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gemeindepaedagogik

Begriffe für Community bei uns?

Wir haben uns daran gewöhnt, die amerikanisch-englischen Worte einfach zu übernehmen, und gehen davon aus, dass alle anderen sie dann schon lernen und verstehen werden. Aber Worte haben auch immer Hintergrund und Gefühle, die geweckt werden, oder sie bleiben leer.

Oft haben sie in anderen Sprachen andere Bedeutungsfelder, die wir nicht mit bedenken, aber erlernen und übertragen könnten: Bewusstsein und „mental health“ fallen mir als erstes ein, und mentale Gesundheit ist weit mehr als „nicht psychisch krank“, könnte uns zum Blick auf das Wohlbefinden stärken, als nur auf Krankheiten zu achten.

„Volksgemeinschaft und Kameradschaft“ kenne ich aus der Geschichte und von Erzählungen um „Ehre und Treue, „Frohschar und Jungschar“ waren die kirchlichen Begriffe für unsere Jugendgruppen, die in Spuren dem Wandervogel nachfolgten: Ausflüge “ins Blaue oder Grüne„, Lieder zur Gitarre, Fahrten und Zeltlager …

Gemeinschaften organisieren?

Community: Fachleute benutzen ja einfach die Fachbergriffe und übernehmen sie in ihre Kultur, aber dann bleibt es Fachjargon. Für mich war immer wichtig, die entsprechenden passenden Bräuche und Worte zu finden, damit die Kräfte aus unserer Geschichte eingebunden werden.

community-organizing war inzwischen sogar in einigen Gewerkschaften angekommen, nachdem es in den nordamerikanischen Arbeiter- und Befreiungs-Bewegungen, den Kirchengemeinden und einigen Parteien seit Jahren erfolgreich war.

In den südamerikanischen Ländern war das Denken in den Gemeinschaften vor allem in den ländlichen Regionen noch viel mehr mit der Natur und dem Denken des gemeinsamen Lebens im „Buen Vivir“ verbunden, bis es Geschäfte und Militär in der Politik so zerlegte wie die Berufe, Existenten, Familien und Gemeinden.

Paulo Freire und die befreiende Pädagogik: gestern, heute und morgen

(Anfang eines früheren Artikels https://theater-methoden.blogspot.com/2021/06/paulo-freire-und-die-befreiende.html)

Revolutionen finden in den Köpfen statt, und ich glaube, nur wenige Menschen unserer Tage und Jahrzehnte haben so viele Köpfe verändert, wie Paulo Freire in seiner Ausstrahlung und Wirkung über viele Menschen, die wiederum alphabetisierten, Bewusstsein bildeten und andere fortbildeten.

Seine Botschaften waren ja auch meist so einfach, einleuchtend und selbstverständlich, dass uns manches Zitat wie aus dem Kalender vorkommt, wie mancher altbekannter guter Aphorismus, immer wieder neuen Menschen zugeschrieben, wie zB. „Der Weg kommt beim gehen“. Volkskunst eben, im Austausch.

Trotzdem ist Paulo Freire den meisten heutigen Pädagogen in Bayern noch unbekannt geblieben, weil die alte Kommunismus-Angst noch immer mit Totschlag-Argumenten herrscht, zuletzt auch wieder vom Papst wiederholt, als ewiggestrige Abwehr der Theologie der Befreiung, die im gleichen Kontext wie diese Pädagogik entstanden ist.

Gehen wir ein paar Jahrzehnte zurück:

Als Student der katholischen Religions- und Gemeindepädagogik habe ich etwa 1973 in einem der damaligen politisierenden Kreise zur Einewelt-Arbeit die ersten hektografierten Blätter in die Finger bekommen, die wir begeistert im Zirkel diskutierten: Der Weg entsteht beim Gehen

Das Bankierssystem des Lernens, die Einlagen der Lehrkräfte im Kopf der Schüler, die Wiederholung meines alten Wissens als scheinbaren Zins: Auch unsere Dozenten hatten gerade den anthropozentrischen Ansatz entwickelt, nicht mehr den Kanon der Katechismusfragen und der Wunder Jesu auswendig lernen zu lassen, sondern sich erst selbst zu fragen, was das jeweils im Leben unserer Schüler gerade zu sagen hat.

Paulo Freire ging weiter, wie auch wir damals: Die ersten Transparente bei der Fronleichnams-Prozession in München waren ein Skandal, der jugendliche Aufbruch mit dem Motto „Wir sind Kirche“ war schon kaum für eher aufgeschlossene Personen, wie damals auch Kardinal Döpfner, wirklich vermittelbar.

Eine Figur der Werbung für kirchliche Berufe dieser Zeit: Dom Helder Camara, der mutige Erzbischof aus dem armen Nordosten Brasiliens, mutig gegen Großgrundbesitzer und Militärdiktatur, die „Missionare“ predigten ja schon in Altötting und erzählten von Basisgemeinden, in denen Frauen gleichberechtigt die Gemeinschaften feierten …

Erst ein Anfang ...

und wie sie mir mit Dankbarkeit in den Sinn kommen: Im ersten Studium der Gemeindepädagogik, Trudl Wimmer, Helga Modesto, Franz Burgey, Margot Saller und Valentin Hertle, Martin Wolf, … und Herr Wiesen in der Bibliothek … und all die lang verbundenen StudienkollegInnen, deren 13 sich neulich zum 50jährigen Studienanfang trafen … mit vier alten FreundInnen in der Ferne.

Längst war Gemeindepädagogik und die Ausbildung dazu nach Eichstätt verlagert, wurde Teil der reaktionären katholischen Universität …

gemeindepaedagogik.txt · Zuletzt geändert: 2023/10/04 11:22 von lenni