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theater

Theater ist immer Konflikt-Aufstellung

… auch, wenn es nur lustig und schön sein will, alle offenen Konflikte vermeidet. Dann will sie vielleicht die Wiederholung und Wiederherstellung einer „alten Zeit“, die oft nur ein vergoldeter oder vergifteter Mythos ist …

Theater ist Realität und bildet Realität ab, ist ein Gebäude und eine gute oder schlechte Inszenierung, ob am Abend oder im Betrieb, egal, ob die Szenen und Stücke und Rollen bewusst oder unbewusst gespielt oder dargestellt werden.

Jede Aufstellung ist eine Szene

Auch Augusto Boal, der am 16. März 31 geboren war, also 90 geworden wäre und in aller Welt gefeiert wird, sah immer die Macht in den Strukturen, nicht nur in dem großen „Spiel der Macht“, das die Rollen der Mitspielenden herausfordern konnte.

Eine Aufstellung ist eine Szene, die der Realität entspricht oder eine Realität symbolisch mit Stellvertretenden abbildet,

Es kann eine Situation der Therapie sein, in einer Gruppe, oder eine Abbildung in Kissen oder Stühlen, die der aufstellenden Person

Alle Szenen im Theater haben auch eine aufstellende Wirkung, in dem die Personen Abstände, Bewegungen, Winkel und Drehungen zueinander haben, Orte einnehmen und Beziehungen halten oder verändern

Jedes Theaterstück, auch wenn es mit Textflächen arbeitet, bildet gesellschaftliche Konstellationen ab, lebt in Beziehungs-Strukturen und Abbildungen davon, die sich langsamer oder schneller verändern, starr bleiben oder verschwimmen …

Jede Familie oder Gruppen- Klassen- und Heim-Situation prägt uns, jede berufliche Konstellation bildet sich wieder ab, wenn wir sie nicht bewusst verändern.

Die gesamte Gesellschaft lebt in der ständigen Variation oder Wiederholung von eingeübten Szenen: Vom „Guten Morgen!“ über ein „Mahlzeit!“ oder ein „Servus“ bis zum „Gute Nacht!“ oder dem stummen aneinander vorbeigehen …

Jeder Betrieb ist eine Bühne, die viele Szenen der Anweisungen, der Widerstände, der Rituale und Grenzverletzungen, der Ungleichheit und Unterwerfung, der kleinen Aufstände und der gekränkten Abschiede,

Eine Einrichtung, die ihre Strukturen nicht reflektieren kann, die keine Supervision ernsthaft umsetzen kann, wird mehr Wissen auf den unteren Ebenen ansammeln, mehr Illusionen auf den oberen Ebenen, mehr leeres Wortgemümmel und Großsprech der Werte, …

Ein Unternehmen, das nicht in Richtung Gemeinwohl-Ökonomie geht, wird auch nicht zukunftsfähig sein: Von demokratischer Mitwirkung bis zu ökologischer Ausrichtung und sozialer Struktur von der Lieferkette bis zum Kunden https://theater-methoden.blogspot.com/2021/03/konfliktaufstellung-szenen-gemeinsamer.html und http://ecogood.org

Zwischen-Artikel mit Bildern: https://theater-methoden.blogspot.com/2021/03/konfliktaufstellung-szenen-gemeinsamer.html

Konfliktaufstellung: Szenen gemeinsamer Veränderung

Als Modell der Bilder-Arbeit in der Supervision und in der Personal- sowie der Unternehmensentwicklung kann eine Aufstellung von Haltungen zueinander mehr deutlich machen, als viele Stunden Gespräch bringen würden.

Grundbedingung ist, dass der Konflikt gesehen wird, und Einverständnis besteht, wer ihn dann stellt, darum drei Varianten, die sich ergänzen können:

Eine verschieden beurteilte Situation kann in zumindest drei verschiedenen Versionen aufgestellt werden:

Mit den primär Beteiligten:

Die direkten Konflikt-Partner stellen Stellvertretende in ihrer eigenen gesamten Haltung als Statue vor. Die Umstehenden besichtigen und kommentieren, interpretieren und assoziieren zu den Haltungen, Gesten und angedeuteten Motiven der Figuren.

Mögliche Veränderungspunkte werden gesucht und benannt, die Beteiligten können sich, da sie selbst nach dem Aufstellen in der Szenen vertreten und somit frei sind, locker an den Gesprächen beteiligen.

Mit den sekundär Beteiligten: Umstehende, Betroffene, KollegInnen ...

Die vom Konflikt als aussenstehende Betroffenen stellen, möglicherweise in kleinen Gruppen, nach ihrer Erinnerung und ihren persönlichen Eindrücken die Situation dar, (wobei sie in den Gruppen schon den ersten Abgleich, die erste Verarbeitung leisten); dann ist der Ablauf wie oben.

Mit den weiteren Betroffenen: Verantwortliche, Beratende ...

wie auch andere Lehrkräfte, Erziehende, die von den Auswirkungen des Konflikts Betroffenen, stellen je nach ihren Informationen in Gruppen möglicherweise sehr verschiedene, vielleicht sogar gegensätzliche Bilder, dann ist der Ablauf jeweils wie oben, die Deutung sollte aber in den Gruppen immer reihum möglich sein und durch die Moderation jeweils eingeordnet werden, damit nicht neue Konfliktfelder entstehen und sich nicht Macht-Geflechte gegenseitig decken können.

Erfahrungen:

Die direkten Beteiligten wehren sich oft im Vorfeld vor der ersten Version, sind aber, wenn die zweite Ebene vorbereitet wird, möglicherweise doch dazu bereit. Bei Aufstellungen in Einrichtungen, Unternehmen und Betrieben, in Schulen und in der Hochschule entstand immer ein intensives, wohlwollendes Gespräch, wo vorher meist reservierte Rollen-Haltungen fixiert waren.

In der Erstellung von Szenen für die Arbeit mit Forum-Theater in den verschiedenen Bereichen der interkulturellen Jugend- und Verbandsarbeit, der politischen Bildung und zur Jugend-Partizipation, in Berufs-Aus- und Fortbildungen, in langfristiger Supervision und für Aufführungen aller Publikums- Größen war die Nachhaltigkeit größer, wenn die öffentliche Versicherung des Veränderungswillens manifest wurde.

Grenzen:

zeitliche Konzentration der Teilnehmenden nach Alter und Reflexionsfähigkeit, moralische Eingriffe und Bewertungen durch Verantwortliche. Ca 20 Minuten brauchen wir für die Vorstellung des Modells der Konfliktaufstellung im Schulhof, zumindest eine Stunde für die erste Arbeit an einem konkreten „Fall“.

Finale

Der Zusammenklang der Theater-Methoden und der Gestalt-Arbeit ist sicher nicht auf allen Ebenen so leicht herzustellen, weil jede Berufsgruppe ihre eigene Begrifflichkeit entwickelt und pflegt, die dann in der „grenzüberschreitenden“ Kommunikation geklärt werden muss. Doch

„Begriffe sind die Griffe, mit denen man die Dinge bewegen kann“ Ziffel, der Physiker, in Bert Brechts „Flüchtlingsgesprächen“

Autor: Fritz Letsch: Theater - Gestalt - Pädagogik - Moderation

der letzte Abschnitt ist Teil eines Artikels, erschienen in Die Verwandtschaft von Gestalt und Forum-Theater

erschienen in: Helmut Wiegand (Hg): Theater im Dialog: heiter, aufmüpfig und demokratisch: Deutsche und europäische Anwendungen des Theater der Unterdrückten. Mit einem Beitrag von Augusto Boal zum “Symbolism in Munich„ (deutsche Fassung) ibidem-Verlag: https://www.ibidem.eu

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Andere Theater-Methoden:

Mein Abend mit Christoph Schlingensief

begann auf einem der Streetlife-Festivals der Umwelt-Bewegungen und Parteien in München um 2005, bei dem er am Stand der APPD aktiv war, während ich am Stand des Bündnis zur Erneuerung der Demokratie BED mit Debatten beschäftigt gewesen war.

Wir waren über Theater ins Gespräch gekommen, ich erzählte ihm von der Arbeit mit dem Forumtheater, während er von seinen Inszenierungs-Ideen träumte, die in Berlin auch Wirklichkeit werden konnte.

Um 2000 hatten wir mit INKOTA und der Erlass-Jahr-Kampagne wieder eine aktive Gruppe zustande gebracht, er hatte mit den „Ratten“ die Obdachlosen-Szene im Fokus.

Gemeinsam waren wir dann unterwegs zu einer Party in der OLY-Mensa, zu der er wollte, aber unsere Vorstellungen waren zu verschieden: Meine Beteiligungs-Orientierung und seine Aufführungs-Vorstellungen kamen nicht zusammen, seine APPD- Provokations-Vorstellung hätte zwar auch zum Unsichtbaren Theater gepasst, aber unsere Wege trennten sich …

In Gestalt und Psychotherapie reden wir auch von Trauma, wenn ein Konflikt bleibende Verletzungen hinterlassen hat.

theater.txt · Zuletzt geändert: 2023/10/14 18:44 von fritz