Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


michail_bakunin_und_die_anarchie

Biografie von Ricarda Huch 1923

als Buch: Michail Bakunin und die Anarchie beim http://liwi-verlag.de im Netz: https://www.projekt-gutenberg.org/huchric/bakunin

„Die Flammen, in denen Moskau sich verzehrte, geboten dem Erobererschritt Napoleons halt; aber unangetastet von der Glut stand die Muse unter den knisternden Mauern und sah ihrem Liebling nach, der mit düsterer Stirn sich rückwärts wandte, dem Untergang entgegen. Umgeschlagen das singende Element wie einen flatternden Mantel, schrieb sie mit Geisterfingern in den Schutt, über den sie hinschritt, dann verschwand sie in der herbstlichen Steppe. Sie wanderte an der Wolga und am brausenden Don entlang, sie glitt mit der klingenden Troika über unabsehbare Heiden ohne Dorf, ohne weidendes Vieh, und ihre goldene Sohle berührte die fruchtbare Erde des Südens.“

https://www.projekt-gutenberg.org/huchric/bakunin

„Die Idee des Kaisers als des Statthalters Gottes, in welchem das Ganze des Volkes beschlossen ist, so daß er die Unterdrückung einiger oder vieler durch den Übermut einzelner nicht leidet, ist dem Menschen, und besonders dem russischen Menschen, so eingeboren, daß die russischen Bauern inmitten des Elends ihrer Hörigkeit nie aufhörten zu glauben, der Zar halte es mit ihnen gegen den Adel, der sich seine Übermacht im Widerspruch gegen ihn angeeignet habe.“

Knastzeiten von Österreich nach St. Petersburg

Während Michail Bakunin zwei mal zum Tode verurteilt, dazwischen zu Lebenslänglich begnadigt, in seine Heimat abgeschoben wird ….

Richard Wagner und sein Tannhäuser

und in der Schweiz zu Schopenhauer …

Alexander Herzen und die Zeitschrift Kolokol

Die Glocke hieß die Zeitschrift „welche die Aufgabe hatte, zur Revolution in Russland Sturm zu läuten“. S.81 https://de.wikipedia.org/wiki/Kolokol

Michail Bakunin Russland

Bakunin und der Staatsbegriff

Bakunins Theorie ist nicht aus dem Nichts entstanden, sie ist vielmehr ein Mosaik aus vielerlei Theorien und Weltanschauungen: religiösen wie atheistischen, idealistischen wie materialistischen, konservativen wie revolutionären.

Bakunin, 1814 auf dem Landgut Prjamuchino im Kreis Torshok des Gourvernements Twer in Nordwestrussland als Sohn Landadeliger geboren, starb 1876 in einem Berner Krankenhaus. Während seines Lebens reiste er quer über den Erdball, studierte in Moskau und Berlin und sog auf jeder der Stationen seiner lebenslangen Reise wißbegierig Denkansätze und Theorien auf, immer bereit, alte Gedanken sofort wieder zu verwerfen und mit dem neuen Denkansatz zu agitieren.

Er war Kind seiner Zeit und so beienflußten ihn Fichte und Hegel ebenso wie Feuerbach, Proudhon und Marx. Bakunin kann als der Begründer einer anarchistischen Bewegung angesehen werden, mit der auch der Konflikt zwischen den beiden sozialrevolutionären Strömungen begann: der Konflikt zwischen Marxisten, Sozialdemokraten und Kommunisten – den Autoritären – auf der einen Seite und den Anarchisten – den Anti-Autoritären – auf der anderen Seite, der zur großen Spaltung der Internationalen führte.

Bakunins (Miß-)verhältnis zu Marx hat mit Sicherheit nicht nur großen Einfluß auf Bakunins Antikommunismus sondern auch auf seine Theorieformulierung, insbesondere hinsichtlich seiner Wissenschaftsauffassung gehabt und der anarchistischen Theorie klare Impulse gegeben. Bakunins Staatsbegriff ist maßgebend für den Anarchismus geworden. https://www.grin.com/document/12171 Tim Diedrich darin später:

Bakunin selbst gab eine diese Einschätzung bestätigende Definition von Anarchismus:

„Entsprechend dieser unserer Überzeugung haben wir weder die Absicht noch die geringste Lust, unserem oder einem fremden Volk ein beliebiges Ideal einer Gesellschaftsstruktur anzuhängen, das wir uns angelesen oder selbst ausgedacht haben, sondern wir suchen dieses Ideal im Volk selbst, in der Überzeugung, daß die Volksmassen in ihren mehr oder weniger historisch entwickelten Instinkten, in ihren täglichen Bedürfnissen und in ihren bewußten und unbewußten Bestrebungen alle Elemente ihrer zukünftigen normalen Organisation tragen;

und da jegliche staatliche Macht, jede Regierung ihrem Wesen und ihrer Stellung nach außerhalb des Volkes, über ihm steht und unbedingt danach streben muß, es einer Ordnung und Zielen zu unterwerfen, die ihm fremd sind, so erklären wir uns zu Feinden jeglicher Macht einer Regierung oder eines Staates, zu Feinden staatlicher Ordnung überhaupt,

und glauben, daß das Volk nur dann glücklich und frei sein kann, wenn es sich selbst sein Leben schafft in einer Organisation von unten nach oben, mit selbstständigen und freien Vereinigungen ohne jede offizielle Überwachung, nicht aber ohne vielfältige und gleich unabhängige Einflüsse von Personen und Parteien.

Das sind die Überzeugungen der sozialen Revolutionäre, und deshalb nennt man uns Anarchisten.

„Mit einem Wort, wir weisen alle privilegierte, patentierte, offizielle und legale Gesetzgebung, Autorität und Beeinflussung zurück, selbst wenn sie aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgegangen sind, in der Überzeugung, daß sie immer nur zum Nutzen einer herrschenden und ausbeutenden Minderheit gegen die Interessen der ungeheuren geknechteten Mehrheit sich wenden können.

In diesem Sinne sind wir wirklich Anarchisten.“

michail_bakunin_und_die_anarchie.txt · Zuletzt geändert: 2022/08/12 10:39 von lenni