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Die Verwandtschaft von Gestalt und Forum-Theater

Theater der Unterdrückten und die GestaltTherapie

unfertig korrigierte Version des Buchtextes für „Theater im Dialog“ ohne Anmerkungen https://forumtheater.blogspot.com/

Die Menge der Schnittstellen ist viel zu gross, um dieses Thema erschöpfend zu skizzieren, doch möchte ich vor allem für jene, denen die Grundlinien der Gestalttherapie nicht bekannt sind, eine knappe Einführung zusammenstellen, umgekehrt könnte für Gestalt-Arbeitende eine Anregung zur Auseinandersetzung mit den ForumTheater-Methoden daraus erwachsen, und vielleicht wird manchen deutlich, dass bereits Gestalt- Prinzipien in Ihre Arbeitsstile eingeflossen sind.

1. Dialog geht nicht von oben nach unten

1.1. seit den siebziger Jahren ...

Theater lebt in der klassischen Form von der Trennung in Bühne als magischen Raum und Publikum. Was oberhalb der Rampe passiert, ist vorbereitet, heiliges Ritual, dramatischer Bogen, darf nicht gestört werden. Das von oben Kommende ist heilig, das Publikum unten darf klatschen.

Bert Brecht versuchte, die emanzipatorischen Impulse seiner Zeit aufzugreifen und suchte nach Wegen, von dieser klassischen Form zu neuen, dialogischen Formen zu kommen. Bekannt wurde vor allem das Verfremden, nicht gläubige Inszenierungen auf die Bühne zu bringen, sondern brüchige, in der Struktur und Machart durchsichtige Stücke, die zur Auseinandersetzung an-regen sollten.

Jahre später führten andere seine Versuche fort: Die fast schon verzweifelt wirkenden Kontaktversuche des action-theater bei FASSBINDER und seiner Gruppe, die vor allem in Handke's Publikumsbeschimpfung das Publikum in den Stücken zu Reaktionen bringen sollten, achteten in ihrem jugendlichen Sendungsbewusstsein nicht so sehr auf das Macht-Gefälle, das über die Rampe kommt: Wer oben steht, hat Vorteile …

1.2. in meiner Geschichte:

Entsprechend lernte ich selbst in der Schauspielschule Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre noch die Rollen in autoritär geprägter Kunstform.

Gross war dann meine Überraschung, als AUGUSTO BOAL in einer Aufführung in der münchner Alabamahalle die Übungen, wie wir sie aus dem Gruppentraining kannten, auch zum Aufwärmen mit dem Publikum machte und Szenen vorstellte, die wir verändern sollten, indem wir dazu auf die Bühne kommen und die Rolle der unterdrückten Person anders zu Ende spielen sollten.

Das machten auch einige, und es war ein spannender Abend, nach dem sich viele für den nächsten Wochenend-Workshop eintrugen. Damit begann dann auch meine Lehrzeit mit dem Theater der Unterdrückten , die über einige Jahre vor allem am Theaterhaus Berlin weiterging.

Parallel lernte ich in der politischen Arbeit in der Friedensbewegung auch die Gestalt-Therapie und das Gestalt-Leben als Grundhaltung im Hier und Jetzt kennen, die Freire-Pädagogik war mir schon aus der Dritte-Welt-Bewegung im Studium vertraut geworden, im Arbeitskreis Bewusstseinsbildung der AG SPAK lernte ich dann die genaueren Prinzipien dieses emanzipatorischen Ansatzes, der die Lernenden in ihrem forschenden Bewusstseins-Prozess begleitet, nicht mit „Stoff“ und „Wahrheiten“ entmündigt.

2. Verschiedene Wurzeln - Gemeinsames Menschenbild

Im Umfeld sind auch noch andere Methoden inspirierend: Das Arme Theater des Jerzy Grotowski entkleidet das in den Requisiten und Soffiten verstaubte Ritual und holt es in den puren körperlichen Ausdruck zurück. Das Living Theatre von Judith Malina und ihren Freunden zieht mit experimentellen Projekten (wie noch einige andere Theater) durch die Welt und bringt politische Themen auf die Bühnen. Menschenbild

2.1. Aufbruchs-Bewegungen nehmen Gestalt und Forum-Theater

Die zeitliche Entwicklung der beiden Arbeitsweisen liegt parallel in den sechziger bis achziger Jahren, und die Verwandtschaften liegen nicht nur bei den beiden Gründervätern: Fritz Perls hatte im Max-Reinhardt-Seminar das Theater kennengelernt, Augusto Boal war über die Jahre immer mit den Fragen nach den Unterschieden zum Psychodrama konfrontiert .

Im Kampf gegen die anachronistischen Militärdiktaturen, die zum großen Teil durch die CIA in den lateinamerikanischen Ländern „inszeniert“ wurden, setzten die Gruppen mit großem Lerneifer alle Methoden ein, die ihnen aus der „freien Welt“ als hilfreich und politisch aufgeschlossen unter kamen. Alle, die nach Methoden suchten, die nicht durch enge linke und gewaltorientierte Agitation eingeschränkt waren, tauschten in dieser Zeit international Ideen und Arbeitsweisen aus: Befreiungstheologie und Entwicklungshilfe ergänzten sich zu neuen Methoden der Erwachsenenbildung.

3. Das Wort Gestalt

ist in der englischen Sprache ein Fremdwort, es wird im deutschen Sprachraum leider oft mit Gestaltung assoziiert. Offene Gestalt meint aber ein Geschehen, das noch nicht abgeschlossen ist:

Wenn ich durch ein Geschehen wie z.B. einen Unfall auf herannahende Autos erschreckt reagiere, habe ich diesen Unfall noch nicht wirklich verarbeitet, ist das Thema offen. Kann ich mich nach einiger Zeit und Gewöhnung wieder bedenkenlos im Straßenverkehr bewegen, habe ich die Gestalt wieder geschlossen. Bin ich nicht bereit, mich wieder auf Straßenverkehr einzulassen, brauche ich Begleitung oder bleibe ich in meiner Traumatisierung gefangen. Der Begriff entstammt der Gestalt-Philosophie und -Psychologie der 20er Jahre.

3.1. erste Gestalt-Arbeiten in den USA und Kanada in den 60ern:

Mit den Trainings in gewaltfreier Aktion der Anti-Atom- und der Friedensbewegung kamen in den siebziger Jahren über einige nordamerikanische Trainer auch die Ansätze der Gestalttherapie im sozialen Gruppenlernen nach Deutschland, die dann mit unseren Seminaren Einzug in den Gruppen der alternativen Szene hielten.

Grundlage ist dafür wiederum das dialogische Prinzip und der Kontakt, die Laura und Fritz Perls und Paul Goodman auf der Grundlage von Martin Buber's „Ich und Du“ und seinem existentialistischen Ansatz in die psychotherapeutische Arbeit einbrachten. Diese Arbeit fand in den politischen nordamerikanischen Szenen vor allem in Gruppen statt und hatte in den Hippie-Bewegungen große Resonanz bis in die Untergrund-Literatur und -Philosophie hinein.

3.2. Wahrnehmung in der Gestalt-Arbeit

  • In der Sprache:
  • Sprich von dir selbst:
  • Alle Aussagen, auch über andere, sind Aussagen aus meiner Wahrnehmung: Was haben sie gerade mit mir zu tun?
  • Alle Projektionen haben eine wichtige Entsprechung in mir selbst, auch als Gegen- oder Feindbild, Schatten …
  • Verneinung streichen und Relativierungen: Unser Gehirn fühlt Verneinungen nicht: Klarer ist es, die Sache ohne Nein zu benennen, und ebenso alle Relativierungen (eigentlich, könnte, vielleicht …) so zu reduzieren, dass eine klare Aussage herauskommt.

HOT: Helfer Opfer Täter -Dreieck Im Forum-Theater begegnet es uns auch ständig: Versuche des Publikums, in die Helfer-Rolle zu schlüpfen, die aus dem Problem Gewinnn ziehen kann, es aber nicht beseitigt, (Un-)Schuld-Gefühle verteilt und die Situation „rettet“ aber niemand befreit.

Gebet in der Gestalttherapie Als Beispiel für die Grundhaltung: Nicht „Lieber Gott, mach …“ sondern: Ich bin in einer Situation, ich werde jetzt …

Gestalt-Gebet

In den Sinnen Den Raum wahrnehmen, Die Anderen Menschen in ihrer Vielfalt und in ihrer Rolle, das gemeinsame Ziel in bestimmter Zeit, Methoden und Inhalte wie sie auf uns wirken, die Verschiedenartigkeit der Wahrnehmung austauschen

3.3. Die Qualität des Kontakt in der Begegnung

Eine schöne lebendige Begegnung gibt allen Beteiligten Kraft und Freude. Was also hindert uns daran, was macht sie oft einseitig und schal? Wann sind wir wirklich bereit dazu und offen und aufmerksam, auch dass sie gut zu Ende geht?

Eine der zentralen Theorien in der Arbeit der Perls und Goodmans ist die Kontaktfunktion : Der Kontakt-Zyklus mit den Stufen Vor-Kontakt, Kontakt-nehmen, Kontaktvollzug und Nachkontakt beschreibt die ansteigende Intensität und die folgende Zeit für den Ausklang einer Begegnung.

Eine ausführliche Reflexion der Kontaktvermeidungen untersucht die Hintergründe für Ausweichen und Störungen im Kontakt: Von Familientraditionen und Erziehung oder Ticks bis zur Reaktion auf Traumatisierungen gibt es eine große Palette von Möglichkeiten, einem wirklichen Kontakt auszuweichen, sich nicht der offenen Begegnung auszusetzen, sondern in den eigenen Ritualen und der eigenen Interpretation zu verharren.

Eine der wichtigsten Störungen ist die Befürchtung, „die anderen könnten denken, dass ich …“ … und schon sitze ich in der Falle, nicht mehr frei, offen und spontan zu sein: Retro-Flektion. Die (auch politische) Störung der Gruppen-Menschen:

Alle denken doch so wie ich, wir sind eins, „wir könnten / sollten …“: Das Zusammenfließen in der Konfluenz des WIR hält die Differenzierungen der Einzelnen schlecht aus.

Schlägt mir die Wahrnehmung oder die Erinnerung ein Schnippchen, dass ich (vor lauter Wichtig?) gar nicht bemerke, was Andere gerade signalisieren, könnte die Deflektion mein blinder Fleck sein. Oder schon die Egomantie?

3.4. Der Engpass: Die Enge vor der Erweiterung

Eine durchaus bleierne Spannung oder scheinbare Spannungslosigkeit kann jemand erfassen, der oder die in eine Entscheidungs-Situation gerät, die uns bekannt vorkommt, die wir aber nicht auflösen können oder wollen, weil uns die alle Konsequenzen unangenehm erscheinen.

Mit Methoden des Perspektiven-Wechsels können wir den inneren Dialog nach außen bringen und von verschiedenen Stühlen oder Positionen aus die jeweiligen inneren Argumente, Stimmungen und Stimmen einbringen. Dann stockt aber üblicherweise das Palaver und endet nicht als ausgewogene Diskussion, sondern geht meist mit einer Überraschung in eine ganz andere Ebene, auf der eine ungeahnt charmante Lösung entsteht.

Im ForumTheater bringen wir, entlastet durch die Darstellung durch Andere, auch einen Engpass auf die Bühne. In der Joker-Arbeit gilt es, das Publikum zu Lösungsversuchen für unsere scheiternden Helden zu inspirieren, die zu-erst nicht unbedingt erfolgversprechend sein müssen.

Der Engpass-Arbeit entspräche am Besten, wenn durch verschiedene Zu-SchauspielerInnen die Polaritäten in der Haupt-Person wahrgenommen und ins Spiel gebracht werden können: Das Einerseits und ein Andererseits im Kopf zu haben, hindert uns oft an neuen, überraschenden Handlungsformen.

Guter Joker-Arbeit entspricht, die (systemische) Vielfalt der Lösungsansätze und die verschiedenartige Sicht der Teilnehmenden sichtbar zu halten und -selbst von Wertungen frei - die unterschiedlichen Beurteilungen des Publikums deutlich zu halten.

3.5. Die Paradoxe Theorie der Veränderung

Die paradoxe Theorie der Veränderung in der Gestalt:

  ...dass Wandel stattfindet, wenn man wird, wie man ist,
  und nicht, wenn man angestrengt versucht,
  das zu werden, was man nicht ist ...

(Arnold R. Beisser)

3.6. Die Gruppe

Die Besinnung auf die Quellen der Gruppenarbeit kann Gestalt aus der Enge der Einzel-Therapie befreien

4. Theater in einer lernenden Gesellschaft

Theater war schon in Griechenland eine Form der Gesellschafts-Therapie. In den heiligen Spielen wurden die zentralen Regeln und Tabus angesprochen, bestätigt oder hinterfragt. Solche Aufgaben wurden auch in jüngerer Zeit noch übernommen, als kritisches Bauerntheater die Lebenssituation von Knechten und Mägden thematisierte, bis hin zu Abtreibung und Schwangerschaft der abhängig Beschäftigten, die kein Heiratsrecht besassen, aber Übergriffe durch die Bauern zu parieren hatten.

4.1. Brecht und die Suche nach dem epischen Dialog

In der Bewegung der kritischen Theaterleute der „Weimarer Zeit“ zwischen Erwin Piscator und dem Totaltheater mit Gropius, dem „entfesselten theater“ bei Tairow , und den schon bald verbotenen kommunistischen Theatergruppen, wurden nicht nur die politisch aktuellen Themen (Aufhebung der §§ 218 und 175, Abschaffung der Todesstrafe, Arbeitslosigkeit, etc. behandelt,

„Denn solche Stoffgebiete kann man sich nicht aussuchen, sie dringen durch ihre eigene Gewalt in die Gebiete kultureller Betätigung ein. Nicht das Theater zieht sie, sondern sie ziehen das Theater in ihren Kreis. (…) Diese Stoffgebiete sprengen nicht nur die Form der Bühne, sondern auch die Form des Dramas. Sie graben sich wie Flüsse bei Hochwasser ihr eigenes neues Bett.“ Erwin Piscator

die Gruppen, die dann in den Untergrund gingen, suchten, wie auch Bert Brecht zuerst im deutschen Raum, dann in den Exil-Aufenthalten nach Formen, die nicht dem aristotelischen Konzept des dramatischen Gestaltens folgen.

Augusto Boal hat in seinem Buch Theater of the Oppressed den Gegensatz zwischen dem aristotelischen Konzept und dem epischen Theater Brechts herausgestellt: Während das klassische Theater mit seinem geschlossenen Spannungsbogen dem Publikum eine abgeschlossene und damit auch unveränderbare Welt vorstellt, stellt das epische Theater die Frage nach der Veränderung, und präsentiert deshalb tendenziell Fragmente, die von Sprechern präsentiert oder unterbrochen werden können.

Boal folgte dieser Spur und lässt im ForumTheater die Szenen von einem Joker vorstellen und am Höhepunkt, dem Moment der Unterdrückung, unter-brechen und übergibt damit in dieser Situation die Veränderungsmacht an das Publikum.

4.2. Freire: Einlassen auf die Lebenswelt der Lernenden

Augusto Boal nannte seine Methodenreihe „Theater der Unterdrückten“ in Anlehnung und Verneigung vor der „Pädagogik der Unterdrückten“ von Paulo Freire, der mit seiner Kritischen Pädagogik den Hintergrund sowohl für Ansätze der Befreiungstheologie als auch für Boals Theaterarbeit geschaffen hatte. Paulo Freire arbeitete schon in seinem europäischen Exil für den Weltkirchenrat (Genf) Konzepte für Alfabetisierungsprojekte in Afrika aus, als Boal Anfang 70 nach Haft und Folter durch die Militärdiktatur ihm ins Exil nach Europa folgte, dieser ging allerdings zuerst nach Portugal und dann nach Paris (Professur an der Sorbonne).

Zentraler Gedanke bei Freire sind die Abkehr vom „Bankierssystem“, in dem die Lehrenden das Wissen in die Köpfe der Schüler einlagern, auf dass es Zinsen trage … hin zu einem selbst lernenden Subjekt, das in der Erforschung seiner Umwelt an den generativen Themen seines Lebens das Bewusstsein für seine Situation und die Veränderbarkeit der Umstände gewinnt.

Die kritische Arbeit an Mythen soll jene vermeintlichen Weisheiten zerlegen, die Veränderungen und den Mut zu Befreiung und Autonomie behindern. Die Methoden der Bewusstseinsbildung sind im Lauf der Jahre in die meisten fortschrittlichen pädagogischen Bereiche eingesickert, und auch in anderen Bereichen und Begriffen wie dem Empowerment umgesetzt worden.

4.3. Boal bringt das politische Spiel auf die Bühne

In der Weiterentwicklung der Theater-Methoden begegnete Augusto Boal nun in den Workshops mit SchauspielerInnen, die ihn durch die meisten europäischen Länder führten, auch all deren Hintergründe, Proben- und Arbeits-Techniken, die er in der typischen Brecht-Manier bereitwillig aufnahm und in der Art kultivierte, sie in seinen Sammlungen nach dem Ort zu benennen, in dem er sie kennenlernte, wie z.B. „die beiden Enthüllungen von Santa Theresa“

Zwei Personen mit definiertem Verhältnis wie z.B. Tochter und Vater treffen sich und haben je eine überwältigende Überraschung vorbereitet, die ihr Verhältnis grundlegend verändern kann: Ich bin von einem Unbekannten schwanger / Ich bin nicht wirklich dein Vater.

oder den „Vampir von Strassbourg“:

Alle schließen die Augen und gehen durch den Raum, jemand wird vom Spielleiter zum Vampir ernannt und öffnet die Augen, „beißt“ jemand mit der Hand in den Nacken, diese Person soll laut aufschreien und wird jetzt auch zum Vampir, bis alle verwandelt sind. Aber: Wenn ein Vampir einen anderen Vampir am Genick erwischt, verwandelt er ihn zurück ….

Das alles erklärt Verschränkungen, auch Lernfelder, wie sie sich parallel in den Kulturen entwickeln: Ähnlich hat Carl Rogers aus den USA auf die Arbeiten von Freire in Südamerika / Afrika reagiert, als sie mit seinen Grundgedanken und seinem Menschenbild verglichen wurden.

Nun aber zu den Schnittstellen, wie sie sich in meiner Arbeit abbilden:

4.4. Theater der Unterdrückten: Methoden im Überblick

Das Statuen- oder Bilder-Theater ist für mich die Eingangsform, in der ich mit den Beteiligten im Workshop vom Aufwärmen und den ersten Körper-, Lockerungs- bis zu Ausdrucksübungen die Methoden und den Blick des Theater der Unterdrückten einführe und die ersten generativen Themen der Gruppe ermittle. Für das Forum-Theater erstellen wir dann eine gesamte Szene, die eine Person in ihrem Engpass dem Publikum zur Veränderung vorstellt.

Unsichtbares Theater kommt aus der Zeit der Verfolgung: Eine Szene wird in einer Alltagssituation gespielt, ohne dass das Publikum davon weiß: Wir sind auf Reaktionen vorbereitet, bringen z.B. ein tabuisiertes Thema in die Öffentlichkeit. Braucht gute Vorbereitung und wird oft mit „Vorsicht-Kamera-Späßen“ verwechselt.

Viele verschiedene Formen von Zeitungstheater kombinieren die veröffentlichte Meinung und Information anders, um sie vor verändertem Hintergrund neu wirksam werden zu lassen.

Legislatives Theater ist die konsequente Weiterführung der politischen Theaterarbeit in einem Mandat, wie es Augusto Boal als Vereador, Abgeordneter im Parlament der Stadt Rio de Janeiro 1991-1996 innehatte: Er konnte seine Theatergruppe anstellen und erarbeitete mit den 19 verschiedenen Gruppen in den Stadtteilen Szenen zur Veränderung und stellte diese in kleinen Festivals der Bevölkerung zur Mitarbeit vor. Daraus entstanden mehr als 50 Gesetzesvorlagen, wovon 13 durchgesetzt werden konnten.

Chamber in the Street ist eine Methode, die schon früher in dieser Richtung entwickelt wurde und auch in München erfolgreich wirkte: Eine Sitzung wird öffentlich „aufgeführt“, das Publikum kann sich einmischen.

5. Ein Forum entsteht: Methoden und ihre Wirkungen

Lockern, Ausdrucks- und Wahrnehmungsübungen

Die Gruppe soll den Raum übernehmen, Sicherheit in Bewegungen, Mut zu (auch ungewöhnlichem) Ausdruck finden und genauer wahrnehmen, was an-dere zeigen und wirklich ausdrücken:

Im Kreis stehend, gehen wir von Fuss bis Kopf durch den Körper und wecken alle schlummernden Möglichkeiten, In Partner-Übungen „testen wir gegenseitig die Grenzen“ der Bewegungsfähigkeiten, auch in einer Dreier-Gruppe, was wir bereit sind, anderen und uns gerade zu-zumuten.

5.1. Statuen bauen: Fünf Schritte, ein Bild zu Ärger oder Druck

Die fünf Schritte zu einer Statue :

  • 1. Die Person [Hand vor Gesicht] als Material / Objekt nehmen und „Einfrieren“
  • 2. Die Haltung formen: Fußstellung, Becken, Schultern, Arme, Hände, Kopf, Spannung
  • 3. Das Gesicht im Spiegel darstellen: Ausdruck und Blick
  • 4. Einen Reaktionspunkt vorgeben: Wie weit sind die Augen gerichtet?
  • 5. Einen Ton, ein Wort, einen Satz zur Wiederholung, wenn der Reaktionspunkt betreten wird.

Die entstandenen Bilder „lesen“ und interpretieren: Was in anderen beruflichen Situationen streng untersagt ist, wird hier zur Methode: Alle wilden Interpretationen und Assoziationen, Unterstellungen und Phantasien los zulassen, um einerseits die Situation und Aussage zu ergründen, andererseits aber auch parallele Erlebnisse anzufügen. Statuen werden durch die BildhauerInnen „besichtigt“:

  • Durch die Galerie gehen und den Figuren gegenübertreten, auf sie reagieren,
  • Die Figuren begegnen sich untereinander, bleiben aber in ihrem Gestus, bei ihrem Satz.

In Dreier-Gruppen Konflikte darstellen: Jede BildhauerIn bekommt nun zwei Personen, mit denen sie eine Konflikt-Haltung abbildet:

Polaritäten herausarbeiten „Engel und Teufel“ können eine von vielen Möglichkeiten sein, die Pole in einer ambivalenten Haltung zu ergründen, zu verschärfen und zu einer Reaktion zu kommen: Andere Teilnehmende stellen sich hinter die Darstellenden und beginnen mit Worten, dann auch mit Aktionen, sie in ihrem Verhalten positiv oder negativ zu beeinflussen.

5.2. Ein Forum entsteht:

Aus den Themen in einer Gruppe eine Forum-präsentable Szene bilden

Thematische Kleingruppen zu etwa 5 Personen

Je nach Situation schlage ich vor, Kleingruppen zu bilden und sich die eigenen erlebten oder nahe gegangenen Situationen zu erzählen. Die Geschichte soll real in Personen dargestellt werden, nicht symbolisch und nicht aus dritter Hand.

5.3. Tabu?

Wenn es im Rahmen passt, gebe ich einen „Katalog der Tabus“ als Orientierungshilfe: Immer dann ist Theater spannend und verantwortlich, wenn es bis-her gesellschaftlich tabuisierte Themen aufgreift und Variationen im Verhalten sucht:

Eine Faustregel für Themen der Unterdrückung und ein Wegweiser zur Kultur des Schweigens : Der Daumen steht bei den Handlinien für das Ich, in meiner Faustregel für die Sexualität. Dafür haben wir wenige eingeschränkte Lernorte, keine angenehme, bewusste Sprache. Gezielte Vermarktung und massive Verstörung durch ständige An-reizung, Ersatz-handlungen, Moralisierung und Schuldgefühle sind die deutlichsten Anzeichen.

Der Zeigefinger wird für das Du benutzt, in meiner Faustregel für das Thema Geld, das unsere Beziehungen bestimmt. Von den Sprüchen „Geld verdirbt die Freundschaft“ und „Über Geld spricht man nicht, Geld hat man“ bis zur verbotenen Frage nach Reichtums- und Klassenunterschieden und dem geistigen Verbot des Wortes ‘Kapitalismus’ ist es von Geheimniskräme-rei umgeben und könnte doch unsere wirklichen Werte, Beziehungen und Verhaltensorientierungen sehr gut offenlegen.

Der Mittelfinger ist dem Thema Religion oder auch dem Sinn des Lebens und der Philosophie zugeordnet. Entweder wir wählen das 'Fertigpack' einer Konfession, oder die Do-it-yourself-Version von Wiedergeburt oder Freidenkern; Taufe, Initiation, Hochzeitsritus und Begräbnis inbegriffen oder nicht … ein offenes Gespräch jenseits der Vokabeln der Pfarrer oder hochtrabender theologischer Begriffe ist kaum möglich, ein Leben oder Sinn nach dem Tod bleibt diffuse Hoffnung.

Der Ringfinger ist den längerfristigen Beziehungen und der Ehe zugeordnet, in unserer Arbeit den Themen Krankheit, Tod, Abschied, also den Störungen dabei. Vor allem die Trauer, die Zulässigkeit tiefer Gefühle und ihr gesellschaftlicher Ausdruck sind so behindert, dass Beerdigungen und Abschiede bei uns sehr oft in peinlichen Formalismen und hilflosen Floskeln stecken bleiben.

Der kleine Finger übernimmt die restlichen Themen von abweichendem Verhalten: Anders sein. Andere Orientierungen im Leben, asexuell, bisexuell, lesbisch oder schwul, behindert, oder anders-farbig, andersgläubig, zu arm oder reich oder für eine Gesellschaft unpassend, schwerstkrank, alle Außenseiter wie auch Berühmtheiten, inbegriffen.

Die Angst vor den Anderen und Fremden bleibt oft sprachlos und aggressiv, wird in Witzen und Unterstellungen oberflächlich abgehandelt oder mit Moralisierungen ins idealistische Irreale gehoben.

Gemeinsame Eigenschaften aller Tabus: Es fehlt die Sprache, sie wirklich treffend anzupacken, gleichzeitig liegt eine Geschwätzigkeit der Ablenkung darüber.

Paulo Freire verwendet in diesen Bereichen die Begriffe ‘Mythos’ und ‘Kultur des Schweigens’: Mythen als Bezeichnung für die Geschichten, die immer als Begründung für eine Sache zur Stelle sind, um nicht eine eigene Erfahrungen zu machen, und Kultur des Schweigens für die stillschweigende Verständigung, bestimmte Themen nicht anzusprechen, weil dies als unhöflich, unanständig, unprofessionell oder inkompetent sanktioniert wird.

Der Weg zur Forum-Szene

Die Gruppe der etwa fünf Personen erzählt sich Situationen des erlebten Drucks, dann entscheidet die Gruppe mit einem Fingerzeig, wer ihre / seine Szene aufbauen soll. Begonnen wird mit der End-Situation: Wo war der Druck maximal, hat zu Ärger oder Resignation geführt?

Von diesem Bild aus soll dann die Hauptperson dem Publikum verständlich gemacht werden: Wie kam sie in die Situation, wie hat sie sich vorher durch den Tag bewegt?

Proben-Techniken

sichern die Texte der Spielenden, verbessern Ausdruck und spitzen die Spiel-Situation im realistischen Rahmen auf eine notwendige Veränderung zu.

Das Publikum übernimmt die Katharsis

Eine Spielleitung /Joker stellt dann das gespielte Kurz-Stück dem Publikum vor und fordert es auf, die unterdrückte Figur zu ersetzen, die Rolle aber möglichst genau aufzunehmen, in der entscheidenden Situation aber dann gegen die Unterdrückung anzusprechen.

Wenn ein Publikum nicht nach dem ersten / zweiten Vorspiel reagiert, bekommt es noch einmal - jeweils in verkürzter und vereinfachter Version - das Hauptthema vorgespielt (notfalls mehrmals). Aufgabe der Joker ist das Gespräch mit dem Publikum in der Fragen nach Verständlichkeit des Problems, Identifizierung der Kernthemen, und Lösungswege, bis der gemeinsame Eindruck entsteht, das Thema ist genügend präsent und erschlossen.

Je verschiedener die Lösungsansätze der Spielenden aus dem Publikum sind, um so reichhaltiger wird sowohl Identifikation als auch das Bild, dass Lösungen nötig und möglich sind. Sehr oft ist die Einbeziehung weiterer Personen nötig, doch soll immer aus der Rolle der Unterdrückten Person gehandelt wer-den, helfende Rollen und Berufe sind erst in zweiter Linie zugelassen.

6. Theater verlässt die Bühnen:

Theater-Methoden wurden in den letzten Jahren vermehrt in die Bildungsarbeit aufgenommen, zuerst über die kirchlichen Jugendverbände, dann die gewerkschaftliche Bildungsarbeit und die politische Bildung einiger parteinaher Stiftungen, bis zur hin zur Tagungsgestaltung für Bundesministerien.

6.1. gemeinschaftliche und öffentliche Lernsituationen

Workshops finden natürlich nur ein eingeschränktes Publikum: Menschen, die bereit sind, sich auf unsichere Situationen einzulassen, die mit Körper, Aus-druck und Bewegung zu tun haben, erfahrungsgemäß (je nach Ausschreibung etwas variierend) zu 80% Frauen, und meist nur künstlerisch oder sozial / pädagogisch angehauchte Männer.

Bei Tagungen sind es oft parallel angebotene Arbeitsgruppen und Foren, die in dieser Arbeitsweise eine Alternative zu den Diskusssions-Gruppen bilden, und manchmal eine Eröffnungs-Szene oder zur kulturellen Würze angefragt, die wirkliche partizipative Gestaltung der gemeinsamen Arbeit ist bisher nur in sehr aufgeschlossenen Unternehmen und Einrichtungen erwünscht.

6.2. Die Weigerung der klassischen Kammerbühnen

Theater ist in unserem Kulturraum in den letzten Jahren nicht weit von den Klassikern und deren neuer bunter Inszenierung abgerückt.

6.3. Theater als Therapie für die Gesellschaft?

Die Richtung in der politischen Workshop-Arbeit macht manchen zu schaffen: Wer sich Selbsterfahrung auf der persönlichen Ebene wie im Psychodrama erwartet, wird in der thematischen Arbeit in der Gruppe immer wieder auf die breitere Ebene gebracht: Welche Bedeutung hat das Thema in der Gesellschaft? Beginnend mit der Workshop-Gesellschaft, geben wir Echo und Einfühlung, aber auch die Frage nach eigenen Anteilen und die gemeinsame Suche nach der Veränderung als Antwort.

In der Orientierung unserer thematischen Arbeit liegt der zentrale Unterschied: Wo das Psychodrama und verwandte Arbeitsweisen den Schwerpunkt in der personalen Situation der HauptdarstellerInnen sehen, bleibt das Forum-Theater beim Konflikt und seiner generellen gesellschaftlichen Bedeutung und nimmt damit die agierende Person aus dem Fokus:

Sie wird als Regisseur sehr oft dem Publikum gar nicht mehr sichtbar, also nicht öffentlich therapiert. Damit rücken wir die Aufgabe und die allgemeine Thematik in den Vordergrund, obwohl wir mit Hilfe einer darstellenden Spiel-Person das Thema personalisieren.

7. Die Berufe der Theater-Macher und der Therapeuten

Ein Thema an die Öffentlichkeit bringen: Was muss geändert werden? Vom UnRechtsbewusstsein zur Kampagne

7.1. Joker als Gruppen- / Publikums-Therapeut?

Beim internationalen Treffen der Joker des Theater der Unterdrückten in Toronto drängelten sich die Teilnehmerinnen aus dem Publikum, um ihre Situation in einem „Rainbow of Desire“, einem „Regenbogen der Wünsche“ auf der Bühne darzustellen zu dürfen.

In der szenischen Arbeit auf der Bühne werden dabei die verschiedenen Anteile eines Konfliktes als „Farben“ in emotional überzogener, manchmal karikierender Weise herausgearbeitet, um die bunten Anteile an Gefühlen und Wünschen sichtbar zu machen. In einem Dialog mit dem gesamten Publikum wird dann heraus gespielt und überprüft, welche Anteile der Person im Konflikt schon bewusst sind, und welche sie noch nicht kannte. Ich kann mir eine ähnliche Situation in Europa nicht vor-stellen: Kaum jemand würde hierzulande mit seinen persönlichen Themen auf eine Bühne gehen, wenn nicht Wunderheilung versprochen wird.

Hier ist die Arbeit mit dem Forum-Theater oft schon schwer vermittelbar: Kaum jemand kann sich vorstellen, dass viele Menschen bereit sind, auf die Bühne zu gehen,

Wahrnehmung ertragen - Veränderung zulassen

7.2. Akzeptieren, was ist: wirklich wahrnehmen, spüren aushalten

Durch die Verzweiflung zur Ermutigung: Der Ansatz von Joanna Macy und die Tiefenökologie

  • Die Widerstands-Kräfte erspüren:
  • Neurose deckt die Wahrnehmung lieber zu.
  • Bilder- und Forum-Theater deckt sie wieder auf
  • Lebenskräfte mobilisieren

Wenn ich die Situation, wie sie ist, wahrzunehmen ertrage und genau genug, gerecht und ehrlich … wächst in mir die Kraft zum Widerstand. Kontakt-Zyklus und dramatische Kurve Polaritäten und die schöpferische Indifferenz Der Engpass und die Klemme im Forum-Theater: Den Engpass ins Publikum geben Wenn ich dann die Veränderung zulasse, wertschätze, kommt sie von selbst:  Paradoxe Theorie der Veränderung  Neurose  Kontakt-Funktion, Situationen, Szenen, (Ergebnisse)

7.3. Konfliktaufstellung: Szenen gemeinsamer Veränderung

Eine Situation kann in verschiedenen Versionen aufgestellt werden:

Mit den primär Beteiligten: Die direkten Konflikt-Partner stellen Stellvertretende in ihrer eigenen gesamten Haltung als Statue dar. Die Umstehenden besichtigen und kommentieren, interpretieren und assoziieren zu den Motiven der Figuren. Mögliche Veränderungspunkte werden gesucht und benannt, die Beteiligten können sich, da sie selbst nach dem Aufstellen frei sind, locker an den Gesprächen beteiligen.

Mit den sekundär Beteiligten: Umstehende, Betroffene … Die vom Konflikt als Außenstehende betroffenen stellen nach ihrer Erinnerung und ihren persönlichen Eindrücken die Situation dar, dann ist der Ablauf wie oben.

Mit den tertiär Beteiligten: Lehrkräfte, Erziehende, Verantwortliche, Beratende … Die von den Auswirkungen des Konflikts betroffenen stellen je nach ihren Informationen möglicherweise sehr verschiedene Bilder, dann ist der Ablauf jeweils wie oben

Die fünf Schritte zu einer Statue, hier nochmal kurz und prägnant: [Vorübung: Mit der Hand ein Gesicht magnetisch führen]

  • 1. Die Person [Hand vor Gesicht] nehmen und Einfrieren
  • 2. Die Haltung formen: Fußstellung, Becken, Schultern, Arme, Kopf
  • 3. Das Gesicht im Spiegel darstellen
  • 4. Einen Reaktionspunkt vorgeben
  • 5. Einen Ton, ein Wort, einen Satz geben, zur ständigen Wiederholung, wenn der Reaktionspunkt betreten wird.

Erfahrungen: Aufstellungen in Einrichtungen, Unternehmen und Betrieben, in der Erstellung von Szenen für die Arbeit mit Forum-Theater in den verschiedenen Bereichen der Jugend- und Verbandsarbeit, politischen Bildung und zur Jugend-Partizipation, in Berufs-Aus- und Fortbildungen, Supervision; für Aufführungen aller Publikums-Grössen

Grenzen: zeitliche Konzentration der Teilnehmenden nach Alter und Reflexionsfähigkeit, moralische Eingriffe und Bewertungen durch Verantwortliche. Ca 20 Minuten brauchen wir für die Vorstellung des Modells der Konfliktaufstellung im Schulhof, eine Stunde für die Arbeit an einem konkreten „Fall“.

Mit Lehrkräften: Wir erarbeiten beispielhaft mit einer Konfliktaufstellung die generativen Themen der Teilnehmenden zum Umgang mit Konflikt, zu Konkurrenz und Leistungsdruck, wie in der Abbildung eines Konfliktes die Hintergründe der Beteiligten sichtbar gemacht werden können.

7.4. GLOSSAR und Querverweise

Weitere wichtige Gestalt-Prinzipien

  • Ich und Du - Respekt vor dem Publikum
  • Fritz Letsch: Theaterpädagoge und Gestaltsupervisor

Im Forum die Veränderung der Szenen diskutieren: Joker-Arbeit

Das Theater der Unterdrückten von Augusto Boal ist seit den siebziger Jahren auf dem langsamen Weg durch die deutschen Szenen: Zuerst in den Fortbildungen für SchauspielerInnen, fand es in der Jugendarbeit und in der politischen Bildungsarbeit der Friedens- und Alternativbewegung großes Interesse.

Immer wieder flammt es auf, um auch bald wieder aus dem Focus zu geraten: Es erfordert zu viel Hintergrund. Bei den Theaterleuten ist das Interesse an der zuerst leichten Gestaltbarkeit sehr groß, doch fehlt für konsequente Weiterarbeit die eigene Unterdrückung oder das politische Bewusstsein der Solidarität, die Dauer braucht.

In der Jugendarbeit waren die Forum-Methoden zeitweise Standard, aber inzwischen ist die politische Arbeit dort so weit im Hintergrund, dass allein der Begriff „Unterdrückte“ erklärungsbedürftig ist.

Bei PädagogInnen löst es ebenso Begeisterung aus, doch ist die wirkliche Dialog-Arbeit weder in Schulen noch in Hochschulen geübt. „Man sollte“ … heißt es dann, aber der Stoffplan ist Sieger der Szene.

So kam ich in den nun 22/40 Jahren durch viele Szenen und Einrichtungen, in manchen gab es über 10 Jahre regelmäßige Veranstaltungen, auch Fortbildungen für Mitarbeitende und Interessierte, Publikationen und große Tagungen, auch mit Augusto Boal in den Jahren 1995, '97 und '99, in Hochschulen, Kulturzentren und im Münchner Rathaus.

„Wir sind aus solchem Stoff wie Träume sind, und unser kleines Leben ist von einem Schlaf umringt.“ ―William Shakespeare Prospero in „Der Sturm

forumtheater_und_gestalt.txt · Zuletzt geändert: 2024/01/09 17:20 von fritz