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ARCHIV 451

Die Trikont-Bücher in ihrer Zeit - Die Sammlung 451

Fahrenheit 451 - 232 Grad Celsius, der Hitzegrad, bei dem Bücherpapier Feuer fängt und verbrennt … Ray Bradbury - Ein Buch, ein Film, die damals viele widerständig Denkende angesprochen hatten.

Das Archiv entstand Anfang 1991 anlässlich eines Ausstellungsprojekts über kulturelle Strömungen Anfang der siebziger Jahre in München. Archiviert wurden zunächst die gesamten Bestände des TRIKONT- und dianus/trikont-Verlags.

1967 von Mitgliedern der Außerparlamentarischen Opposition gegründet, existierte der Verlag bis 1986. Der Name TRIKONT ist abgeleitet von der TRICONTINENTALE, einer ständigen Konferenz der Befreiungsbewegungen der Dritten Weit, die in den sechziger Jahren auf Cuba tagte. Der Ende der siebziger Jahre hinzugefügte Name dianus steht für den etruskisch italischen Gott Janus.

TRIKONT unterschied sich vielfach von Politik und Organisationsform anderer Verlage. Sein Anliegen war neben der Publikation von Büchern, Zeitschriften und Schallplatten - die Initiierung, der Aufbau und die Förderung sozialer Bewegungen.

Der Verlag verstand sich als Publikationsforum der Außerparlamentarischen Opposition und wurde durch die Veröffentlichungen der Texte von Fidel Castro, Che Guevara, Régis Debray und Ho Chi Minh in den ersten drei Jahren seines Bestehens einer der wichtigsten Verlage der Neuen Linken in der Bundesrepublik.

Neben der eigenen Verlagsproduktion verbreitete TRIKONT Bücher, Zeitschriften, Plakate und Schallplatten aus der Volksrepublik China, unter anderem „Die Worte des Vorsitzenden Mao Tse-Tung“ (Mao-Bibel), die „Peking Rundschau“ und „China im Bild“.

Auch nach dem Zerfall der antiautoritären Revolte spiegelten sich die politischen, sozialen und emanzipatorischen Wandlungen der neuen Protest- und Alternativbewegungen in den Publikationen des Verlags wider.

Es erschienen Texte der Kommunistischen Jugendinternationale (Reprints aus den Jahren 1929 bis 1931 ), Pamphlete der Black Panther, Berichte über die Revolution in Nord-Irland, über die FIAT-Streiks in Italien, Beiträge zur Imperialismustheorie, zu Judenfrage und Kapitalismus und ab 1970 Texte der neuen Frauenbewegung.

Mitte der siebziger Jahre publizierte TRIKONT die Reihe FRAUENOFFENSIVE - Texte der deutschen, amerikanischen, englischen, italienischen und französischen Frauenbewegung.

Es erschien die erste Schallplatte mit Liedern aus der neuen deutschen Frauenbewegung: „Von heute an gibt's mein Programm!“ Wenig später gründeten die Herausgeberinnen der Reihe FRAUENOFFENSIVE unter dem gleichen Namen den ersten autonomen feministischen Verlag in der Bundesrepublik, der bis heute existiert.

1975 erschien die Autobiographie eines jungen Arbeiters - Michael „Bommi“ Baumann: „Wie alles anfing“. Das Buch beschreibt die turbulenten Jahre 1965 bis 1971 in Westberlin. Kommune 1 und die Verbindung von Politik und Subkultur. Ostern 1968, die Schüsse auf Rudi Dutschke und „Wir sind eine kleine radikale Minderheit“.

Haschrebellen, der Blues, Tupamaros Westberlin, der Beginn der Stadtguerilla und die ersten steckbrieflich Gesuchten, Banküberfälle, die Bewegung 2. Juni und die Erschießung Georg von Rauchs.)

Das Buch wurde 1975 auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt - der Autor lebte seit Jahren im Untergrund. Einen Monat später fanden im TRIKONT-Verlag, in zahlreichen Buchhandlungen und privaten Wohnungen Hausdurchsuchungen statt. Das Buch wurde überall beschlagnahmt. Es begann eine der spektakulärsten Kampagnen um ein verbotenes Buch seit 1945.

Ein Jahr später wurde das Buch von fast 400 Personen, Verlagen, Buchhandlungen, Druckereien und Institutionen neu herausgegeben, unter anderem von Wolfgang Abendroth, Bernt Engelmann, Inge Feltrinelli, Helmut Gollwitzer, Peter Handke, Jakob Moneta, Luise Rinser, Jean-Paul Sartre, Alice Schwarzer, Peter Weiss und Gerhard Zwerenz. Der Prozess gegen die erste Herausgabe des Buches erstreckte sich über drei Jahre und alle Instanzen. Er endete 1978 mit einem Freispruch.

Ab 1975 unterstützte TRIKONT die Alternativbewegung, die die Politikansätze der Neuen Linken in Frage stellte und erweiterte. Es entstand LEBASCHA, eine Lebensmittelkooperative in Haidhausen, die bis heute eine zentrale Funktion als politisches Kommunikationszentrum erfüllt.

Weiterhin produzierte der Verlag in den siebziger Jahren Texte zur anderen Arbeiterbewegung, zu Widerstandsaktionen in Fabrik und Bundeswehr, zu Hausbesetzungen, Anti-AKW-Bewegungen, Ökologie, Regionalismus und zu den Emanzipationsbewegungen der Männer und der Schwulen.

Ab 1982 befaßte sich der Verlag überwiegend mit spirituellen Anliegen, wie Naturreligionen, New Age, Wissenschaft und Religion sowie Metapolitik. https://lora924.de/2010/07/28/christine-dombrowsky-vom-archiv-451-ist-gestorben


Eröffnung der Ausstellung: Archiv 451 / Trikontverlag

am 30.06.2023, 19 Uhr in der Archiv Galerie im Haus der Kunst, Prinzregentenstr. 1, 80538 München   Die Ausstellungsreihe „Archives in Residence“ in der Archiv Galerie des Haus der Kunst rückt autonome Archive als alternative Orte der Wissensproduktion in den Fokus. Nach Präsentationen von Archivbeständen des Euward-Archivs, 2021 und des Forum Queeres Archiv München, 2022 wird die Reihe 2023 mit Zeugnissen des subkulturellen Aufbruchs und antiautoritärer Protestbewegungen mit dem „Archiv 451 / Trikont Verlag“ fortgesetzt.

Beim Trikont Verlag handelt es sich um einen der ersten autonomen Verlagsbetriebe der Bundesrepublik. 1967 in Köln gegründet und seit 1968 in München aktiv, öffnete sich Trikont alternativen Sichtweisen und regte neue soziale und ökologische Bewegungen an.

Der Verlag benannte sich ganz bewusst nach der Trikontinentalen Konferenz, auf der 1966 in Havanna Strategien gegen die Benachteiligung der sogenannten Dritten Welt entwickelt wurden. Im Trikont Verlag erschienen vor allem deutsch­sprachige Publikationen und Übersetzungen zur europäischen und regionalen Arbeiterbewegung, zu Decolonialisierung und Antifaschismus, zu alternativen Lebens­formen und radikalen Gesellschaftsveränderungen.

Unter den ersten und erfolgreichsten Veröffentlichungen des Verlags finden sich die Mao Bibel und Che Guevaras Bolivianisches Tagebuch, das insgesamt elf Auflagen durchlief. So entwickelte sich Trikont auch zum Ausgangspunkt des Verlags Frauenoffensive (1975), des ersten autonomen feministischen Verlags in der BRD.

Trikont entdeckte schon früh die verbindende Kraft der Musik. 1972 wurde mit der Produktion von Schallplatten unter dem Namen TRIKONT - Unsere Stimme begonnen, aus der später der Trikont Musikverlag hervorging, der heute das älteste deutsche Independent-Label ist.

Zu den ersten Schallplatten des Trikont Musikverlags zählt Arbeitersache München – Wir befreien uns selbst, welche Protest- und Kampflieder der „Arbeitersache München„ enthält, der die Mitglieder des Trikont-Verlagskollektivs angehörten.

Eine weitere frühe Veröffentlichung ist die Platte Keine Macht für Niemand, das wohl bekannteste Album von Ton Steine Scherben. 1980 trennten sich schließlich Buchverlag und Plattenlabel. Nachdem 1986 der Buchverlag Konkurs anmeldete, baute die ehemalige Lektorin Christine Dombrowsky aus den verbliebenen Publikationen und Materialien das Archiv 451 auf, dessen Name eine Anspielung auf den Truffaut Film „Fahrenheit 451“ ist. Nach ihrem Tod 2010 wurde das Archiv an das Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. übergeben.

Die Ausstellung versammelt Dokumente aus dem Archiv 451 im Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. und dem Archivbestand von Trikont – Unsere Stimme. Einen Schwerpunkt bilden Verlags­publikationen und Schallplatten sowie Plakate, Fotografien und Filmmaterial. In der vielstimmig angelegten Ausstellung finden sich neben Musikstücken auch O-Töne von Akteur*innen, Wegbegleiter*innen und Künstler*innen.

Die Ausstellung ist bis 18. Februar 2024 in der Archiv Galerie im Haus der Kunst zu sehen. (kostenlos, am Besten mit akustischen Guide zu hören) Mit Dank an das Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. und TRIKONT Unsere Stimme Verlags GmbH.

Die Arbeit des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung wird vom Kulturreferat der LH München und vom Bezirk Oberbayern unterstützt. Kuratiert von Sabine Brantl.

Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. - Ebenböckstr. 11 - 81241 München - Tel/Fax: 089/834 46 83 - http://www.arbeiterarchiv.de

Trikont als Hintergrund der RAF

1966 gab es auf Cuba eine Konferenz, in der die Kämpfe des Trikont, der „Dritten Welt“, in den südamerikanischen und afrikanischen Staaten als Fortsetzung von Kolonialismus und Sklaverei thematisiert wurden, gleichzeitig entstanden die Befreiungsbewegungen in den USA von Schwarzen, Tunten und Trans, Schwulen, Frauen und Lesben … und die Friedensbewegung gegen die Aufrüstungen und Kriegsvorbereitungen, Koreakrieg und Vietnam.

Waffenexporte und Lieferungen an Diktatoren erschienen Leuten wie Franz Josef Strauß wie selbstverständliche Geschäfte, und die Nazis hatten sich in den Ämtern, in diesen Firmen und Geschäften wieder gut eingerichtet. Dagegen wuchs Widerstand, und die Leute der RAF erlebten die Macht der Nazis in den Gerichten und die Aussichtslosigkeit, in den Medien und der Politik etwas zu bewegen: In Solidarität mit den Befreiungs-Kämpfen in den Ländern des Trikont forderten sie ihre Umgebung zum bewaffneten Kampf gegen die Freunde der Diktatoren und alten Nazis auf.


100 Jahre Paulo Freire - 50 Jahre Pädagogik der Unterdrückten bei uns

Anfang der 1970er Jahre erschienen Artikel in Zeitschriften und hektografierte Blätter (den Spiritus-Geruch der clandestinen (geheimen) Erleuchtung im Gegensatz zu den muffigen Schulbüchern tragend) mit den Grund-Ideen der Pädagogik der Unterdrückten, und die Bewegungen im Trikont, der „3. Welt“ neben den aufgeteilten Blöcken von Kapitalismus und Diktatur des Proletariat im Kalten Krieg erschienen allen politisch denkfähigen Leuten damals befreiend: 100 Jahre Paulo Freire

Noch hatten nicht alle Kolonien sich von den ausbeutenden Nord-Ländern losgesagt, noch gab es den Bund der Blockfreien, die auch in der UNO am Gewicht schieben konnten, sie wurden mit dem politischen Sieger-Jargon der Nachkriegszeit von der „Ersten Welt“ (Europa) und der „Zweiten Welt“ (USA/ UdSSR?) als der „3.Kontinent“, der Trikont bezeichnet: Als Zusammenfassung für die drei Kontinente Afrika, Asien und Lateinamerika.

Von der Dritten Welt ...

oder den „Ländern des Südens“ hatten wir in meiner Kindheit noch Kolonialwaren-Läden, die speziell diese Importe aus Bambus, Kakao, Kaffee, Kokos, Rattan, Rohrzucker, Sisal, … verkauften

über die Importe der Kämpfe aus dem Süden

die in der RAF von nord- und südamerikanischen und antirassistischen Befreiungsbewegungen aufgenommen und als solidarische Idee, die „Kämpfe in die Städte des Nordens“ zu tragen, die den Diktatoren die Waffen für die Unterdrückung lieferten: F.J.Strauß als bekanntester Waffenhändler bei Pinochet, Strössner etc. https://de.wikipedia.org/wiki/Trikont

zur Einen Welt

in der Globalisierung, die vor allem die „billigen Tätigkeiten“ wie die ganze Kleidungsproduktion, aber auch „unsere Rohstoffe“ und unseren Müll durch die ganze Welt schippert, aber auch immer solidarische Aktionen der Berichtenden, der Hafenarbeiter und des Flugpersonals …

München hat noch den Trikont Verlag, der einmal als emanzipatorischer Buchverlag begann, heute als international bekanntestes Indie-Label ein führender Produzent unabhängiger und regionaler Musik-CDs geworden ist. https://de.wikipedia.org/wiki/Trikont-Verlag

... und weiter zur Kritik der "Entwicklungshilfe"

von der man früher sagte, dass von jeder Mark für den Süden drei Mark bei Siemens landen …

https://www.ya-basta-netz.org/tren-maya-made-in-germany

Infrastrukturprojekte bedeuten Fortschritt und Entwicklung, so der offizielle Diskurs. Dabei erscheint das Bahn- und Autobahnprojekt „Tren Maya“ nur auf den allerersten Blick wie ein harmloses Vorhaben der mexikanischen Regierung: Auf über 1.500 Kilometern soll die neue Strecke fünf Bundesstaaten verbinden.

Politik und Unternehmen versprechen Arbeitsplätze, einen Anstieg des Tourismus und gar den Weg in die Moderne.

Tatsächlich bedeutet das Megaprojekt die Zerstörung der letzten Regenwälder Südmexikos, die Missachtung der Rechte der indigenen Bevölkerung, Landnahme- und Vertreibung sowie eine zusätzliche Militarisierung in einer der konfliktreichsten Regionen des Landes.

100 Jahre Paulo Freire Programm auf https://www.nordsuedforum.de/pauloFreire

trikont.txt · Zuletzt geändert: 2023/07/02 13:49 von fritz