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hildegard_hamm-bruecher

HHB Hildegard Hamm-Brücher Schirmfrau im Bündnis zur Erneuerung der Demokratie

~ 2005 BUGA und Debattieren, Pressekonferenz im Ratskeller, Interview Radio Lora mit Eva

geboren am 11. Mai 1921, aufgewachsen in Berlin Dahlem, wo Martin Niemöller Pfarrer war, 1933-39 in Dresden und Salem https://de.wikipedia.org/wiki/Hildegard_Hamm-Br%C3%BCcher

HHB: Freiheit ist mehr als ein Wort: Eine Lebensbilanz 1921 - 1996

 Im Galarock des heiteren Verschwenders
 ein Blumenzepter in der schmalen Hand
 fährt nun der MAI, der MOZART DES KALENDERS
 aus einer Kutsche grüßend über Land.

Erich Kästner, mit dem sie in den Nachkriegsjahren in der Neuen Münchner Zeitung zusammenarbeitete

Glückliche Kindheit mit vier Geschwistern, bis plötzlich 1931 der Vater stirbt, und 1932 die Mutter. Bei der Großmutter in Dresden bis 1937, Pfadfinderin, als Schwimmerin bei der Olympiade 1936 in Berlin für die Olympiade 1940 in Tokio empfohlen … zur Konfirmation 1936 Faltboot und Schreibmaschine gewünscht,

späte Aufklärung … die jüdisch-protestantischen Großeltern und die Nürnberger Gesetze, von denen sie erst spät erfuhr, dann im Internat Salem (nur 1 Jahr noch in der Tradition von Kurt Hahn, der nach England fliehen konnte, dann im Internat Gordonstoun an der schottischen Küste, die Schüler-Selbstverwaltung weiter praktizierte S. 46) „Erziehung zur Verantwortung in der Demokratie“

und Abitur in Konstanz, Arbeitsdienst im Vogtland, Chemie-Studium 1940 in München: Unter Geheimrat Heinrich Wieland im Chemischen Institut Arcisstraße am Studieren, mit einem Freund Hubert, der zur medizinischen Studenten-Kompanie gehörte, mit der auch Hans Scholl und Jürgen Wittenstein, Wolfgang Jäger (denen nichts nachgewiesen werden konnte) von der Weissen Rose, im Sommer zur Famulatur an der Ostfront arbeiteten: (S.63) https://muniaturen.blogspot.com/2021/02/vier-junge-medizinstudenten-in-munchen.html

Das Gelände am Ostbahnhof München, wo Hans Scholl und „Schurik“ Alexander Schmorell, Willi Graf und Christl, Christoph Probst grade von Sophie Abschied nehmen, wird allmählich bebaut, der Zaun steht noch … Auf dem Weg ins Lazarett nach Minsk & Smolensk, wo auch mein Vater 1942 lag, mit noch einem Fuß. Das Medizin-Praktikum in den Lazaretten der Ostfront bringt den Irrsinn ins Bewusstsein

HHB war dann mehrmals in Sanatorien und mit dem Doktorvater in Starnberg, beendete ihre Promotion und kam von dort aus in der NEUEN ZEITUNG an, lernte bei Erich Kästner und Lotte „Zeitungsschreiben“.

  "Leider sitzen die damals zum "Schutze des deutschen Blutes" erfundenen Kategorien 
  und Bezeichnungen der "Nürnberger Gesetze" bei vielen Deutschen bis heute - bewusst 
  oder unbewusst - tief in den Knochen. 
  Das bekam ich über die Nachkriegsjahrzehnte oft zu spüren, manchmal sogar zu hören. 
  Etwa so: Die politische Einstellung der H.-B. ist ja kein Wunder, bei ihrer "Abstammung" ...
  Meist ist das wohl, wie ich hoffe, kein bewusster Antisemitismus, obgleich ich auch 
  den mehr als einmal zu spüren bekam. Es ist jedoch eine spürbare Distanz. Etwa derart: 
  So ganz gehört sie ja doch nicht zu uns ..." 

S.44 in Hildegard Hamm-Brücher: Freiheit ist mehr als ein Wort: Eine Lebensbilanz 1921 - 1996 S.90:

  Die Mehrheit der Nachkriegs-Deutschen wollte sich weder über das Ausmaß des angerichteten 
  Unheils noch über die Bedingungen eines wirklich neuen Anfangs rückhaltlos Rechenschaft ablegen.
  

Freundeskreis um die Weisse Rose: https://youtu.be/38aKKwNLFJM Antisemitismus

Der Regierungswechsel der FDP 1.10.1982 https://youtu.be/JUkoZDI1GJA

wie wenig unsere Demokratie gesetzt ist und Fraktionsmeinungen vom Blatt abgelesen werden …

… dass darauf kein Segen liegen kann …

Bildung ist kein Luxus

Hamm-Brücher am Fr 18.8.2006 um 19 Uhr bei LORA Kultur

Als „Ort für Debatten“ wurde inzwischen in die Planung des Marienhofes eine „Speaker’s Corner“ aufgenommen, die für „Qualifiziertes Debattieren“ vorbereitet werden soll. Ein Gespräch mit Frau Dr. Hamm-Brücher wird am Freitag, den 18.8.2006, um 19 Uhr bei LORA Kultur gesendet.

Die SZ berichtete am 31. Mai auf Seite 49 unter „Ciceros Eleven“, (Anne Goebel): Auf dem Marienhof ist eine Speaker’s Corner nach Londoner Vorbild geplant … ein öffentlicher Ort, an dem Menschen sich in der Kunst der kontroversen Rede üben.

http://befreiungsbewegung.fairmuenchen.de/hamm_brucher_am_fr_18_8_2006um_19_uhr_be1035255

Eva Strasser schrieb einen Beitrag für Radio Lora Kultur“: http://lora924.de

Eva Strasser: Redaktion Lora Kultur auf Radio Lora München 92,4

Der Herrgott wird´s schon richten, hieß es früher.

Heute sind „die da oben“ die Politiker. Die werden´s schon richten, meint das Volk und lehnt sich für vier Jahre zurück, nachdem es seine Stimme abgegeben hat.

Aber was treiben die eigentlich da oben, die Politiker und die Parteien? Sie geben uns Grund zum Jammern, die Ersatzhandlung der Ohnmächtigen. Doch: Dampf ablassen allein genügt nicht. Wer jammert, handelt nicht.

Wer mitRedet, der mischt sich ein. Der erhebt seine Stimme gegen die Verhältnisse, die ihm nicht passen. Der schlägt mit Worten zu, nicht mit Fäusten. Friedlich. Der übernimmt Verantwortung.

Mit der Verantwortung taten sich die Deutschen ja immer schwer, autoritätsgläubig & autoritätshörig, wie sie nun mal erzogen sind. Wo lernen wir also mitReden in dieser Gesellschaft? Familie, Schule, Beruf sollten unsere geistigen Exerzierplätze sein. Doch ist es nicht vielmehr so, dass überall die Probleme unter den Teppich gekehrt werden?

Verdrängung ist eine Meisterin aus Deutschland. Im besten Fall laufen die Debatten, die wir führen, ins Leere. Ein eigener Standpunkt gilt als aufmüpfig und ungebührlich. Und dabei ist ein Standpunkt wie ein Standbein, auf dem man steht und durchs Leben geht.

Die Demokratie ist eine Regierungsform, bei der im Gegensatz zur Diktatur der Wille des Volkes ausschlaggebend ist. So steht es im Duden.

Doch unsere Demokratie ist eine formale, keine angewandte; an konkreter Demokratie herrscht Mangel. Und wenn mal irgendwo nachgedacht wird über die Demokratie, kommt so ein bürokratisches Wortungetüm wie die Bürgerbeteiligung heraus, was so sozialpädagogisch und unpersönlich klingt, dass sich keiner beteiligen möchte und die linken Zirkel unter sich bleiben.

MitReden ist für alle da. MitReden ist die erste Form von Willensbekundung: Ich tue kund, was mir passt und was nicht. Der mündige Bürger macht seinen Mund auf und bezieht Stellung. Wer seinen Mund hält, erklärt sich stillschweigend einverstanden – und darf sich nicht wundern, wenn über seinen Kopf hinweg andere entscheiden.

MitReden ist die Vorstufe von MitEntscheiden. MitReden hat Tradition. Der Streit ist die Mutter aller Dinge! sagten die alten Philosophen, die viel und mit Leidenschaft debattierten. Debattieren heißt, rhetorische Standpunkte einnehmen, um sich der Wahrheit zu nähern.

Debattieren heißt nicht: siegen, sich gegenseitig totschlagen mit Argumenten. Debattieren will gelernt sein. Learning by talking. Die Regeln sind klar: Pro und Contra, zwei Gegenpole, die Statements sind vorbereitet, Redezeitbegrenzung für jeden. Es herrscht keine Narrenfreiheit; niemand kann quatschen, solange er will.

Ja, aber… Da kommt sie schon, die typisch deutsche Reaktion, wenn einer eine Idee hat. Aber… ist ein Debattierclub nicht das ideale Forum für Selbstdarsteller? Selber schuld, wer sich blenden lässt von Fake & Hype. Das wird ja wohl zu verhindern sein, dass der Hyde Park zum Hype-Park wird.

Aber… ist eine Debatte nicht l´art pour l´art? Nein, denn Veränderung beginnt im Kopf, und Debattieren ist die beste Methode gegen Vorurteile und Verkalkung.

Schafft ein, zwei, viele Debattierclubs! Wir sind Deutschland – aber nur, wenn wir mitReden und nicht nur Stimmvieh ohne Stimme sind!

Gewalt an den Schulen:

führt in meine eigene Kindheit und nach Altötting:

In Bayern immer noch nicht breiter aufgedeckt, Ettal ist nur ein erster Einsichtspunkt

http://befreiungsbewegung.fairmuenchen.de/gewalt-schulen-bayern-immer-breiter-aufgedeckt-ettal-erster-einsichtspunkt-15607155

Als in den fünfziger und sechziger Jahren die junge liberale bildungspolitische Sprecherin und Abgeordnete Hamm-Brücher im Landtag gegen die Prügelstrafe an den Schulen sprach, führten sich konservative Abgeordnete auf: „Eine Watschn hat noch Keinem geschadet!“ Es sollte bis in die 70er Jahre dauern, dass „körperliche Züchtigung“ abgeschafft wurde.

Hildegard Hamm-Brücher: Und dennoch…: Nachdenken über Zeitgeschichte, Erinnern für die Zukunft – Eine kompakte Darstellung der pädagogischen Rückschritte in Bayern

Die Verarbeitung der Schäden, im Prinzip oft direkte Folgen des 3. Reiches, das unsere Väter und Mütter zu Grobianen und Duckmäuschen deformiert hatte, wie es mein Kindheits-Straßen-Nachbar Andreas Altmann in seinem Buch „Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“ beschrieben hat (jetzt auch als Piper-Taschenbuch).

Die sadistischen Lehrer und unser „ehrenwerter Rektor Burger“ waren angesehene Leute in der Kleinstadt, und sie boten uns mit den heimatlichen Gefängnissen der Kindheit genug Abschreckung für’s Leben, und mancher wie der rothaarige Reinhard Pillock brachten sich schon frühzeitig um.

Keiner meines Einschulungs-Jahrgangs 1960 hat ein Klassentreffen organisiert, keiner will sich freiwillig erinnern. Zu schwer liegt die Scham über die erlittene Qual über den schönen Anteilen, die uns der alte Wallfahrtsort geboten hatte.

Altötting blieb über die Jahrzehnte von den konfessionellen Strukturen geprägt, die durch die Gemeinschaftsschulen abgelöste werden sollten, und das hieß auch: Schweigen über den Sadismus von Kaplänen, beichten und beten … oder verschwinden.

Natürlich konnte man auch so weiter machen: Schafkopfen, heimlich dies oder das, aber bloß nichts aufdecken, was da unter den alten Talaren gewesen war, wie die versteckten slowakischen Faschisten-Priester und Judenmörder … Rattenlinien der frommen Antikommunisten bis Argentinien, Chile und Peru, auch als Mission …

"Mein Vater war ja nicht der einzige Mann, der als seelischer Krüppel aus dem Krieg nach Haus gekommen ist." Altötting

Wir hatten es für annähernd normal gehalten, was der bayrische Landtag in den 60er Jahren in Diskussionen auf den absurden Vorschlag von Frau Hamm-Brücher diskutierte: Die Prügelstrafe in der Schule abzuschaffen. Sie war unser beinah alltägliches erleben, und auch die alten Fräuleins nutzten den Tatzenstock reichlich.

Nur war es bei einigen Lehrern und dem Rektor auch klarer Sadismus, und Kaplan Stadlthanner drehte uns die Schläfenhaare, bis wir jaulten, wenn er den Katechismus abfragte.

Das edle Haus Altmann, an dessen Park (und seinem manchmal offenen Tor) ich immer auf dem Weg in die Kirche vorüberging, war immer geheimnisvoll, die Mutter krank, hieß es, aber die SS-Mitgliedschaft war nicht ruchbar geworden, weil die Bürgerschaft an solchen Punkten dicht hielt: Dort hatte es angeblich kaum Nazis gegeben.

„Der Lehrer Johann Korbinian Spahn drischt vor versammelter Klasse auf den nackten Hintern des gerade in Ungnade gefallenen Schülers und zwingt ihn, die Ablassformel zu brüllen: »Ich bitte um Barmherzigkeit!« „

Der Religionslehrer Josef Asenkerschbaumer klärt Kinder über Sünde auf, indem er Bilder einer Frau verteilt, in deren Rücken es von Würmern und Schlangen wimmelte. Hinter Bezahlschranke: http://www.zeit.de/2011/37/Rezension-Interview-Altmann

„Mein Vater war ja nicht der einzige Mann, der als seelischer Krüppel aus dem Krieg nach Haus gekommen ist.“ war auf faz.net/artikel/C30712/andreas-altmanns-neues-buch-scheissgebete- nur gegen Geld … Andreas Altmann: ... und meine eigene Scheissjugend

Das Hauptstaatsarchiv München birgt ein paar Blätter, auf denen jemand zusammengestellt hatte, dass der Butter und Käsehändler, der Fotograf (in jedem Haus ein Hitlerbild!) und durchaus noch etliche edle Bürger in Altötting schuldig geworden waren, aber auch die Klöster deckten auf der Rattenlinie nicht nur Priester wie den Judenschlächter der Slowakei, Tiso, weil er ja Kleriker war. Am Schweigen ist das Leben in der Stadt erstickt.

Die Ehrung der getöteten Retter der Stadt im „Endkampf“ hat darum etwas gedauert, steht aber jetzt immerhin auf den Seiten der Kommune: https://www.altoetting.de/unsere-stadt/stadtgeschichte/opfer-des-28-april-1945/

debattieren als Methode der Kommunikation:

Auch Wissenschaftsdebatte, ein Beispiel und Links zur Kritischen Theorie https://zukunftswerkstatt-moderieren.blogspot.com/2021/01/debattieren-als-methode-der.html

Die Welt lesen lernen: Paulo Freire und Augusto Boal zeigten uns verschiedene Wege, die Welt zu lesen, wie die Kultur des Schweigens, die Arbeit an giftigen Mythen die in meiner Arbeit zu Die Arbeit am Tabu nicht mehr Tabu wurden …

Fritz Letsch: ...denn sie wissen nicht, was Liebe ist

Ketzerbrevier eines Altöttinger Ministranten.

2004 ISBN 390830-48-5, 100 Seiten 13 Mäuse incl. Versand http://www.agspak-buecher.de/Fritz-Letsch-denn-sie-wissen-nicht-was-Liebe-ist

Wenn ein Altöttinger Ministrant in die Pubertät kommt, sind die Irritationen schon enorm, wenn er aber 50 wird und erlebt, dass der Apparat der Kirche hinter die früher wichtigen Befreiungen zurückfällt, kann er zornig werden.

Das ist dem Büchlein sicher anzumerken, das die Entwicklungen vom Ministranten über das Studium der Religionspädagogik und Gemeindearbeit und ein “Coming out“ parallel zur Theologie der Befreiung nachzeichnet.

Der reaktionäre Kampf gegen die Theologie der Befreiung war so erfolgreich, dass die Nachrichten nicht mehr ankommen. Trotzdem ist die Arbeitsweise des Theater der Unterdrückten und der befreienden Pädagogik erhalten geblieben, sind die Methoden der Bewusstseinsbildung in alle anderen Bildungs- und Gesellschaftsbereiche weiter gewandert.

Autor des Ketzerbrevier: Fritz Letsch: Theaterarbeit zu und mit Augusto Boal (Theater der Unterdrückten) und Paulo Freire. Zahlreiche Veröffentlichungen, Netzwerk-Arbeit in Initiativen und im Freien Radio http://fritz-letsch.de.

hildegard_hamm-bruecher.txt · Zuletzt geändert: 2023/05/28 22:38 von fritz