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Forumtheater in drei Stunden

Beginn pünktlich, später dazu kommen ist aber gerne möglich, Aufführung 19h bis 19.30, Nachgespräche erst später

Früher hatten wir ja mehr Zeit, aber heute: Forumtheater

  • Lockern, Statuen bauen, Bild und Gegenüber, Reaktionen (Grundlagen zu Augusto Boal)
  • Generative Themen der Teilnehmenden (Grundlagen zu Paulo Freire)

* Forum-Szenen in Kleingruppen:

  • Unterdrückte Person, Vorgeschichte, Explosion … offenes Ende
  • Vorgeschichte ausbauen: Beteiligte, wie kam es dazu
  • Szene dem Publikum vorstellen, aus dem Publikum kommen die Lösungen (Die Rolle der Joker-Person)

Aufbau Richtung Bildungskongress:

Wenn Interessierte die Methode frühzeitig kennen lernen, können sie öfter das Forumtheater in drei Stunden selbst mit verschiedenen Einrichtungen und Zielgruppen anwenden und beim Kongress einbringen:

Anleitung verschiedener Akteure zu diversen Themen auf den Kongress https://bildungandersmachen.de „Reflexion der Bildungsarbeit und Empowerment“

Befreiende Pädagogik und Lernautonomie / Pädagogik der Autonomie und Aktionsentwicklung mit dem Theater

Der Blick in die Zukunft ist immer sofort dialogisch und widerstrebend (dialektisch)

Sobald jemand thematisch in die Zukunft schaut und die Aspekte eines Gedanken dort hin verlängert, meldet sich ein Widerstand, in einem selbst oder auch vielfältig im Publikum: Wie in Zukunftswerkstätten

Die Gegenkräfte der Beharrung und der Lust am Widerspruch sind zu sortieren und als gesamtes Bündel zu betrachten:

Beispiel: Die Zeit nach dem Virus

These: Die Kontroll-Mechanismen wirken weiter

Antithese: Die Bevölkerung hat besser gelernt, sich auch digital zu organisieren, ist höher motiviert, sich gegen unsinnige Vorschriften zu wehren

Unterscheidungen nach Alter, Berufen, Bildungsstand, Einkommen, Region, …

Entstehen neuer politischer Gruppierungen und Konstellationen, die im demokratischen Macht-System nicht gesehen werden

Szenen dazu

Ästhetik der Unterdrückten

Buch und Theorie von Augusto Boal, noch nicht in deutsch erschienen. Bei mir auch noch eine offene Baustelle, die ich gerne in Werkstatt-Seminaren vorstelle.

Auch wenn die WeltSozialForum-Bewegung in Deutschland nicht richtig angekommen ist, weil die einzelnen Initiativen mit ihren Themen so sehr beschäftigt sind und unsere Arbeitsweisen zu differenziert sind: In all den Ländern, in denen nun nachhaltige Unruhen begonnen haben, zwischen Spanien und Griechenland die Müllkämpfe von Neapel … es ist eine Frage der Bildung und neuer Kommunikationsformen.

Die Presse sieht es nur per Facebook und Twitter, wie schon damals bei Obamas Wahlkampf, und kann eine Organisation wie Community Organizing nicht nachvollziehen. Die Initiativen und Projekte denken auch nicht in verbündeten Strukturen, sondern reproduzieren die Konkurrenz des Kapitalbetriebs um die Stunden der Engagierten.

Daneben grast die Konservative mit den Wohlfahrtsverbänden bei den Älteren das bürgerschaftliche Engagement mit guten Taten bei guter Rente ab, Zusatzverdienste für geringverdienende und Renten-arme Ehrenamtliche sind nicht eingeplant.

Piraten organisieren ihre Datenströme, Bedingungsloses Grundeinkommen plant die Abschaffung des belastenden Sozial-Verwaltungsstaates, die FDP senkt die Steuerfähigkeit, die Grünen und SPD steigerten grade noch die Rüstungsexporte … wir landen eher im postmodernen Vielerlei der Konzentrationsverluste bei steigenden Konzernkonzentrationen …

Die perfide Anleitung zur Manipulation eines Volkes hat Noam Chomsky schon zusammengestellt: http://le-bohemien.net/2011/06/16/10-strategien-die-gesellschaft-zu-manipulieren/ Gehirnwäsche

Gleichzeitig können wir lernen, wie eine Gruppe zur Lernenden Organisation werden kann, wie eine Ästhetik der Unterdrückten zur gemeinsamen Stärke führt. Eine Ästhetische Theorie schult das Bewusstsein und die Wahrnehmung so wie die Pädagogik der Unterdrückten es anbietet.

Die Ausführungen von Chomsky entsprechen dem Ansatz: http://le-bohemien.net/2011/06/16/10-strategien-die-gesellschaft-zu-manipulieren/

Die jahrelange Arbeit mit Theater-Methoden in den verschiedenen interessierten Gruppen, Berufen und Einrichtungen ist auch ein großes Geschenk für mich, und längst ist es Zeit, etwas langsamer zu machen und zurückzublicken.

Augusto Boal hat uns mit seiner abschließenden Arbeit zur „Ästhetik der Unterdrückten“ seine Sicht auf unsere konfuser werdende Zeit und ihre Anforderung, darin einen klaren Kopf zu bewahren oder gemeinsam immer wieder zu gewinnen, ein Vermächtnis hinterlassen, das seinen Auseinandersetzungen mit Bert Brecht und Paulo Freire entspricht.

Augusto Boal kämpfte in den letzten Jahrzehnten nicht mehr gegen Militärdiktaturen, sondern gegen die Vermüllung unserer Denksysteme durch die Kulturindustrie. Sein Buch ist noch nicht übersetzt, aber ich konnte einige Jahre seinen Gedanken folgen und sammle ein paar Assoziationen:

**Jean Ziegler schreibt über die Wütenden und das Recht auf Leben:**

„Und die Armen? Sie haben keine Ideologie mehr. Der Neoliberalismus hat ihnen das Gehirn leer gewaschen. Ihnen bleibt nichts als ein elementares, starkes Gerechtigkeitsgefühl, die unauslöschliche Forderung nach einem »Recht auf Leben« - eine Forderung, ähnlich den Beschwerden, die bei den Generalständen von 1789 die Allerärmsten unter den Mittellosen erhoben, all jene Elenden und Hungernden, die auf die Hinrichtung Ludwigs XVI. und die Radikalisierung der Revolution warten mussten, bevor sie die Bühne der Weltgeschichte stürmen konnten. Man nannte sie die Enragés, die Wütenden. Einer ihrer ersten Wortführer war der Priester Jacques Roux, und er war es auch, der als Erster vom Recht auf Leben sprach.1 “

Der ehrliche Bezug auf die Menschenrechte (nicht als Begründung für Rohstoff-Befreiungskriege) als recht auf Leben, Nahrung, Wohnen außer den börsen-kapital-geregelten Märkten ist noch nicht bei allen deformierten Denkstrukturen durchsetzbar: Wer nicht arbeitet, braucht auch nicht essen?

zur untergehenden Arbeiterkultur … „Die Arbeit wurde ihrer Würde beraubt, sie ist extrem gefährdet, aber gleichzeitig tun sich vor dem Erwerbstätigen schier unbegrenzte Möglichkeiten auf: Er wird im Laufe seines Lebens praktisch bruchlos von einem Beruf zum nächsten wechseln …“2

Philippe Zarifian gibt von den real existierenden Individuen im Zeitalter des weltweiten Siegeszuges des globalisierten Kapitals folgende Definition: »Kümmerformen von sozialen Wesen, anfällig, geschwächt, den großen Systemen Wirtschaft, Verwaltung, Justiz hilflos ausgeliefert.«3 Saint-Just und Salvador Allende, … Autonomie des Individuums, … »… Es gibt zwischen den Menschen gemeinsame Neigungen und Vorstellungen, die sich dies klarzumachen vermögen, insofern diese Neigungen in ihren sich überschneidenden Seelenregungen zueinander passen. Anstatt einander aufzuheben oder zu schwächen, verstärken sie einander und vermehren die Kraft jedes einzelnen und aller. Man darf daher vermuten, dass die Praxis der Großmut etwas Gutes ist.«4

Bewegungen wie MST, die Bewegung der brasilianischen Landlosen, denen der spätfeudale Großgrundbesitz immer noch die Äcker verweigert, jetzt, weil sie für Biosprit gebraucht werden könnten.

Visionen der Veränderung

„Die NACOA-Theaterwerkstatt „MutProbe“ nutzt Spieltechniken des ForumTheater, um in einem sicheren Rahmen Erfahrungen einer Kindheit mit süchtigen Eltern anzuschauen. Spielerisch werden neue Handlungsmöglichkeiten als Alternativen zu den in der Kindheit erlernten starren Verhaltensmustern entwickelt und erprobt.

Interaktionsmuster in suchtbelasteten Familiensystemen werden sichtbar gemacht und Ansatzpunkte zur Gesundung des Systems gesucht. Die Theaterwerkstatt richtet sich an Menschen, die als Kinder mit suchtkranken Eltern aufwuchsen, und professionelle Helfer.

Die NACOA-Theaterwerkstatt nahm im Herbst 2009 am Welt Forum Theater Festival in Graz teil. Eine detaillierte Beschreibung der Theaterwerkstatt können Sie auf unserer homepage herunterladen.“ http://www.nacoa.de/index.php/ueber-nacoa/unsere-projekte/theaterwerkstatt

Forumtheater aus dem Theater der Unterdrückten von Augusto Boal

Die Teilnehmenden erleben kurze Einführungen in Übungen und Spiele, die in der Bildungsarbeit sofort zu den generativen Themen der Teilnehmenden führen, an denen sie eigenes Lern- und Veränderungs-Interesse haben.

Daraus können ForumTheater-Projekte für authentische Aktionen und gemeinsame Projekte gegen Diskriminierung und empfundenes Unrecht werden, bis zur Auseinandersetzung mit dem Legislativen Theater, das die demokratische Gestaltung befragt. Eine „Ästhetik der Unterdrückten“ befragt auch unsere Industriekultur nach zukunftsfähiger Gestaltung. https://bildungandersmachen.de 15.+16.Okt 2021

forumtheater_in_3_stunden.txt · Zuletzt geändert: 2023/06/23 14:55 von lenni