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michail_bakunin

Hierzulande fast unbemerkt, verstarb am 24. Januar 2011 in seiner jamaikanischen Wahlheimat der anarchistische berliner Schriftsteller und Verleger Peter Paul Zahl (PPZ). Geboren wurde Zahl am 14. März 1944 in Freiburg im Breisgau.

 sind sie
 fragte der zöllner
 in staten island
 nadelöhr zum paradies
 für emigranten
 
 sind sie mitglied
 der kommunistischen partei
 oder einer ihrer unterorganisationen?
 
 aber nein!
 sagte bakunin
 und lachte laut 

Freiheit und Glück! – die Homepage für Peter Paul Zahl gibt's nicht mehr http://www.ppzonline.de

löcher im schleppnetz – ein Gedicht aus: Peter-Paul Zahl: Aber nein, sagte Bakunin und lachte laut, Gedichte, S. 32, Rotbuch-Verlag, Berlin 1983 (ISBN 3 88022 2754) Dank an https://mecklenburgstrelitz.wordpress.com/2011/03/14/peter-paul

Wer den Witz dahinter nicht versteht: Karl Marx, „Gründervater“ der kommunistischen Parteien, sorgte für den Ausschluss der anarchistischen Jura-Gruppe um Michail Bakunin aus der „Internationale“ … weil er Zentralismus in der Partei wollte, statt eigenständiger regionaler Entwicklungen.

Michail Alexandrowitsch Bakunin

Michail Bakunin, geboren 30. Mai 1814 auf einem Gut zwischen Moskau, Twer und Petersburg, der Vater hatte noch 500 Leibeigene, im Privat-Unterricht mit den Geschwistern lernte er etliche Sprachen, begann Feuerbach, Fichte, Schelling und Hegel zu lesen und mit seinen Geschwistern zu diskutieren, und treu dem väterlichen Wunschging er noch in die Kadettenschule nach Petersburg, diente dem Zaren, bis er wegen militärischer Geistlosigkeit die Militär-Ausbildung verließ, studierte in Moskau und schrieb erste Artikel in Zeitschriften zur Freiheit in Hegels Denken …

 "Die Freiheit des Menschen besteht nur darin, dass er den Naturgesetzen gehorcht, 
  weil er sie selbst als solche anerkannt hat und nicht, 
  weil sie ihm von irgendeinem fremden Willen, 
  menschlich oder göttlich, kollektiv oder individuell, 
  äußerlich auferlegt wurden."

https://twitter.com/Bakunin_1876 und http://www.bakunin.de/ und wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Michail_Alexandrowitsch_Bakunin

Dann wollte er nach Berlin, um dort Professor für Moskau zu werden, doch schnell ging es weiter zu den Aufständen nach Paris und nach Belgien ...

    Die Lust der Zerstörung ist gleichzeitig eine schaffende Lust.

Der russische Adels-Spross von 1814 verliebt sich in deutsche Philosophie (über Fichte, Schelling zu Hegel) und in die französische Rebellion, die er 1848 mitgestaltet,

    "Leute wie du wachsen in den Stürmen 
    und reifen besser bei Gewitter als bei schönem Wetter"

sagte sein Freund Reichel zu Michail Bakunin, in Madeleine Grawitz: Bakunin, Ein Leben für die Freiheit, S.79

    "Gott selbst kann nur durch eine freie und große Tat verstanden werden. 
    Gott ist Freiheit und Freiheit wird allein durch Freiheit erkannt. 
    Freiheit ist die höchste sich selbst produzierende sich selbst schaffende Tat." 
    
    "Leben heißt nicht nur denken, sondern sein, 
    das heißt ein handelnder, tätiger Mensch zu sein. 
    Nur Tätigkeit ist das wirkliche Leben, 
    aber eine wirkliche Tat ist nur gegen die tatsächlichen Fesseln möglich." 

Madeleine Grawitz: Bakunin, Ein Leben für die Freiheit S.93

http://www.payer.de/religionskritik/bakunin01.htm

und lernt im Streit mit Karl Marx beim Vater der Anarchie: Proudhon

https://kritisch-lesen.de/rezension/marx-und-bakunin-zum-urkonflikt-von-marxismus-und-anarchismus

Die kommunistische Idee als zentralistische Partei aus westlicher Denkstruktur missfällt dem russischen Romantiker, der auf die Gestaltung der einzelnen Menschen setzt:

Arnold Ruge 1845 zu Michail Bakunin:

    "... die Deutschen sind keine Bürger, sondern Untertanen, 
    sie sind keine freien Menschen, sondern, politisch gesprochen, Nullen ... 
    Uns fehlt das, was die Franzosen besitzen: 
    Der Sinn für die Politik und der politische Mut." 

Madeleine Grawitz: Bakunin, Ein Leben für die Freiheit, S 108

Michail Bakunin an Arnold Ruge 1844:

    "wann wären die Deutschen nicht um Jahrhunderte zurück gewesen? ... 
    Sie werfen ihm vor, es sei nicht frei, es sei nur ein Privatvolk. 
    Sie sagen was es ist, wie wollen sie damit beweisen was es sein wird? 

Das war im ersten Viertel … des Buches und des Lebens: Madeleine Grawitz: Bakunin - Ein Leben für die Freiheit S.109

Nach dem Aufstand in Dresden (u.a. mit Richard Wagner) wird er verhaftet und nach Österreich ausgeliefert, und landet nach einer Abschiebung nach Russland und einem Todesurteil dort, begnadigt für einige Jahre in der Festung St. Petersburg http://www.petersburg-info.de/die-peter-und-paul-festung

  Richard Wagner: "kein einzelner kann glücklich sein, 
  ehe wir es nicht alle sind, 
  wie kein einzelner frei sein kann, ehe nicht alle frei sind." 

zitiert Ricarda Huch den Dresdener Richard Wagner in „Michael Bakunin und die Anarchie

Eine literarische „Beichte an den Zaren“, in den er noch Hoffnung auf die Abschaffung der Leibeigenschaft in Russland setzt, die aber der russische Adel mit seinen Besitzrechten verhindert, bringt ihn vom Kerker nach Sibirien in die Verbannung, wo er seine polnische Antonia heiraten kann und bald weiter flieht:

Über Japan in die USA und „zurück“ nach London, wo seine Verleger- und Zeitschriften-Kollegen sitzen. Er schreibt in seinem Leben viele Artikel und Briefe, hofft immer noch auf sein Erbteil und lebt immer in Darlehen von Freunden. Er gründet immer und überall anarchistische „Geheimbünde“, die nur manchmal mit den Assoziationen der Internationale der Arbeiter zusammen passen, aber jeweils selbstbestimmt vor Ort weiter wirken.

Die Bewegungen der nationalen Identitäten der deutschen Länder, der slawischen Länder in Panslawismus, aber in regionalen Konkurrenzen … auch die polnische Befreiung von der russischen Besetzung sind Auseinandersetzungen in den Gruppen, die den Glauben an die jeweiligen Fähigkeiten schüren.

In Italien erhofft er endlich die Grundlage zu schaffen, seine Antonia nach kommen zu lassen, sie leben zu dritt und er ist der offizielle Vater der Kinder, die Antonia mit seinem Freund bekommt.

Die großen Namen, die diese Bewegung hervorgebracht und die das despotische Regime des russischen Zarismus herausgefordert hat, sind Alexander Herzen, Michail Bakunin u. Pjotr Alexejewitsch Kropotkin. https://form7.wordpress.com/2020/05/23/offizierskarriere-wissenschaft-und-politik/

Hinüber-ragen ins Heutige:

Nach den Jahrzehnten seiner Reisen, den Jahren im Knast und den Tausenden von Briefen … landet er für die längste kommende Zeit in der Schweiz, deren Aufenthaltsrecht er erst spät erlangt.

Ausflüge zu den Aufständen in Lyon und in Italien, für Spanien hat es nicht mehr gereicht …

Zur Pariser Kommune am 23. März 1871 aus der Ferne:

   "in Paris hat sich genau das gefunden, was uns in Lyon und in Marseille gefehlt hat, 
   eine Organisation und Menschen die entschlossen sind, bis zum Äußersten zu gehen." 

Michail Bakunin: ein Leben für die Freiheit M.Grawitz S.404

Die Internationale wurde 1872-74 von Marx und Engels so autoritär gegen Michail Bakunin ausgerichtet, der eine breite Selbstorganisation der Arbeitenden als Grundlage der Revolution wollte, keine zentralistische Partei, so dass die Schweiz, Italien und Spanien ihren eigenen Weg gingen.

https://blog.nationalmuseum.ch/2019/10/anarchisten-im-jura/

Wirkung in Italien

„Eine wichtige Tendenz innerhalb der italienischen Linken war der große Einfluss des Anarchismus, namentlich von Michail Bakunin, der zwischen 1864 und 1876 in Italien persönlich agitierte. Der wissenschaftliche Sozialismus nach Karl Marx wurde in Italien spät rezipiert.

Das »Kommunistische Manifest« erschien erst 1890 auf Italienisch, sieben Jahre nach Marxens Tod und 42 Jahre nach der Erstveröffentlichung. Wenige Jahre nach der Jahrhundertwende wurde der Syndikalismus von Georges Sorel in Italien populär: Seine Polemik gegen parlamentarische Kompromisse und seine Erhöhung und Mystifizierung der Gewalt konnte an die anarchistische Tradition Bakunins anknüpfen.“

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1157108.kommunismus-und-faschismus-wer-hat-uns-verraten.html

Rückzug und Tod (1873–1876)

„Erinnert euch an den, der alles opferte für die Freiheit seines Landes“, Grabstein Bakunins im Bremgartenfriedhof Bern auf wikimedia

Bakunin schrieb 1873 sein Werk Staatlichkeit und Anarchie, das in hohen Stückzahlen nach Russland geschmuggelt wurde und die Bewegung der Narodniki stark beeinflusste. Darin forderte er die jungen Revolutionäre in Russland dazu auf, am Leben der Bauern teilzunehmen, ihre Probleme mitzuerleben und so die Revolution ins Volk zu tragen.

Ebenfalls in der Schweiz traf Bakunin den erst 18-jährigen Sozialrevolutionär Errico Malatesta, der in Italien steckbrieflich gesucht wurde und sich von Bakunin beeinflusst in den folgenden Jahrzehnten zu einem der Wortführer des italienischen Anarchismus entwickelte.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Michail_Alexandrowitsch_Bakunin #Rückzug_und_Tod

Biografie von Ricarda Huch 1923

Das lebendige Kulturdenkmal Bakuninhütte

In idyllischer Natur zwischen Thüringer Wald und Rhön lässt es sich nicht nur ausgiebig wandern. Der Ort ist auch ein praktisches Beispiel gelebter Solidarität und gegenseitiger Hilfe. https://bakuninhuette.de/

Auch in Sachsen-Meiningen gab es wie in Bayern das Phänomen der Bauernräte in der Novemberrevolution. Zugleich soll die Veranstaltung einen Überblick geben, wie lokale Geschichte aufgearbeitet werden kann. Ein Erfahrungsaustausch mit dem Referent bietet sich dabei an.

Relevant für die Entwicklung des Nationalsozialismus sind die Folgejahre nach der Gründung des Freistaats Bayern. Hier gibt es ebenfalls Parallelen mit dem Land Thüringen, in dem sich später frühzeitig rechtsextreme Kräfte etablieren konnten.

https://bakuninhuette.de/termin/muenchner-raeterepublik-und-gruendung-des-freistaats-bayern-vor-100-jahren/

Extinction Rebellion und Gewaltfreie Aktion, Anarchie

Als vor 200 Jahren die ersten Vorkämpfenden die Bürgerrechte über Adel, Monarchie und Besitztum stellten, die Rolle von Kirchen, Militarismus und Erziehung klar machten, war noch nicht von der Endlichkeit des Lebens durch Gier und Rohstoff-Zerstörung zu ahnen.

Aber Leibeigene, Sklaven und Kolonisierte fanden Wege der Befreiung, auch wenn die Reaktion und Parteien sie immer wieder täuschten. Anarchie, Gewaltfreie Aktion, Kritische Theorie Fridays for Future und Extinction Rebellion https://xrebellmuc.blogspot.com

Ein Vorläufer im Französischen: Gegenseitigkeit bei P.J.Proudhon

Sehr zum Ärger von Karl Marx hatten sich die Delegierten der internationalen Arbeiterkongresse nach 1860 in Paris, London und Genf auf die Themen der Gegenseitigen Hilfe, ein anderes Stichwort damals für Anarchie und Selbstbestimmung, Selbstorganisation konzentriert, statt die „deutsche Kampfpartei“ aufzubauen.

Noch während dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei begannen um 1860 Arbeitersport und vielerlei Selbstorganisationen in den einzelnen Berufen, Chöre und Fahrrad-Spar-Vereine, Genossenschaften aller Art …

Pierre-Joseph Proudhon

In der Februarrevolution von 1848 traf er Michail Bakunin und entwickelte als Abgeordneter der französischen Nationalversammlung ein Arbeitsprogramm. Er erstrebte eine Entwicklung zum Sozialismus ohne Gewalt, getragen von der freien Entscheidung der Arbeiter.

Proudhon lehnte jede staatliche Gewalt ab und prägte die Überzeugung der Anarchisten, wonach die unbegrenzte Freiheit der Menschen die Grundvoraussetzung für eine sozialistische Ordnung sei:

  „Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, hat irgendjemand gesagt, ist Diebstahl. 
  Nun wohl! Die Regierung des Menschen durch den Menschen ist Sklaverei!“

https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre-Joseph_Proudhon

in die Kritische Psychologie

„Die Sinnlichkeit (siehe Feuerbach) muss die Basis aller Wissenschaft sein. Nur, wenn sie von ihr, in der doppelten Gestalt sowohl des sinnlichen Bewusstseins als des sinnlichen Bedürfnisses, ausgeht – also nur wenn die Wissenschaft von der Natur ausgeht –, ist sie wirkliche Wissenschaft.“

https://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/sendung810108.html Podcast von 2014 nicht mehr zu finden:

Bakunin (1814 - 1876) war bereits zu Lebzeiten ein Mythos. Der russische Adlige wurde wegen der Teilnahme an Aufständen in Paris, Dresden und Prag mehrfach zum Tode verurteilt, begnadigt, in Russland inhaftiert und nach Sibirien verbannt. Von dort floh er über Japan und die USA nach Europa, wo er sich der Arbeiterbefreiung zuwandte.

Bald geriet er mit Karl Marx in Konflikt, dessen autoritären Führungsstil er kritisierte. Bakunin plädierte für die Anarchie, für eine dezentrale von unten nach oben organisierte und gewaltlose Gesellschaft der Freien und Gleichen ohne Staat und Ausbeutung.

Er kämpfte gegen die „Diktatur des Proletariats“, gegen eine Eroberung des Staates auf parlamentarischen oder revolutionären Weg: Bakunin prognostizierte, „… dass eine Diktatur kein anderes Ziel haben kann, als nur das eine, sich zu verewigen … Freiheit kann nur durch Freiheit geschaffen werden …“ -

Den Traum von einer gerechten, antiautoritären Gesellschaft hatte Bakunin allerdings nicht als Erster. Er begegnet schon in den alten Religionen Persiens und Palästinas und bei den Ketzern des Mittelalters. Doch erst mit der Französischen Revolution gewannen diese Utopien politische Stoßkraft.

Es waren keine Arbeiter, sondern emanzipierte Bürger wie der Journalist Babeuf oder der Textilindustrielle Owen, die mit Genossenschaften zu experimentieren begannen. Die Bewegung hatte ihre Paradiesvögel:

Charles Fourier verband die soziale Revolution mit einer befreiten Sexualität. Der Schneidergeselle Wilhelm Weitling forderte die Abschaffung des Geldes und eine zentralistische Planwirtschaft. Die sozialistischen „Klassiker“ Marx und Engels vermissten bei diesen bisweilen recht romantischen Vordenkern die wissenschaftliche Fundierung, übernahmen aber viel Ideengut vor allem von Henri de Saint-Simon und dem „Kommunistenrabbi“ Moses Hess.

Neben dem Trend zum Staatssozialismus blieb in der Arbeiterbewegung immer die Idee der genossenschaftlichen Selbstverwaltung lebendig: Die freie Assoziation kleiner Produzenten könne die Anhäufung von Profit in den Händen weniger Reicher und die Ausbeutung der Arbeiter am besten verhindern.

http://www.bakunin.de/

Bei der Bakunin-Hütte in Meiningen

waren auch Erich Mühsam und viele spätere Anarchisten zu Gast, der Meininger Wanderverein Bakuninhütte erhielt 2019 den Erich-Mühsam-Förderpreis https://bakuninhuette.de/termin/erich-muehsam-und-die-anarchistischen-gruppen-in-berlin-eine-spurensuche-rund-um-den-hackeschen-markt-preisverleihung-der-erich-muehsam-gesellschaft/

Erich Mühsam war in den frühen 1930er Jahren zu einem Anarchisten-Treffen in Meiningen auf der Hütte und schrieb etliche Postkarten, auch an Zenzl in Berlin, wo er nach der Ausbürgerung aus Baiern in der Hufeisen-Siedlung lebte.

Erich Mühsam und Meiningen:

Ich hatte die Ehre, dort als Referent eingeladen zu sein, und im Verein im Rats-Saal von den 2018 aktuellen Arbeiten um die Räterepublik in München zu berichten. Sie hatten einen Bericht und einen Film davon gemacht, der auch auf der Seite zu finden ist:

http://bakuninhuette.de/termin/muenchner-raeterepublik-und-gruendung-des-freistaats-bayern-vor-100-jahren/

Anarchismus von Voltairine De Cleyre, 1901 Chicago

reaktionär oder revolutionär?

https://www.tagblatt.ch/meinung/reaktionaer-oder-revolutionaer-ld.1245388

… „Nur in der Schweiz konnte die Revolution von 1848 reüssieren und die Verfassung nach den Prinzipien der Aufklärung und Französischen Revolution verankert werden. Mit der Totalrevision von 1874 wurde die Partizipation radikal zur direkten Demokratie weiterentwickelt, mit Initiativen und Referenden.

Die Schweiz wurde, zum Ärger der aristokratischen Nachbarn, zum Zufluchtsort der Revolutionäre, Libertären und Anarchisten – wie Michail Bakunin. Die Gründung der «Antiautoritären Internationalen» fand 1872 in St-Imier statt.

Es wurde ein Solidaritätspakt besiegelt, nach den Prinzipien Autonomie und Föderalismus. Im gleichen Jahr wurde Bakunin Ehrenbürger der Gemeinde Mosogno im Onsernone, wo der Geist der Selbstbestimmung und die Skepsis gegen Obrigkeiten noch heute lebendig sind.

Michail Bakunin hielt die Bottom-up-Eidgenossenschaft für das einzige Land mit ausreichend demokratischen und föderalistischen Strukturen. Er starb in Bern, sein Grab liegt auf dem Bremgartenfriedhof.

Wegen seiner Kritik am autoritären Zentralismus wurden er und andere Anarchisten von Karl Marx aus der Ersten Internationale ausgeschlossen.“ https://www.tagblatt.ch/meinung/reaktionaer-oder-revolutionaer-ld.1245388

„Der schwere Schritt in die Wirklichkeit“ Schelling und Bakunin

von Sigrun Bielfeldt: https://openlibrary.org/books/OL28892823M/%E2%80%9EDer_schwere_Schritt_in_die_Wirklichkeit%E2%80%9C

In den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts stand eine Gruppe russischer Europäer mitten im intellektuellen und politischen Geschehen um die europäische Moderne. Michail Bakunin gehörte zu denjenigen, die die Gleichung Heinrich Heines „Große französische Revolution = Philosophie des deutschen Idealismus“ bejahten und im eigenen Leben vollziehen wollten. Die „faule Beschaulichkeit“ des preußischen Hegel war erkannt, gerade von seinen Anhängern wie z. B. Arnold Ruge.

Die Studie von Sigrun Bielfeldt verfolgt den intellektuellen Weg Michail Bakunins von 1835 bis 1842. In Moskau war er zunächst Verfechter des politisch genehmen Rechtshegelianismus. Schließlich wurde er 1842 in Berlin vorübergehend zum Anhänger Schellings, bevor er sich endgültig von der Philosophie abwandte. Seine existenziellen Revolutionen zeigen sich von der latent revolutionären Philosophie Schellings beeinflußt. Der Berliner Schelling und sein Hörer Michail Bakunin suchten beide den Weg ins Offene.

Organisch denken lernen

würde bedeuten, sich in Zellteilung zu vermehren und zu wachsen, statt die eigenen fremdartigen Anteile zu bekämpfen. Partei ist ein überholtes System, Bewegungen können ausgreifen und soldarisch auf einander hinweisen: Die alten Kämpfer müssten allerdings von den privilegierten Buchmärkten und Mikrofonen verdrängt werden:

Durch die neuen Bewegungen und ihre Themen zwischen den Kämpfen gegen die Braunkohle und Hartz4, IAA und für eine Grundsicherung, Bürgerbahnen und kostenfreien Öffentlichen Nahverkehr, Gemeinwohlökonomie und internationale Projekte wie Lieferketten-Gesetze und kolonialen Ausgleich unserer bisherigen Export- und Raff-Gier.

Die grössten Organismen sind Ameisenkulturen und Pilze: Gemeinschaften und Rhizome wirken eigenständig und selbst-organisiert.

Die parteien sind nur ein übergang

von der göttlichen regentschaft zur selbstorganisation

  zwischenstufen
  priesterschaft bis papsttum
  adel und könig von gottes gnaden
  geduldete parteien und parlamente 
  der misslungene übergang zu den räten
  idee der selbstorganisation von bauern bis arbeitern
  selbsthilfe-organisationen
  gesundheits-selbsthilfe
  selbstorganisierte initiativen
  soziale und politische selbsthilfe
  berufliche kammern
  genossenschaften
  

augustin souchy und kropotkin und die anarchie oder nach Russland?

Bakunin und die Revolution

In Lyon wurden am 4. September 1870 zum ersten Mal in Frankreich die Abschaffung des Königreichs und die Republik proklamiert. In Lyon kam es in der Folge zu zwei revolutionären Commune-Versuchen.

Beide Städte waren organisatorische Schwerpunkte der bakunistischen Sektion der I. Arbeiter-Internationale (1864-72). In Marseille kam es ebenfalls zu zwei Commune-Versuchen, der erste 1870 dauerte drei Tage, der zweite 1871 dreizehn Tage.

Es gab Besetzungen und auch Gegensätze zwischen besetztem Rathaus und besetzter, vormals zentralstaatlicher Verwaltung (Präfektur). Neben Barrikadenkämpfen mit der Armee, die durchgängig verloren gingen, kam es auch zu ersten Streiks, in Lyon der Seidenweber*innen und Textilarbeiter*innen, in Marseille der Bergbau- und Hafenarbeiter. Im Vortrag wird auch über die Frauenbeteiligung berichtet.

Michail Bakunin wurde in Lyon verhaftet, befreit und flüchtete nach Marseille, wo er 1870 sein Hauptwerk „Das knutogermanische Kaiserreich und die soziale Revolution„ schrieb. http://www.agspak.de/index.php?limit=10&start=40

Anlässlich des 140. Geburtstages der Commune wurden z.B. die Kommunard*innen als wichtige Vorkämpfer*innen der Demokratie gewürdigt und man zeigte im Rathaus des V. Arrondissements, welches diese einst in Brand gesetzt hatten, eine Austtellung zu ihren Ehren.

Vor diesem Hintergrund wird das Organisationsmodell der Commune vorgestellt und die anarchistische Rezeption – ausgehend von Bakunin hin zu neueren Adoptionen wie z.B. durch den libertären Kommunalismus von Murray Bookchin und Janet Biehl diskutiert.

michail_bakunin.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/21 15:19 von fritz