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Legislatives Theater ist nicht das derzeitige müde Theater unserer gesetzgebenden Parlamente und Parteien, sondern der brasilianische Weg in eine demokratische BürgerInnen-Mitwirkung nach den Militärdiktaturen in den 1980er und 90er Jahren durch dialogische Theaterformen, auch auf der Straße.

Legislatives Theater

Legislatives Theater entstand in Rio de Janeiro in den Jahren, in denen Augusto Boal als Stadtrat (Vereador) mit seinen Mitarbeitenden und Gruppen und Initiativen deren Szenen und Themen entwickelten: Mit Forumtheater die Szenen ihrer verletzten Rechte und Gestaltungsmöglichkeiten, das Publikum erprobt spielerisch Änderungsmöglichkeiten, wie auch in den anderen Methoden des Theater der Unterdrückten in der Anwendung der Pädagogik der Unterdrückten von Paulo Freire.

Die Versuche werden protokolliert, diskutiert, zu Gesetzesvorschlägen verdichtet. Augusto Boal hatte die Möglichkeit, die Praxis zu entwickeln und darüber zu schreiben:

Gegen den Trend:

In der langjährigen Politik wurde durch De-regulierung das Recht eher noch mehr marktgerecht gestaltet und gedacht, durch neo-liberale Konkurrenzgestaltung den Geschäften der Vorrang eingeräumt, die demokratische Gestaltung für unsinnig, unmöglich oder unqualifiziert erklärt.

Experten wissen alles besser, haben untersucht, erklären, was wir brauchen sollen. Die Fähigkeit, unsere direkte Umwelt zu gestalten, würde uns motivieren, verantwortlich machen. Die uns entfremdete und nicht mit-gestaltbare Welt wirkt feindlich, revierbesetzt und bekämpfenswert, und wenn es nur durch Abfall ist … oder Zerstörung.

Eine Welt, in der mir kein Platz, keine Mitwirkung eingeräumt wird, ist nicht lebenswert.

In der derzeitigen Kriegs-Politik besteht wenig Hoffnung, die Macht der Konzerne in unseren Ländern zu brechen, die nun vollständig von Lobby-Interessen gesteuert sind. Aber wann kommen die Befreiungen aus den anderen Ländern? Oder bringt das Erwachen zu den Themen der Kolonialisierung hierzulande Veränderung?

Jeder Mensch muss sich seine Welt erobern können.

Zuerst können wir das bei unseren Eltern, aber schon in der Schule erleben wir viele Strukturen, in denen wir nicht stören sollen, nur Gast sind, keine wirklichen Spuren hinterlassen sollen …

Die Unrechts-Zustände veröffentlichen und verändern: Szenen dazu vermitteln

regelmäßig reden Politiker davon, dass bei uns alles über-reguliert sei: Das ist sicher an vielen Handelsthemen richtig, denn die Klassen von Gurken und Äpfeln in europäischen Standards sind inzwischen international umkämpftes Export-Feld.

Die Frage ist, wie weit wir das „von oben herab“ für uns als Bindung empfinden, wie wir unseren Alltag neben den interational agierenden Supermärkten organisieren, um nicht an schadstoffbelastetem chinesischem Gemüse und Obst zu landen.

Als demokratisch erzogene und idealistisch denkende Menschen wollen wir bei der Gestaltung der uns betreffenden Gesetze mitwirken, und so manches alte Gesetz aus dem 3. Reich wird uns immer noch als gültig präsentiert. Die Psychiatrie, aber auch Teile der Medizin und vor allem die Justiz haben diese Fortsetzung wenig reflektiert, die kleine Bewegung der Reformen wurde von den behäbigen Kräften erstickt:

Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren!

Der Spruch bezog sich nicht so sehr auf das Mittelalter, als viel mehr auf jenes germanische 1000jährige Reich, das zwar nach nur 12 Jahren räumlich untergegangen war, aber mit seinen Mechanismen weiter wirkt - in manchen anderen Ländern noch weniger reflektiert als in unserem. Studierende, die ihre Professoren als Nazis begriffen, Situationisten und die Subversive Aktion waren die Vorläufer der Kommune 1 und der Studentenbewegung, bis Benno Ohnesorg beim Schah-Besuch erschossen wurde.

Faschismus: Die Verfügung über andere Personen

In alten Adels- und kirchlichen Herrschafts-Verhältnissen über Jahrhunderte eingebläut: „Ober und Unter“ in ämter- und militaristischer Hierarchie durchgeübt: Anweisungen und Stillsitzen / Still-Gestanden!

Die Grundlagen der Demokratie als Selbstbestimmung der Menschen ist gerade durch das Schulsystem schon oft als autoritäre Persiflage vermittelt: Wir wollen nur dein Bestes!

Autoritäre Über-Belastungen führen zur De-Pression

Aus Situationen der Machtlosigkeit entstehen Haltungen und Situationen der Depression: Ob aus autoritärer Unterwürfigkeit, wie sie brutale Erziehung mit Prügeln erzeugt, oder aus ökologischer Verzweiflung, ob aus religiösen Verzweiflungen und Verfehlungen oder aus philosophischer Hoffnungslosigkeit: Die Kraft schwindet plötzlich, allein.

Aus der Unterdrückung und Verzweiflung ausbrechen:

Unsere aktuelle gesellschaftliche Haltung zur Krankheit schickt uns in Einzeltherapie oder zur Psychopharmaka, das Leiden länger auszuhalten, aber es gibt auch eine politische Lösung:

Gemeinschaftlich und kommunikativ

Gemeinschaftliche Theaterarbeit kann die gemeinsamen Themen aufgreifen, wenn die erste Schwelle überschritten ist: Deine Depression / Burn-Out / Verwirrung ist nicht nur deine Privatsache, sie ist gesellschaftliche Situation. Wie du damit umgehst, ist allerdings deine Sache!

Wir gehen im Legislativen Theater nicht an privat orientierte therapeutische Fragestellungen, sondern an die gesellschaftlichen, politischen Fragen. Armut bis Zukunftsangst sind die Themen ALLER, die Frage ist nur, bei welchem Thema du wach wirst, betroffen bist, dass du was unternehmen magst.

ehemaliges Militärgelände München:

Inzwischen ist die Mischung aus Kriegskinder / Kriegsenkel / Nachkriegskinder -Thematik mit den Mißbrauchs-Offenlegungen wie bei den Domspatzen für Viele zur Anregung geworden, über die eigenen Gewalt-Erfahrung in Erziehung und Schule, damals „normal“, aber heute als Struktur einer Ängstlichkeit, bei Manchen von richtiggehenden Angststörungen und Panik-Attacken, aber auch Mutlosigkeit.


Heute vor 25 Jahren: Legislatives Theater im Rathaus München

23.10.1997 war dummerweise genau der 50. Geburtstag des Oberbürgermeisters, was uns keiner gesagt hatte. Und fast alle Stadträte waren dort. Bis auf eine, Jutta Koller, die den Vorstellungen der Szenen durch Augusto Boal aufmerksam folgte.

Forumtheater-Szenen, durch das Publikum zu verändern, wie sie in Rio de Janeiro damals benutzt wurden,  die Anliegen der Bevölkerung in Gesetzesvorlagen zu verwandeln.

Dazu gehörte in Rio natürlich noch ein breiterer Abstimmungsprozess: Zuerst diskutieren die verschiedenen Gruppen die Lösungsvorschläge auf Fiestas, den regelmäßigen Treffen der Bürger- und Umweltforen, bis die Mitarbeiterinnen im Mandat (ein Stadtrat / Senator / Verador hat dort eine Reihe von Mitwirkenden, auch aus Jura und Verwaltung) einen abstimmungsfähigen Vorschlag für das Stadtparlament formulieren.

Eine Reihe von Vorschlägen wurde im Parlament angenommen, über 60 wurden ausgearbeitet, zum Teil in die zuständigen Landes- und Bundesparlamente weiter gegeben, wie Diskriminierung von Behinderten und queeren Personen.

Wir hatten in den vielen Workshops, die Kolleginnen aus etlichen europäischen Ländern anleiteten und im Workshop mit Augusto Boal einige Themen erarbeitet und in einer symbolischen Aktion einem Publikum im Rathaussaal vorgestellt, Augusto hatte einen kleinen Bericht geschrieben und der englischen Ausgabe seines Buches „Teatro Legislativo“ angehängt: „Legislative theatre“ bei Routledge London New York 1999.

Eine deutsche Ausgabe wird es wohl nicht geben, aber etliche Internet -Seiten wie von http://Harald-Hahn.de auf http://legislatives-theater.de und youtube-Filme seiner Rede im Justiz-Palast Wien und Anwendungen in anderen Ländern, die noch zu recherchieren wären  - oder sind unsere Parlamente und Parteien inzwischen so Lobby-zerfressen, dass keine Hoffnung mehr besteht?

Beim Jahrestreffen von Zukunftswerkstatt-Moderierenden in Salzburg am 22.10.22 kam die Rede auf autonome Lernformen, was auf Paulo Freire zurück zu führen ist, der mit der Pädagogik der Unterdrückten den Hintergrund für das Theater der Unterdrückten von Augusto Boal geschrieben hatte: Jedes Kind möchte selber lernen, und die Lern-Autonomie wurde nie konsequent auf unsere Ausbildungs- und Schul-Situationen angewandt.

Als „marxistisch“ diffamiert, wie hierzulande gelegentlich Robert Jungk, der als jüdischer Wandervogel vom Atom-Kritiker zum Zukunftsforscher wurde, und mit der Zukunftswerkstatt nach demokratischen Formen für Bürgerbeteiligung suchte, heute vielleicht ein Einstieg in die Organisation der Bürger- und Jugend-Räte

Wir haben das, was ich eine Analphabeten-Demokratie nenne. Die meisten Menschen begnügen sich damit, ein Kreuzchen auf den Stimmzettel zu machen. Genau das ist das Verhalten von Analphabeten.“ Robert Jungk


Therapie ist besser als Medikamente,

außer, eine medizinische Verordnung ist unumgänglich, dazu sollte auf jeden Fall eine Selbsthilfegruppe zusätzlich oder eine begleitende Form gefunden werden, die wie in der Posttraumatischen Belastungsstörung zur Entlastung und Wiedergewinnung der Lebensfreude und Energie am Leichtesten in der Gestalttherapie gefunden werden kann, vielleicht entsteht jetzt auch einmal eine Theatergruppe dazu?

Es entstand in Brasilien, das augenblicklich wieder um seinen demokratischen Fortschritt kämpfen muss: das legislative theater …

… und Nachrichten vom Theater der Unterdrückten in aller Welt

ein Dokument von 1996 /97,

aktuelles niederländisch auf www.formaat.org und manches auf meinen anderen Seiten http://eineweltnetz.org

sowohl das geschehen in rio als auch die vorbereitungen zu toronto werden selten über die allgemeine presse zu haben sein. neben einer darstellung der italienischen arbeit steht noch die ankündigung eines eigenen projekts der ausbildung.

falls ihr die möglichkeit habt, an journalisten und zeitungsleute direkt zu kommen: diese texte sind ab sofort in den gailing-gruppen abzurufen.

manche suchmaschinen geben auf die namen augusto boal und paulo freire ganz gut was aus, vor allem über die neue heftige adaption in den USA.

Vorbereitungen Herbst 1997 in München

Einführungsabend: Vom Theater der Unterdrückten zum Legislativen Theater

In der Schilderung des Entstehens der Methoden des Theater der Unterdrückten wird schon anschaulich, was diese im südamerikanischen Kontext bedeuten: Weit ursprünglichere Mitwirkung, aber auch klare Foderungen in der politischen Auseinandersetzung: Tiefe und Präsenz, wie sie im lebensweltlichen Ansatz des Pädagogen-Freundes Paulo Freire auch aus dem Publikum ermöglicht wird.

Vorstellung: Die Anwendung der Methoden durch Interessierte in München Auch wenn wir nicht gleich ins Rathaus einziehen werden (oder vielleicht probeweise mit dieser Veranstaltung?), ist es auch hier möglich, die Themen und Probleme der Bevölkerung in Beispielen und Szenen sichtbar zu machen.

Die Lösungsvorschläge für die Situationen, die hoffentlich die jeweilige Sache auf den Punkt bringen, erwarten wir dann vom Publikum. Eine Gruppe von Teilnehmenden wird diese kurzen Stücke mit Augusto Boal erarbeiten, aber auch Nicht-englisch-sprechenden ist durch eine gleichzeitig stattfindende internationale Konferenz mit einigen parallelen Workshops die Mitwirkung in der Vorbereitung ermöglicht.

Workshop mit Augusto Boal (ca. 3 Std. tägl) in englisch, mit ca. 40 Teilnehmen­den von Schülern bis zu Hochschul-Mitarbeitenden, für therapeutische, künstlerische, soziale und pädagogische Berufe mit Interesse an interkultureller Arbeit, die bereits an einer Einführung in die Methoden des Theater der Unterdrückten teilgenommen haben.

Internationale Fach-Konferenz zur befreienden Theaterpädagogik

und Workshops mit Konferenz-Teilnehmenden: (genaueres Programm in Vorbereitung) in deutsch, englisch, französisch oder italienisch, mit Arbeitsbeispielen und Erfahrungsberichten aus der Arbeit der jeweiligen KollegInnen in den Bereichen wie Schule, Hochschule, Psychiatrie, Drogenarbeit, politischer Bildung, Therapie, Entwicklungspolitik, … jeweils ca 3 Stunden zu einem Thema, mit Übungen und Beispielszenen, Diskussion und Umsetzungsversuchen in den Alltag und die politische Praxis.

Die Konferenz wird, zusammen mit Fachleuten aus den Bereichen Empowerment und Community-Organizing, den Einsatz theaterpädagogischer Mittel im Bereich der Selbstorganisation sowie im interkulturellen Bereich austauschen und Möglichkeiten besserer Ansiedlung sowohl in den Ausbildungs- und Fortbildungsbereichen pädagogischer. sozialer , therapeutischer und kommunikativer Berufe, aber auch in den kulturellen Sparten erarbeiten.

Hintergrund:

In den drei Jahrzehnten seiner Entwicklung ist das TO (Teatro Oprimido) den Weg von der Widerstandsbewegung über Schauspielausbildung und psychologische Arbeits­weisen zu pädagogischer und politischer Fortbildung gegangen: In den letzten Jahren haben Augusto Boal und seine MitarbeiterInnen in Rio de Janeiro politische Verantwortung übernommen und die Arbeit im Stadtrat mit neuen demokratischen Arbeitsweisen konfrontiert: Dem LEGISLATIVEN THEATER.

Hierzulande kennen die meisten nur die ersten Methoden: Das STATUEN-THEATER kann den Blick schärfen: Wo haben wir Druck, woher kommt er, wo gebe ich nach? Der Blick für den Körper löst ein Tabu unserer Kultur.

FORUM-THEATER holt die Antwort für eine Problematik aus dem Publikum: Es kann eine Szene, die von einer Gruppe mit schlechtem Ausgang vorgestellt wird, anders zu Ende zu spielen, indem jemand in die Rolle der Unterdrückten einsteigt.

Das UNSICHTBARE THEATER stammt aus der Zeit der Zensur: Was ist bei uns so verboten und tabu, dass wir es mit einer öffentlichen Szene erproben sollten, von der niemand erfährt, dass es Theater war? Der POLIZIST IM KOPF und der REGENBOGEN DER WÜNSCHE sind hilfreiche Techniken, unsere Gedanken zu ordnen und den Blick auf die Wirklichkeit auch mit den Augen der Anderen zu üben.

Das LEGISLATIVE THEATER ist die konsequente Anwendung der Forum-Theater-Methoden in der direkten kommunalen Politik: 19 Gruppen arbeiten im Mandat von Augusto Boal und setzen einerseits ihre eigenen Situationen und Bedürfnisse in Szenen um, bringen aber auch die Fragestellungen aus dem Rathaus zu Umfragen und Bildern, die sie so mit der Bevölkerung auf den Straßen und Plätzen und auf Festival-Abenden diskutieren. Die Eingriffe des Publikums werden protokolliert und in einer „Stoffwechselgruppe“ in Anfragen, Gesetzesvorlagen und Initiativen umgesetzt.

Rundbrief aus der Arbeitsgruppe "Legislatives Theater"

im Mandat Augusto Boals aus dem Rathaus in Rio

Der Theaterpädagoge und Regisseur Augusto Boal war seit 1992 für die Arbeiterpartei PT als „Vereador“ in den Stadtrat (oder besser mit Senat zu übersetzen?) von Rio de Janeiro gewählt worden. Seine Theatergruppe hatte der PT Unterstützung im Wahlkampf angeboten, um nachher Räume und Finanzierung für ihre Arbeit zu erreichen. Die PT wollte einen Kandidaten.

Augusto Boal konnte die Gruppe als MitarbeiterInnen seines Mandats anstellen (ein Stab von 25 Personen ist üblich), die dann mit Forumtheater die Themen des Rathauses auf die Straßen und Plätze brachten - aber vor allem auch die Reaktionen des Publikums, das im Forumtheater den Ausgang des Stücks verändern soll. Eine „Stoffwechsel-Gruppe“ setzte die Ergebnisse in Gesetzesvorlagen, Anfragen und Kampagnen um. Die Stadt Rio hat etwa 7 Millionen EinwohnerInnen, 42 Vereadores sitzen im Rat.

Letzter Rundbrief (#12) Rio de Janeiro, 9. Okt 1996

Liebe Freunde, letzte Woche kam bei den Wahlen in Rio die Welle des rechten Flügels mit Macht. Zum ersten Mal in der Geschichte haben wir keinen Kandidaten des linken Flügels für den Sitz des Bürgermeisters in der zweiten Wahlrunde am 15. November. In der Wahl für die Kammer der „Vereadores“ vor vier Jahren hatte die Arbeiterpartei (PT) neun Abgeordnete, unter ihnen Augusto Boal. Diesmal nur sechs - Boal ist nicht mehr auf der Liste.

Aber Boal war nicht nur „vereador“: Er war der Kopf einer großen Bewegung von Leuten, die Theater der Unterdrückten in Rio praktizieren und ein neues Experiment im Gebrauch des Theaters machen. Das Mandat kann beendet werden, das Projekt nicht. Deswegen hat die Gruppe schon begonnen, die Zukunftsstrukturen für die eigenen Ziele unter vollständig neuen Bedingungen zu entwickeln.

Das Legislative Theater hat schon sichtbare Ergebnisse gebracht. Wir haben in diesen vier Jahren mit mehr als 70 Gruppen gearbeitet und unter ihnen 19 fest eingerichtet: Menschen in den Slums, Mitglieder von Kirchen, Bauern, Studenten, Arbeiter, Frauen, Homosexuelle, Spezialisten für psychische Gesundheit und deren Patienten und viele andere.

Wir haben acht Gesetze zur Verabschiedung gebracht: Ein Plan zum Zeugenschutz 1) (der erste dieser Art in Brazil), Spezialisten für Geriatrie 2) an den städtischen Krankenhäusern, Hilfen für behinderte Menschen in der U-Bahn und in der Stadt, ein Gesetz zum Schutz vor Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung, etc. Mehr als 30 Gesetze sind noch zu diskutieren, unter ihnen eines zum Schutz der psychischen Gesundheit und ein Gesetz gegen geheime Abstimmungen im Parlament.

Das war unser Ziel - zu übersetzen, die Bedürfnisse der Bevölkerung zu Gesetz werden zu lassen,Wünsche zu Recht zu verwandeln. Boal hat zwei Bücher über diese Erfahrungen geschrieben: „Legislatives Theater“ (Techniken) und: „Hier ist keiner ein Jack-Ass“ (Reden).

Wir haben einen Sitz in der Kammer verloren, aber nicht unsere Ideen, unsere Ideale. Wir, Boal's Team, haben uns entschieden, mit dem Legislativen Theater im *CENTER OF THE THEATRE OF THE OPPRESSED* CTO in Rio weiterzumachen, am ersten Januar neu zu starten. Boal hat zugesagt, unser Berater zu sein, er hat sich großzügig bereit erklärt, ohne Bezahlung zu arbeiten und unser Ehrenpräsident zu sein, unsere Arbeit kritisch zu begleiten und uns weiter anzuleiten.

Außerhalb Rio's hat die die Arbeiterpartei Fortschritte gemacht: Wir waren in 56 Städten quer durch Brasilien in der Regierung, und jetzt werden es mehr als hundert sein, einige Landeshauptstädte eingeschlossen. Das CTO wird versuchen, mit einigen von diesen Regierungen zu arbeiten. Statt nur einen Kanal für die Kommunikation mit der Legislativen zu haben, -Boal's Sitz in der Kammer- werden wir versuchen, mit Theater und Kunst und Gesetzgebenden in verschiedenen anderen Städten Brücken zwischen Bevölkerungsgruppen zu bauen.

In den drei Monaten, die wir noch in der Kammer sind, bereiten wir die nächsten Schritte vor, versuchen, die meisten unserer Gruppe in der Zusammenarbeit zu halten, neue Stücke und neue Gesetze vorzubereiten. Ein Teil davon kann lokal finanziert werden. Aber um unser Projekt gründlich durchzuführen, werden wir auswärtige Unterstützung brauchen, die bereit ist, mit einer latein-amerikanischen NGO wie uns zusammenzuarbeiten. Mit einigen nehmen wir bereits Kontakt auf. …

In der Hoffnung, dass wir in Kontakt bleiben, wünschen wir euch das Beste vom Glück in eurer eigenen Arbeit: Barbara Santos, Claudete Felix, Geo Britto, Helen Sarapeck, Mauro de Sousa, Olivar Bedelack, Boal - CTO Rio

PS: Workshops mit Augusto Boal 1997:

Januar: Northern Iowa University, CTO Paris, Februar: Evergreen State College, California und Seattle Public Theatre, April: Noch einmal: Pädagogik der Unterdrückten in Omaha, Nebraska University, Mai-Juni 8. Internationales Festival der Unterdrückten in Toronto, Canada - und im Oktober in München!

**Anmerkungen**

1) Ein großes Problem in Gerichtsverfahren in Brasilien: Viele Zeugen machten keine Aussagen, weil sie die Rache der Täter fürchten müssen und bisher ohne Schutz davor waren.

2) Bisher gab es in Brasilien keine Alten-Medizin, aber mit dem Zerfall der Familienstrukturen und der Nachbarschaften landen immer mehr Alte in den Krankenhäusern.

Heft zum Theater der Unterdrückten in europäischen Anwendungen: Es braucht Mut, glücklich zu sein, Zeitschrift für befreiende Pädagogik der Paulo Freire Gesellschaft e.V (inzwischen in Berlin) http://www.pfg-berlin.org

Legislatives Theater im Netz und in Videos

Legislatives Theater – Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Legislatives_Theater Legislatives Theater dient zur Demokratisierung der Politik durch Theater und wurde aus dem „Theater der Unterdrückten“ von Augusto Boal in seiner Zeit als …

Legislatives Theater - InterACT https://www.interact-online.org/interact/theateransatz/legislatives-theaterLegislatives Theater ist die Erweiterung von Forumtheater zu einem Instrument der Partizipation, der Demokratisierung und der Stadtentwicklung, mit dem eine …

Legislatives Theater Berlin http://www.legislatives-theater.deInformationen zum ersten legislativen Theater in Deutschland. Harald Hahn und Jens Clausen leiten das Legislative Theater …

Clausen, Jens/Hahn, Harald: Legislatives Theater Berlin – Politik im … https://www.buergergesellschaft.de/fileadmin/pdf/gastbeitrag_hahn_clausen_k_100625.pdf

Legislatives Theater Berlin – Politik im Dialog. Harald Hahn und Jens Clausen. Das Legislative Theater ist noch jung, es wurde von dem brasilianischen … http://www.legislatives-theater.de/

Buch in english: Augusto Boal: Legislative Theatre Rootledge London mit einem Schluss-Artikel Symbolism in Munich

Was ist Demokratie? hieß ein Projekt in München zur Raetezeit 2018

Legislatives Lernen

Zukünftige Gesetze und Räte gemeinsam erspielen

Die alten Arbeiterräte, die Soldatenräte aus den Kasernen, die Bauernräte waren oft die gleichen, die im Dorf schon das Sagen hatten …

Das Forumtheater als zentrale Methode im Theater der Unterdrückten von Augusto Boal bezieht sich auf die Pädagogik der Unterdrückten von Paulo Freire, weitergeführt zur Pädagogik der Befreiung und zur Pädagogik der Hoffnung und der LernAutonomie und zur kritischen Theorie.

Aus dem Forumtheater wurde im gemeinschaftlichen Forschen und Lernen der Schauspielenden auch das Bilder- und das Statuentheater entwickelt, das Zeitungstheater stellte die Meldungen der Medien auf die Bühne, Unsichtbare Theater entstand unter den Situationen der Diktatur und Unterdrückung, Legislatives Theater in den Situationen der Befreiung und der parlamentarischen Macht-Kontrolle.

Mit einer Ästhetik der Unterdrückten schloss Augusto Boal kurz vor dem 2. Mai 2009 sein Lebenswerk ab, auf den Tag 12 Jahre nach Paulo Freire, dessen Gedächtnis wir 1997 in Toronto beim internationalen Festival des Theater der Unterdrückten begangen hatten: „The Ripple Effect Toronto: „Wie er Blume war, lasst uns Früchte seiner Arbeit sein“

http://www.legislatives-theater.de/

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