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Leo Volleth ist nach längerer Krankheit mit 77 Jahren gestorben. Er war 22 Jahre evangelischer Pfarrer in Ismaning und hat seit den frühen 1980er Jahren für die Akzeptanz von Homosexualität in der hiesigen Landeskirche Pionierarbeit geleistet. In der Gruppe der HuK Homosexuelle und Kirche München war er lange eine wichtige Zentralfigur, zuletzt hatte er noch einige Jahre Queeramnesty und die Refugees in München begleitet und im sub gerne Thekendienst gemacht.

Am Freitag, 21.4.23 hat es um 16 Uhr einen Trauergottesdienst in St. Lukas mit dem Regenbogenchor gegeben, es war ein Kondolenzbuch ausgelegen, in das jeder seine Erinnerung an Leo niederschreiben kann. Das forum_queeres_archiv_muenchen wird dann das Buch erhalten. Es hat aus seiner damaligen Mitarbeit im Forum auch eine gesprochene Biografie als Video.

„... Leo war die Kristallisationsfigur der Münchner HuK-Gruppe (Homosexuelle und Kirche) und dort bundesweit aktiv http://huk.org. Er arbeitete bei vielen Kirchentagen mit. Er fehlte bei keinem ökumenischen CSD-Gottesdienst, der in St. Lukas gefeiert wurde. Im Ruhestand engagierte er sich besonders bei Amnesty International und bei der Münchner Aidshilfe. Die queere Community hat Leo Volleth viel zu verdanken.

Die Münchner Aidshilfe und die Kirchengemeinde St. Lukas luden deshalb zu einer Gedenkfeier für Leo in die Lukaskirche ein am Freitag, den 21. April, um 16 Uhr.“

Mit der bundesweiten ökumenischen Gruppe der HuK Homosexuelle und Kirche

waren wir auf vielen Kirchentagen und Katholikentagen im ganzen Land, und es gab mit der vielfältigen Gruppierung der „Initiative Kirche von unten“ http://IKvu.de neben dem offiziellen Programm ab 1980 in Berlin jeweils einen „Markt der Möglichkeiten“, „da kritische Positionen in den offiziellen Veranstaltungen kein Forum finden.“ bei dem Leo sein Coming Out hatte und ich ihn, noch als Besucher, kennen lernen konnte. http://de.wikipedia.org/wiki/Initiative_Kirche_von_unten und http://huk.org

„Die etwa 30 Gruppen wandten sich vor allem gegen die Ausgrenzung von Personen, Gruppen und Themen, forderten dagegen eine offene Diskussion und die generelle Öffnung der Kirche im Geist des Konzils.

Vor allem von den Katholikentagen von unten gehen wichtige Impulse aus.

1982 folgten Zehntausende dem Aufruf der IKvu zu einer Friedensdemonstration anläßlich des Düsseldorfer Katholikentags in die Rheinauen unter dem Motto „Kehrt um - Entrüstet Euch!“. 1994 gehörte die IKvu zu den Gründern der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft „Asyl in der Kirche“.

1995 organisierte das Netzwerk ein bundesweites KirchenVolksBegehren zur Reform der katholischen Kirche, das von 1,8 Mio Menschen durch ihre Unterschrift unterstützt wurde. 2003 wurden zwei Gottesdienste mit ökumenischer Gastfreundschaft in der hoffnungsvoll überfüllten Gethsemane-Kirche während des Berliner Ökumenischen Kirchentages zum Bekenntnis gegen die Trennung der christlichen Konfessionen.“ http://IKvu.de

Leo Volleth war lange im bundesweiten Vorstand der HuK

heute http://huk.org, die ein Grußwort geschickt hatte, das von Pfarrer Helmut Gottschling verlesen wurde.

Ich hatte mich an unseren großen Auftritt 1984 in der Nacht der Solidarität in der Olympiahalle erinnert, „Hans kommt raus“ als fünf Forumtheater-Szenen und im Vorspann hatte jede 20. Person einen roten Dreiecks-Stempel auf den Handrücken bekommen: Sie sollten dann aufstehen und winken: So viele Lesben und Schwule leben unsichtbar unter uns …

Auch einen großen roten Button hatten wir damals produziert: Mit dem Satz „… allein oder mit anderen“ und stilisierten Personen, der Satz aus dem katholischen Beichtspiegel, einer Vorlage für die Gewissenserforschung, zum 6. Gebot: „Ich habe unkeusches gedacht / gesehen /geredet / getan - allein oder mit anderen? Eine damals allen bekannte Frage …

Die 5 Szenen: In der Familie die Frage der Mutter, ob er nicht endlich eine Freundin finde, im Freundeskreis, im Kollegenkreis und in der Kirche

Eine Institution der Münchner Community

Nachruf der Münchner Aidshilfe: https://www.muenchner-aidshilfe.de/index.php/aktuelle-themen-newsreader / von mir ergänzt

Bereits in den 1980er-Jahren trat Leo Volleth * 11.03.1946, als Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Ismaning-Unterföhring offen schwul auf, was ihm nicht nur Sympathien einbrachte. Doch gegen mögliche Widerstände zog er mit seiner praktischen, freundlichen und zupackenden Art immer wieder erfolgreich ins Feld.

Leo Volleth war Mitglied der Ökumenischen Arbeitsgruppe „Homosexuelle und Kirche“ (HuK) sowie Mitinitiator der CSD-Gottesdienste, wo er sich unter anderem mit dem Thema „Homosexualität in de Bibel“ kritisch auseinandersetzte.

In Sachen HIV und Aids war er in der Lazaruslegion, einem HIV-HiIfsprojekt der altkatholischen Kirche, aktiv und auch immer zur Stelle, wenn beispielsweise im Pflege & Service Centrum der Münchner Aids-Hilfe (MüAH) ein Pfarrer gesucht wurde, um diskriminierungsfrei Erkrankte zu begleiten oder Beerdigungen sensibel zu gestalten.

Nach seiner Pensionierung war Leo ehrenamtlich tätig, unter anderem unterstütze er die queere Senior_innen-Arbeit bei rosaAlter, die Betreuungsgruppe der MüAH, Queeramnesty München und die Geflüchtetengruppe „Queer Refugees“ im Sub-Zentrum. Im forum_queeres_archiv_muenchen gibt es seine ausführliche Lebensgeschichte und die Begleitung etlicher Biografischer Interviews von ihm.

Seine letzten Jahre verbrachte er im Pflegeheim in Frauenaurach, wo er am 21. März 2023 verstarb. Leo Volleth wurde 77 Jahre alt. Die Beisetzung findet am 31.3. in Frauenaurach statt. …

Bitte gebt die Nachricht noch weiter,

in der gestrigen Sendung Queeruferlos auf Radio Lora92,4 (7.-9.Juli 30 Jahre Fest im Einewelthaus) hatte ich an unseren großen Auftritt 1984 in der Nacht der Solidarität in der Olympiahalle beim Katholikentag erinnert, „Hans kommt raus“ als 5 Forumtheater-Szenen und im Vorspann hatte jede 20. Person einen roten dreiecksstempel auf den Handrücken bekommen: Sie sollten aufstehen und winken: So viele Lesben und Schwule leben unsichtbar unter uns …

Forumtheater mit evangelischen Pfarrern

Bei einem Supervisions-Wochenende mit Methoden des Forumtheater mit evangelischen Pfarrern stellte sich heraus, wie groß die Einsamkeit in einem Pfarrhaus sein kann, wenn die idealisierte Familie nicht vorhanden ist: Ob nach Trennung oder Scheidung, nach Auszug der Kinder oder Todesfall: Der Pfarrer ist letztlich allein, es wird erwartet, dass er alles bewältigt - oder er bildet es sich zumindest ein. Der Männerkreis gestaltete eindrucksvolle Szenen, die so nie an die Öffentlichkeit kamen, aber in der Gruppe einen sehr intensiven Austausch starteten.

Danke

Mit Bildern auf https://queer-kunst.blogspot.com/2023/04/leo-volleth-gedenken-ein-pionier-des.html

leo_volleth.txt · Zuletzt geändert: 2023/04/28 12:46 von lenni