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hans_scholl

Die äußeren Daten: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Scholl

Von den Abenteuern von Hans Scholl in der bündischen Jugend, über eine Hitler-Verehrung trotz pietistischer Mutter und kritischem Vater über eine frühe Verfolgung u.a. wegen „Vergehen“ gegen §175 zum Medizinstudium, von den Ostfront-Lazarett-Erlebnissen mit Alexander Schmorell und Christoph Probst zu den Flugblatt-Aktionen, die auch seiner Schwester und anderen geringfügiger Beteiligten das Leben kosteten.

Mein Vater war gleichaltrig und nach 1918 bei Ulm aufgewachsen, 1942 auch an der Ostfront im Lazarett um Minsk und Smolensk gelandet, allerdings als Patient, dann noch mit einem Bein. Er wurde dann in München umgeschult, vom Schreiner zum Berufsschul-Lehrer. Die Nazi-„Pädagogik“ wirkte auch in der Familie weiter …

Die HJ-Fahne der Ulmer

zierte auch ein schmaler Wimpel der dj.1.11, den Hans dort angebracht hatte: Dieser wurde beim Reichsparteitag in Nürnberg konfisziert. Nach: Jäger und Gejagte: Über den deutschen Widerstand im Dritten Reich und was aus Tätern und Opfern wurde; von Bernd Wohlgut

Eine andere verbreitete Methode der Gestapo war es, die bündischen Jugendlichen zu Kommunisten abzustempeln und sie auf dieser Grundlage zu verfolgen. Als „Beweis“ dafür diente der in vielen Bünden der 1920er und frühen 30er Jahre verbreitete Russenkult.

Vor allem die dj.1.11 mit ihren russischen Liedern und Balalaikas galt als „kulturbolschewistisch verseucht“, nicht zuletzt weil deren Führer Eberhard Koebel vorübergehend Mitglied der Kommunistischen Partei gewesen war. So hetzte die Führerzeitschrift der HJ „Wille und Macht“ schon 1933: „Bündische Jugend ist heute Bolschewismus“. Manche Elemente konnte ich nachvollziehen, wenig wusste ich um die literarisch-poetische Bruderschaft um Stefan George, 1868-1933, der auch Hans Scholl zu seinem

Lebensmotto „Flamme sein!“

anregte, es wirkte auf viele junge Leute, wie auch einige Gefolgschaft in München, auch Stauffenberg.

„In allen Phasen seines von Zoske geschilderten kurzen und bewegten Lebens war Hans Scholl (1918-1943) ein mitreißender Feuerkopf, der nichts Halbes kannte. Er ließ sich gegen den Protest seiner Eltern 1933 in die Hitlerjugend (HJ) aufnehmen, war Fahnenträger am Nürnberger Reichsparteitag 1935.“

Mehr noch prägte ihn die bündische Jugend mit ihren Nordland-Reisen und ihrem Gründer Eberhard Koebel, der eine „Heldenfibel“ verfasste. Stefan Georges Satz

  „Wer je die flamme umschritt  
   Bleibe der flamme trabant!“ 

war ihm frühes Lebensmotto, in eigenen Worten: „Wir wollen doch Flamme sein. Unsere Kraft muß federnder Stahl sein, unsere Seele trockene Weißglut“ (44).

„Diese Begeisterung enthielt schon eine homoerotische Komponente, die dann auch zum Durchbruch kam. Wegen Beziehungen zu Ernst Reden und Rolf Futterknecht wurde Scholl 1937 siebzehn Tage inhaftiert, der Homosexualität (§ 175) und des sexuellen Missbrauchs Abhängiger (§174) angeklagt.“ dj1.-11 https://www.feinschwarz.net/flamme-sein-hans-scholl-und-die-weisse-rose/

Schockerlebnis im November 1937.

Stefan George 1868-1933

https://www.dhm.de/lemo/biografie/stefan-george

1891 „In Wien hat er eine intensive, aber kurze Freundschaft mit Hugo von Hofmannsthal.“

„Aus dem Mitarbeiterkreis der „Blätter für die Kunst“ erwächst der sogenannte George-Kreis als ein loses Bündnis junger Lyriker um George als geistige Autorität.“

1907 „Er versteht sein literarisches Schaffen nun als pädagogischen und prophetischen Auftrag.

Die persönliche Ausstrahlungskraft und das neue Selbstverständnis Georges erweitern seinen Schülerbund zu einem intellektuellen Elitekreis mit bündischem Charakter, der auf die Geisteswissenschaften in Deutschland starke Wirkungen hat.“

1917 „Den Ersten Weltkrieg interpretiert er in „Der Krieg“ als schicksalhaftes Zeichen der kulturellen Verderbtheit infolge der Massenkultur.“

1918 „Die deutsche Niederlage bestärkt George in seinem pädagogischen Glauben, für das Volk eine hellenisch beeinflusste Vision vom Ethos der Jugend schaffen zu müssen.

In der Weimarer Republik, der er distanziert gegenübersteht, vereinigt sein Schülerkreis zionistische und antisemitische Mitglieder ebenso wie nationalistische und republikanische Anhänger.

Der Einfluss des George-Kreises, dem auch Claus Schenk Graf von Stauffenberg angehört, ist in dieser Zeit vor allem für die Jugendbewegung prägend.

Kriegsablehnung und Idol der Jugend

https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_George

George fiel nicht in die allgemeine Kriegseuphorie ein. Stattdessen prophezeite er einen für Deutschland düsteren Ausgang. So formulierte er in seinem zwischen 1914 und 1916 entstandenen Gedicht Der Krieg:

 zu jubeln ziemt nicht: kein triumf wird sein
 nur viele untergänge ohne würde..
 
 des schöpfers hand entwischt rast eigenmächtig
 unform von blei und blech · gestäng und rohr.
 
 der selbst lacht grimm wenn falsche heldenreden
 von vormals klingen der als brei und klumpen
 
 den bruder sinken sah · der in der schandbar
 zerwühlten erde hauste wie geziefer..
 
 der Gott der schlachten ist nicht mehr.
 erkrankte welten fiebern sich zu ende
 in dem getob. Heilig sind nur die säfte
 noch makelfrei versprizt – ein ganzer strom.
 

Stefan George: Der Krieg [1917]. In: Das neue Reich. Herausgegeben von Ute Oelmann. Klett-Cotta, Stuttgart 2001 (= Sämtliche Werke in 18 Bänden, Band IX), S. 21–26, hier S. 24.

Imitatio und Homosexualität

https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_George#Imitatio_und_Homosexualit%C3%A4t

traf in Paris auf Paul Verlaine

Fans: Hans Scholl, die drei Brüder Stauffenberg, darunter der spätere Hitler-Attentäter Claus von Stauffenberg (s. u. Bedeutung), gehörten seit 1923 zum Kreis Georges. Um 1930 bestimmte er Berthold als seinen Nacherben nach Robert Boehringer (vgl. auch Stefan George Stiftung).

https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_George

Bis in die 80er Jahre war das Todesurteil gegen die Freunde und Geschwister Scholl rechtsgültig

trainiertes Schweigen

Die Nachkriegszeit hatte in den westlichen Besatzungsgebieten eine baldige Wendung in der „Entnazifizierung“ gefunden: Nach den ersten Anklagen und Todesurteilen verschob sich die Schuldfrage in der Hierarchie nach oben, und nach den Nürnberger Prozessen, (nach deren Prinzipien auch die meisten der amerikanischen Präsidenten anzuklagen wären) kam eine politische Wende:

Die Grundidee, das Land vollkommen zu entmilitarisieren, wurde umgedreht: Ein Bollwerk gegen den Bolschewismus sollte entstehen, und die führenden Nazis der Geheimdienste waren schon in amerikanische Dienste übernommen, bald ein eigener deutscher Dienst aufgebaut.

In der Mustersiedlung des 3. Reiches in Pullach entstand eine Geheimbehörde, deren Neubau nach 20×0 in Berlin die Dimensionen der Stasi in der Normannenstraße in den Schatten stellt. Die Vorbesitzenden in Pullach sind bis heute nicht entschädigt.

Die Justiz blieb dann auch die gleiche, und der junge Beisitzer des Volksgerichtshofes unter Freisler wurde in München Jura-Professor Maunz, bei dem noch Bundespräsident Herzog dankbar studierte. 1965 Kultusminister der CSU: Kein Bruch, weiter gings, und auf jeden „unbelasteten Lehrer“ konnte mit dem „Huckepack-Paragraphen“ ein „Belasteter“ eingestellt werden: Lehrkräfte wie Mediziner, die großen Gewinner des 3. Reiches:

Vorher unter kirchlicher Schulaufsicht, konnten sie nun den Pfarrer anzeigen, wenn er zum Religionsunterricht nicht mit „Heil Hitler“ grüßte, sondern mit „Gelobt sei Jesus Christus“, zahlreiche Anzeigen dazu liegen in den Akten des Volksgerichtshofes im Hauptstaatsarchiv.

In den 70er und 80er Jahren sträubten sich die konservativen Nachfolger des 3. Reiches gegen ein Gedenken für die Geschwister Scholl, Christoph Probst und Professor Huber, und die Wiedergutmachung sollte auf die paar überlebenden Juden beschränkt bleiben.

Schwule blieben in den Gefängnissen, die Verfolgung ging unter dem verschärften Nazi-§ 175 weiter, Roma und Sinti blieben diffamiert. Auch den Familien Huber, Probst und Scholl blieb eine Aufhebung der Todesurteile verwehrt, die Fortsetzung der Rechtsprechung erschien ein höheres Gut, als eine Anerkennung der Rechtmäßigkeit von Widerstand.

So drehen es Gerichte bis heute gern, und die Arbeit des Staatsanwaltes Fritz Bauer hat bis heute keine entsprechende Würdigung: In Zusammenarbeit mit Vielen wie dem Ehepaar Klarsfeld versuchte er, die auch über die vatikanisch mit organisierte „Rattenlinie“ nach Südamerika geflohenen Nazis ausfindig zu machen.

Eichmann, einer der Hauptorganisatoren der Juden-Deportationen nach Auschwitz, wurde dann durch seine Weitergabe in Israel angeklagt und hingerichtet.

Dieses Jahr wird zum Gedenken amnesty international als Aktion gegen die Todesstrafe das Symbol der „Weißen Rose“ in Schwabing in der Veterinärstrasse, am Geschwister-Scholl und am Kurt Huber-Platz Rosen verteilen … 2015 http://befreiungsbewegung.fairmuenchen.de/80er-jahre-todesurteil-freunde-geschwister-scholl-rechtsgueltig-trainiertes-schweigen-20091444/

https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/land-und-leute/richard-scheringer-roter-unter-schwarzen-schenkel102.html

https://www.globkult.de/geschichte/zeitgeschichte/471-die-geschichtliche-tragik-der-rweissen-rosel-und-die-politische-moral-der-nachgeborenen?highlight=WyJ3ZWlzc2UiLCJyb3NlIl0=

Meine Verarbeitungen im Netz:

Hans Scholl: Vom Hitlerjungen über die Bündische Jugend und den §175 zum Widerstand http://raete-muenchen.de/hans-scholl-hitlerjungen-buendische-jugend-175-widerstand-16427532

Wandervogel: Die demokratischen Bewegungswurzeln Von der Wandervogel-Bewegung bis zur befreienden Pädagogik Hundert Jahre im Bewusstsein von Aufbruch und Selbstorganisation https://fritz-letsch.jimdofree.com/blog/http://fairmuenchen.de/wandervogel

Weisse Rose und Willi Graf, Hans Scholl und Alexander Schmorell, Christoph Probst

hans_scholl.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/22 08:33 von fritz