AG SPAK Verlag erschien. weiter auf http://fairmuenchen.de/forumtheater/

Eine Sammlung von Artikeln zur Kritischen Theorie an Hochschulen in internationaler Literatur

in der englisch-sprachigen Akademie-Literatur ist sehr viel mehr zur Kritischen Theorie und zur Pädagogik der Unterdrückten als Kritische Praxis zu finden: Viele Artikel und Übersetzungs-Anfänge von Artikeln https://paulo-freire-muenchen.blogspot.com

Tagung „Die Anwendung des Theater der Unterdrückten in Europa“

Ein Interview

Das Theater der Unterdrückten wurde von Augusto Boal entwickelt und ermöglicht als politisches Probehandeln politische Bildung von einer anderen, emotionalen, Seite anzugehen. Dabei ist es besonders erfolgreich, „wenn es gelingt, genug Ärger zu mobilisieren, dass daraus Aktivität entsteht,“ wie Fritz Letsch, Theaterpädagoge aus München, im Interview erklärt.

Theater als Methode in der politischen Bildung - wie funktioniert das?

Meine Methode kommt aus dem Theater der Unterdrückten. Augusto Boal hat dies in den Sechzigerjahren in Brasilien entwickelt. Es ist eine Methode um mit den Menschen gemeinsam Theater zu machen. Das Publikum wird dazu gebracht, das Stück zu verändern. Es sind also keine fertigen Stücke mit feststehendem Schluss, sondern das Publikum ist eingeladen, das Ende zu verändern.

Wir arbeiten mit dem jeweiligen Thema, bei dem die Leute sich unter Druck fühlen oder bei dem sie etwas verändern wollen.

Das heißt, diejenigen, die das Theater spielen, sind auch Personen, die Teilnehmer sind?

Beides ist möglich. Wenn betroffene Laien das Stück spielen, macht das viel von der Kraft des Stücks aus das auf der Bühne gespielt wird. In der Regel wird in der Gruppe die Thematik einer Person von einer anderen gespielt. Das ermöglicht der betroffenen Person auch die anderen Lösungswege zu sehen.

Mit welchen Themen arbeiten Sie?

Das kommt zunächst mal auf die Einladung des Veranstalters an. Begonnen hat alles in der Friedensbewegung mit den Fragen, wie wir etwas umsetzen können oder wie wir uns beteiligen können. Zuletzt war das Thema auf einem großen Kongress „Partizipation“.

Dort haben wir mit Jugendlichen aus allen Bundesländern Szenen dargestellt, bei denen Jugendliche in der Beteiligung behindert werden. Zunächst mal reden alle von Beteiligung. Wir haben dann zum Beispiel mit Pfadfindern mit der Thematik gearbeitet, wo im Jugendverband Beteiligung nicht mehr möglich ist.

Oftmals haben die Jugendlichen beispielsweise erlebt, dass ihnen der Bürgermeister etwas versprochen hat und sie hinterher ausgebremst werden. Oder jemand sollte ihr Jugendsprecher sein und steht im entscheidenden Moment doch nicht auf ihrer Seite.

Seniorenarbeit war vor kurzem etwas ganz Neues für mich. Diese braucht noch einmal ganz andere Arbeitsweisen. Ende August gab es in Dresden ein Generationen-Theatertreffen, das war sehr spannend, wie die unterschiedlichen Generationen sich gegenseitig etwas beibringen konnten.

Werden die Stücke im Nachhinein reflektiert?

Ja, eine Gruppe wertet natürlich die Szenen immer aus: Wie war das Ergebnis, wie waren die einzelnen Interventionen, wie haben wir gespielt. Eine mögliche Schwierigkeit kann es sein, dass sich die Gruppe oder das Publikum zu sehr gegen Innovationen wehrt. Da bin ich als Vermittler zwischen Gruppe und Publikum gefragt. Grundlage ist ja, dass Lösungsmöglichkeiten vom Publikum und nicht von der Gruppe kommen.

Was wird bei Theater in der politischen Bildung besonders gefördert?

Ich denke die Einfühlung. Eben nicht nur taktisch umzudenken was sein sollte und sein müsste, sondern zu spüren, wie es jemandem geht, der Unrecht erlebt. Manchmal wird man zunächst hilflos, bevor man dann tatsächlich auf eine andere Lösung oder eine andere Haltung kommt und etwas ändern will.

In Bühnensituationen ist es möglich, sich in Situationen zu versetzen, die wir so nicht erleben oder nicht erleben müssen, zum Beispiel eine ungerechtfertigte Kündigung. Häufig stellen die Teilnehmer fest, dass es Dinge gibt, die sie so auch kennen, aber im Alltag verdrängen.

Gibt es Grenzen, etwas, was diese Methode in der politischen Bildung nicht leisten kann?

Ja klar. Was wir natürlich nicht vermitteln können, ist, wie man sich organisiert. Man kann nur vermitteln, wie man etwas anfängt, wie man die ersten Schritte geht. Aber wie man eine Gruppe aufbaut, welche Strukturen es gibt, da muss die politische Bildung natürlich andere Methoden einsetzen. Theater kann anregen und die emotionale Seite anregen. Ich halte diese aber für enorm wichtig, da ich in ganz vielen Bereichen Resignation erlebe.

Das heißt, das Bewusstsein ist vorhanden, aber der Glaube an Veränderung nicht?

Absolut. Wenn es gelingt, durch Theater genug Ärger zu mobilisieren, kann dadurch Aktivität entstehen.

Viele in Deutschland glauben nicht an diese Methode der politischen Bildung. Ich begegne ständig Personen, die nicht glauben, dass Lösungsvorschläge aus dem Publikum kommen können. Das liegt daran, dass Theater bei uns mit fertigen Stücken verbunden wird, bei denen am Ende der Vorhang fällt.

Für mich ist wichtig, dass diese Methode in 70 Ländern der Welt eingesetzt wird und erfolgreich ist. In Indien beispielsweise wurde die Methode in den Kontext der Tradition von indischem Volkstheater gesetzt. Zurzeit sind die indischen Kolleginnen in Halle und bearbeiten das Thema Gewalt bei Jugendlichen.

Das Wichtigste überhaupt ist für mich, dass Veränderung als machbar erlebt wird.

Gibt es ein besonderes Highlight in Ihrer Arbeit?

Ganz viele und es kommen immer welche hinzu. Beeindruckt hat mich, wie mit der Methode in Afrika zum Thema Aids gearbeitet wird. Sexualität wird dort ja nach wie vor tabuisiert. Es beeindruckt mich, was mit der Methode möglich ist.

Wen erreicht man mit dieser Form der politischen Bildung besonders gut?

Bei Erwachsenen erreiche ich vor allem diejenigen, die schon in einem Bewegungsumfeld sind. Bei meiner Arbeit mit Führungskräften im Visionstheater habe ich erlebt, dass graduell und äußerlich gesehen viel weniger stattfindet als bei Jugendlichen oder politisch aktiven Erwachsenen.

Aber die Richtung, dass sich etwas bewegt, ist auch in Unternehmen ganz enorm. In festgefahrenen Strukturen erfordert die Veränderung einen enormen Mut. Für Zivilcourage in Firmen ist häufig viel mehr Mut nötig als in anderen Situationen. Wir haben einfach noch keine demokratische Kultur in Unternehmen, ähnlich in der Schule.

Gibt es Einrichtungen oder Institutionen, mit denen Sie in Zukunft gerne stärker kooperieren würden?

Mit der gesamten Pädagogik, insbesondere den Hochschulen. Da könnte ich mir sehr viel mehr vorstellen was möglich wäre. Natürlich auch die politische Bildung an sich.

Wie lässt sich politische Bildung aus ihrer Sicht am besten vermitteln?

Am Punkt Ärger. Meinen Teilnehmer stelle ich in der Regel zu Beginn die Frage, wann sie sich das letzte Mal geärgert haben. Wenn wir Ärger spüren, wollen wir Veränderung. Als Überschrift würde ich sagen: „Ärger ist der Einstieg in die politische Bildung„.

Also die eigene Betroffenheit?

Das Wort ist zu neutral. Im Ärger steckt zusätzlich die Kraft. - Und diese Power brauchen wir. „Irgendwie betroffen“ heißt: Alle senken den Kopf. - Bei Ärger geht der Kopf erst mal hoch.

Politische Bildung bedeutet für mich...

    ...aus meinem Ärger wird eine gemeinsame Sache.
    Erfolgreiche politische Bildung...
    ...lässt stabile Strukturen der Zusammenarbeit entstehen.
    Theater als politische Bildung ist erfolgreich weil...
    ...es die Emotionen der Beteiligen aufnehmen kann.
    Herr Letsch, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Miriam Apffelstaedt und war veröffentlicht auf https://www.politische-bildung-bayern.net/interviews/item/230-im-gespraech-fritz-letsch-theater-der-unterdrueckten

kritische Theorie und Wissenschaftsdebatte auch mit Augusto Boal und Paulo Freire: Veränderung beginnen

Fritz Letsch: Auf dem Weg zu einem Theater der Veränderung 1996 zeitschrift für befreiende pädagogik nr. 10: es braucht mut, glücklich zu sein: https://paulo-freire-muenchen.blogspot.com/2020/12/fritz-letsch-auf-dem-weg-zu-einem.html

Zum Theater der Unterdrückten und dessen Anwendung in einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung https://uploads-ssl.webflow.com/5e344370d4897ddf517bd10d/5e9c5a0b05bf3a644618afa7_Bachelorarbeit_Bahn.pdf

https://www.berlin.de/ba-mitte/aktuelles/pressemitteilungen/2021/pressemitteilung.1119000.php

Forumtheater in der Schule:

Das Theater der Unterdrückten - Transfermöglichkeiten in die Schule Überlegungen zur Umsetzung grundsätzlicher Rahmenbedingungen in den Geographie- und Wirtschaftskunde Unterricht Peter Spindler https://utheses.univie.ac.at/detail/4611# und https://fritzletsch.wordpress.com

TDU Netz Vampir und in der Hochschule München

 „Theater ist die erste Erfindung des Menschen und zugleich die Erfindung, 
 die den Weg zu allen weiteren menschlichen Entdeckungen geebnet hat.“

Augusto BOAL

theater_der_unterdrueckten.txt · Zuletzt geändert: 2023/10/23 02:53 von fritz