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klaus_mann

Auszüge aus dem Tagebuch von Klaus Mann - Ergänzungen aus der Handschrift - Anfangszeit Exil, kurz nach einem Morphium-Entzug in Budapest: https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Mann

25.VI.1937 Sils Baselgia

https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Sils_im_Engadin/Segl

Ich komme nicht mehr ganz mit. Die Reisen: Wien –Bad Ragun: (Schlafwagen – mit C.) In Ragun: E; Eltern. (Z. leidend; Beide sehr lieb.) Autofahrt, à trois, (E – C.), hierher. …. La chambre avec C. Les jours à trois. Gut. Hoffe, jetzt am „Ludwig“ schreiben zu können.

29. VI.

Stilles Leben. Leider ziemlich schlimmes und kaltes Wetter. Leben mit C., E und Giehse. Heute Ankunft von Annemarie. Arbeit am „Ludwig“ (Zunächst die letzte Scene – Elisabeth an der Leiche – geschrieben.) Ab und zu nach St. Moritz. Einmal im Kino. – Ab und zu Anfechtungen von Schwermut. Gefühl der Hoffnungslosigkeit – auch meine Arbeit, auch C. betreffend. Denke aber doch, bis auf Weiteres – mit grosser Kraftanspannung – durchhalten zu können.

4. VII.

…… „Wo alles sich durch Glück beweist Und tauscht den Blick und tauscht die Ringe Im Weingeruch, im Rausch der Dinge, dienst du dem Gegenglück, dem Geist.“ [BENN] …… Das Wetter schön. Die Landschaft oft unbeschreiblich. …. […] Die Tage zu fünft. (E., Miro, Giehse, C.) – Grammophon. Mahlzeiten. Vorlesen. Gehen. Telephon. Mal der Doktor Löwenstein and the Colonel Armstrong von nebenan.) Le nuits avec C. Toujours – et toujours d … frz [Einmal Streit über seinen kindisch- heftigen irischen Nationalismus.] — Musik: Richard Strauss. („Don Juan“. „Salomè“.) – „Rhapsodie in Blue“ – … Geblättert: im Platen – Stephan George. …

5.VII.

Sehr ernste politische Lage. Wahrscheinlich näher am Krieg als je. Trotzdem vermag man sich sein schliessliches Kommen nicht vorzustellen – eben so wenig wie den Tod …..

7. VII.

Gestern abend: alle zusammen (zu fünft) bei Walters im „Waldhaus“. … …… Von einer Morphium-Sprize geträumt.


Abreise von C. nach der Steiermark – wo er den Filmregisseur Papst sehen will – morgens um 6 Uhr. Die erste Trennung seit wir uns kennen; (abgesehen von den ersten vier „Siesta“-Tagen.) – 9.VII. … Telegramm von C. der seinen Herrn Papst verfehlt zu haben scheint. Quelle catastrophe! 10.VII. Den „Ludwig“ – „Vergittertes Fenster“ im Manuskript fertig. – Miro erzählt eine komische, schwuhle Geschichte aus ihrer Kindheit; mit ihrer Mathematiklehrerin. ….

17.VII. Küsnacht / Zürich Überfüllte Tage. C. hier getroffen. Er fährt nach Paris voraus – wo ich ihn morgen treffe. … Familien-Geselligkeit. 3 Vorlese-Abende: Zauberers grosses, sehr fascinierendes Riemer-Kapitel. – ich, vorgestern, Anfang und Schluss des „Ludwig“ vorgelesen. – Golo, Miro, Giehse; Ankunft von Bibi. Sehr viel Betrieb. – Lektüre: Gide „Retoches“. Die anti-Stalin-Haltung verschärft. – Arbeit: am „Ludwig“ getippt. – Leichter „Rückfall“: ohne Konsequenzen, hoffe ich. Anfechtungen der Schwermut, Mutlosigkeit – wie immer. Schwer zu Leben. Freue mich auf Widersehen mit C. (…)

18.VII. Paris, Hotel Pont Royal, rue du Bac. Schlafwagenfahrt Zürich – Paris mir E. … Hier: Widersehen mit C. – der aus dem „Grand Hotel“ hierher zieht. Mittags: mit Friedrich. (Aus Amsterdam angeflogen.) Abendes zu viert (C., F., E) – Essen am „Rond Point.“ – In die „Exposition.“ Halb grossartiger, halb gemeiner Eindruck. Menschenmassen. – X X X (morgens, nachmittags und nachts.)

19.VII. Wiedersehen mit Mops der erschreckend schlecht aussieht. … Abends: … Ausstellung antifaschistischer deutscher Literatur … Onkel Heinrich samt seiner Kröger. Französische Ansprache von ihm. … Brecht, Piscator … H.M. den Kommunisten durchaus hörig.

klaus_mann.txt · Zuletzt geändert: 2021/12/24 11:42 von lenni