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Den Traum von einer gerechten, antiautoritären Gesellschaft hatte Bakunin allerdings nicht als Erster. Er begegnet schon in den alten Religionen Persiens und Palästinas und bei den Ketzern des Mittelalters. Doch erst mit der Französischen Revolution gewannen diese Utopien politische Stoßkraft.

Es waren keine Arbeiter, sondern emanzipierte Bürger wie der Journalist Babeuf oder der Textilindustrielle Owen, die mit Genossenschaften zu experimentieren begannen. Die Bewegung hatte ihre Paradiesvögel:

Charles Fourier verband die soziale Revolution mit einer befreiten Sexualität. Der Schneidergeselle Wilhelm Weitling forderte die Abschaffung des Geldes und eine zentralistische Planwirtschaft. Die sozialistischen „Klassiker“ Marx und Engels vermissten bei diesen bisweilen recht romantischen Vordenkern die wissenschaftliche Fundierung, übernahmen aber viel Ideengut vor allem von Henri de Saint-Simon und dem „Kommunistenrabbi“ Moses Hess.

Neben dem Trend zum Staatssozialismus blieb in der Arbeiterbewegung immer die Idee der genossenschaftlichen Selbstverwaltung lebendig: Die freie Assoziation kleiner Produzenten könne die Anhäufung von Profit in den Händen weniger Reicher und die Ausbeutung der Arbeiter am besten verhindern.

http://www.bakunin.de/

Wichtige späte Vertreter der Gedanken Fouriers

waren u.a. Prof. DDDr. Rolf Schwendter, der in seiner Speisekunst von den 64-gängigen Menues schwärmte und in einem legendären Sommerseminar des Theoriearbeitskreis Alternative Ökonomie takaö in einem alternativen Tagungshaus zusammen mit den Teilnehmenden ein solches zubereitete …

… und dabei reichlich, wie auch in manchen seiner Bücher, aus den Schriften Fouriers zitierte.

„Fourier lehnte eine staatliche Vereinheitlichung in jeder Hinsicht ab. Er kritisierte die Tendenz vieler sozialrevolutionärer Modelle zu einer einzigen Kultur nicht nur im Gesellschafts- und Arbeitsleben, sondern auch in der Gefühls-, Beziehungs- und Gedankenwelt.

Seiner Überzeugung nach entsteht gesellschaftliche Harmonie nicht durch Unterdrückung von (ökonomischen, nach Herrschaft strebenden, sexuellen usw.) Trieben, sondern durch das Ausleben der verschiedenen, in jedem Individuum anders konzentrierten, das Talent, die geistigen Fähigkeiten, das emotionale Leben usw. betreffenden Anziehungs- oder Assoziationskräfte.

Er sah den glücklichen Menschen als ein durch Leidenschaften bewegtes und gesteuertes Wesen; und er ist weit davon entfernt, die Leidenschaften verändern zu wollen; glaubte er doch, dass sie durch „gegenlaufende“ Leidenschaften zu sozialen Triebfedern in einem harmonischen, dem „Aufflug“ (essort) des Menschen förderlichen Ganzen integriert werden können.

Zur Illustration dieses Gedankens lässt sich Isaac Newtons Theorie der universalen Schwerkraft und der Anziehung der Gestirne heranziehen (tatsächlich hat diese Theorie auf Fouriers eigene Entdeckung einen entscheidenden Einfluss ausgeübt): wie die Sterne und Planeten, deren Gravitation ja eigentlich bewirken müsste, dass alles, was in ihr Schwerefeld gerät, hineingezogen und verschlungen wird, durch den Ausgleich der Gegengewichte in harmonischem Kreisen gehalten werden, so bewirke auch die leidenschaftliche Anziehung unter den Menschen, frei gelassen und in ihrem Zusammenspiel, die selbsttätige Ordnung zu einem gesellschaftlichen Kosmos.

„Ordnung“ war für Fourier also immer »zusammengesetzte Ordnung«, und insofern diese ideale Ordnung von ihm als umsetzbares, sozial und emotional revolutionäres Modell ins Auge gefasst wurde, nannte er es Phalansterium (frz. Phalanstère, aus gr. Phalanx und lat. Monasterium, Kloster).

Die Phalanx ist nach Fourier das Zaubermittel, mit dem die Menschheit in einen Zustand der Vollkommenheit katapultiert werden sollte. Hier begann er sein kosmogenetisches System zu entwickeln und seine Sozialtheorien mit utopischem Märchenglanz zu überziehen.[7]

Diese genossenschaftliche Ordnung, die Fourier meist „Harmonie“ nannte, ist nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft, sondern auch eine Liebesgemeinschaft. Die asketische, teilweise durch christliche, speziell protestantische Theologie, geadelte Arbeitsmoral des Kapitalismus, die die körperliche Liebe zu einer Form der Belohnung degradiert habe, unterzog er in ihrer „Zerstückelung“ (frz. morcelage) einer radikalen Kritik. Dies gilt als wichtiger Beitrag von Fourier zur Geschichte des libertären Sozialismus: eine Befreiung der Arbeit ist ohne eine Befreiung der Sexualität nicht möglich – und umgekehrt.

Fourier ging von einem lebendigen Planetensystem aus und leitete wie Paracelsus Analogien daraus ab. Er ging davon aus, dass die von ihm als Astrosophie bezeichnete Theorie eine Weisheit der astronomischen Wissenschaft darstelle, die als Schlüssel dazu beitrage, die menschlichen Leidenschaften mit der Astronomie und anderen Wissenschaften in Einklang zu bringen.[8] Ernest Seillière bezeichnete die Analogien und die Charakterisierung der Astrosophie nach Charles Fourier als zu weit gehend und bezeichnet „die astrosophischen Spekulationen“ Fouriers als „tiefe Gewöhnlichkeit des kleinen verrückten Spießbürgers“.[8]

Fourier gilt als der Vater des Begriffs Feminismus. Er beschäftigte sich intensiv mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau. In seinem Werk Aus der Neuen Liebeswelt schrieb er, »Die Harmonie entsteht nicht, wenn wir die Dummheit begehen, die Frauen auf Küche und Kochtopf zu beschränken. Die Natur hat beide Geschlechter gleichermaßen mit der Fähigkeit zu Wissenschaft und Kunst ausgestattet.«

In seinem Werk Die falsche Industrie arbeitete er seine Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen aus. Er sah darin die Versorgung aller Einzelnen in der Gesellschaft mit dem Lebensnotwendigen als ein Recht an und begründete es damit, dass das »erste Naturrecht« auf Jagen, Sammeln, Fischen, Weiden, und damit auf die Beschaffung des Notwendigen zur Stillung des Hungers in der Zivilisation verloren gegangen sei.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Fourier

charles_fourier.txt · Zuletzt geändert: 2023/02/17 09:05 von fritzletsch